Mehr Effektivität: Fluch oder Chance?
Im Großen wie im Kleinen pendelt die Geschäftswelt zwischen den Extremen: Beim einen quillt der Schreibtisch über: Mappen, Ordner, Zettel stapeln sich zu Papiertürmen. Beim anderen ist alles perfekt organisiert, alles wird in den Terminkalender, Palm-Organizer oder PC eingegeben und in einem Ablagesystem sortiert verwahrt.
Wie auch immer Sie dazu stehen und wo Sie sich einordnen, es bleibt bei kritischer Selbstbetrachtung ein dumpfer Verdacht: Die Zeit, die der eine mit dem wilden Suchen nach einem Zettel mit einer dringend benötigten Telefonnummer verliert, bringt der andere beim Synchronisieren von Palm-Organizer und Desktop-PC zu, beim Suchen nach den bei einem Rechnerabsturz verlorenen Daten, oder dabei, mit der Software ein vermeintlich einfaches Problem zu lösen.
Der Redaktion liegen keine Studien vor, die hierzu verlässliche Daten böten. Empirisch zeigen sich aber zwei Grundregeln. Regel 1: Gleichgültig, wie gut Sie sich organisieren, Ihre Arbeitsmittel sorgen immer für unvorhergesehene Probleme, die Ihnen einen Strich durch die Rechnung machen. Daraus ergibt sich Regel 2: Sie schaffen maximal die Hälfte dessen, was Sie sich eigentlich vorgenommen hatten.
Das ist natürlich auch ein schöner Ansatzpunkt für allerlei Hersteller und Dienstleister: Die versprechen mit ihren Produkten und Systemen mehr Produktivität, mehr Effektivität und ganz generell einen besseren Workflow. Weniger Leute sollen in kürzerer Zeit mehr schaffen können. Mag sein, dass diese Seite der Rechnung irgendwie aufgeht, aber die andere, meist damit verbundene, heimliche Hoffnung wird praktisch immer enttäuscht. Ganz ehrlich: Arbeiten Sie und Ihre Kollegen weniger als früher? Und was tun Sie mit der vermeintlich gesparten Zeit?
Vielleicht kommen solcherlei Aspekte generell bei der Workflow-Diskussion zu kurz, die momentan wieder ein Topthema der Branche ist. Einfach nur mehr zu machen ist eben in vielen Fällen gar kein gutes Ziel. Oder würden Sie diesen Newsletter auch dann noch lesen, wenn er täglich käme und jeweils 50 Meldungen enthielte? Oft ist es für alle Beteiligten besser, wenn mehr Effektivität nicht einfach nur zu mehr Output führt, sondern zu besserem. Sie werden sehen.