Schweigen im Wald
Das kennen Sie selbst, mindestens aus Tierfilmen, vielleicht auch aus eigener Erfahrung: Noch zwitschert und raschelt es überall im Gehölz und dann wird es schlagartig still, die Spannung steigt und jeder wartet auf den großen Knall. So ähnlich geht es derzeit auch in der deutschen Medienlandschaft zu. Alle warten gespannt, was mit der KirchGruppe passiert, die bislang als Platzhirsch agierte.
Zum Teil bewundert, zum Teil wohlwollend bis argwöhnisch beobachtet, zum Teil mit voller Inbrunst gehasst. Und nun ist das Revier des Leittiers bedroht, andere Hirsche mit eindrucksvollen Geweihen posieren verstärkt am Waldrand, machen Ansprüche deutlich und wollen auch zum Futtertrog. Im Rudel selbst finden Rangordnungskämpfe statt, es rumort, es bilden sich wechselnde Allianzen. Viele Rudelmitglieder solidarisieren sich aber gleichzeitig enger mit dem Alten, selbst die, die ihm bisher feindselig gegenüber standen, halten sich mit Provokationen zurück. Fast alle fürchten sie den Wechsel, das Neue.
Es hängt eben einfach sehr viel dran, an der nahezu unüberschaubaren KirchGruppe und deren Peripherie: Aufträge, Jobs, Geld, Macht. Die ganze Branche blickt gespannt auf die Ereignisse um Kirch, Murdoch und Malone, auf Springer, die Banken und auf die Regulierungsbehörden. Der bevorstehende Kampf der Giganten, er hat schon jetzt massive Auswirkungen auf viele in der Branche, und sei es nur mental. Und er wird noch weitere Auswirkungen haben auf die Fernseh-, die Produktions- und auch die Geräteindustrie in Deutschland.
Und wieso berichtet www.film-tv-video.de dann so wenig über dieses Thema? Weil andere das besser können, größere Ressourcen und intensivere Kontakte haben, aber dennoch wenig Greifbares zu Tage förden: Auch in der seriösen Tagespresse finden sich derzeit überwiegend Spekulationen und Dementis en masse. Keiner in der KirchGruppe hebt momentan seinen Kopf aus der Deckung, denn jeder spürt, dass derzeit fast alles möglich ist. Und von offizieller Seite praktiziert die KirchGruppe ihr seit Jahren gewohntes und perfektioniertes Spiel: Schweigen im Wald, hier und da durchbrochen von einem ganz offiziellen Dementi. Zumindest das wird sich wohl auch im nahenden neuen Jahr nicht ändern. Sie werden sehen.