Konvergenz und Divergenz
Wieder einmal zeigt sich dieser Tage, dass das Zusammentreffen von IT- und Medienwelt mitunter eher Kollisions- als Konvergenz-Charakter annimmt. Und als Katalysator wirkt dabei immer öfter die Börse, an der viele Firmen Geld für ihre Expansionspläne tanken, ohne die sich wiederum die geplanten Mammut-Aufgaben beim Zusammenwachsen oder Zusammenzwingen zweier Branchen gar nicht realisieren lassen.
Nun hat es also Management Data erwischt: Die Muttergesellschaft von Omnibus und David, die mit nach Eigenangaben vollen Auftragsbüchern der Töchter und spektakulären Deals wie dem Maxdome-Projekt für die KirchGruppe auf sich aufmerksam machte, muss einen Insolvenzantrag stellen. Der Börsenkurs des Unternehmens, der in den letzten Monaten ohnehin schon stark abgebaut hatte, fiel darauf hin auf 0,40 Euro pro Aktie. Vielleicht lässt sich das Schlimmste ja noch abwenden, aber einen Schlag ins Kontor bedeutet dieser Vorgang in jedem Fall. Noch im Dezember des vergangenen Jahres hatte die Welt aus Sicht des Vorstands und Gründers Holger Antz ganz anders ausgesehen, wie er www.film-tv-video.de damals in einem Interview erläuterte.
Aber nicht nur Management Data leidet darunter, dass die IT- und die Video/Broadcast-Welt bei weitem nicht so gut harmonieren, wie im allgemeinen Konvergenz-Taumel gern behauptet wird: SGI macht rund 30 Prozent seiner Umsätze im Firmenbereich »Telecommunications and Media« und im Interview mit www.film-tv-video.de im Februar des Jahres fand der für diesen Bereich zuständige SGI-Vize-Präsident Greg Estes, dass der damalige Kurs von um die 5 Dollar schon eine Unterbewertung darstellte. Nun steht SGI bei 0,55 Dollar pro Aktie.
Auch andere Firmen wie Avid, Pinnacle und Media100 blicken derzeit allesamt nicht gerade erfreut auf ihre Börsennotierungen. Und das bedeutet eben in der Rückwirkung auch Unsicherheit für die Kunden dieser Firmen: Was passiert? Wie geht’s weiter? Was, wenn der nächste Sanierer mit harten Schnitten genau die Entwicklungen beendet, auf die man als Kunde gesetzt hatte?
Wenn IT- und Medienwelt aufeinander treffen, kommt unweigerlich zusätzliche Unsicherheit ins Spiel: Die vielleicht zu hoch angesetzten Kundenerwartungen werden enttäuscht, Partner kommen im Verlauf von Projekten abhanden, Fusionen und Akquisitionen bleiben auf halber Strecke stecken und das alles vor dem Hintergrund der im IT-Bereich extrem hohen Personal-Fluktuation und Fachleute-Knappheit.
Dennoch ist es praktisch unvermeidlich, dass es immer weitere Überlappungen geben wird: Heutzutage sind bewegte Bilder eben einfach nur größere Datenmengen, und die werden mit Computer-Systemen verarbeitet, verwaltet und verwertet. Praktisch alle Entwicklungskapazitäten in der gesamten Mediengeräte-Industrie werden auf diesen Bereich verlagert. Es bleibt also letztlich kein Ausweg, als sich mit diesen geänderten Marktbedingungen zu arrangieren: Die generelle Richtung scheint klar, es bleibt die Wahl der passenden Geschwindigkeit und die Wahl des richtigen Weges, was beides schwer genug ist. Sie werden sehen.