Luftblase Konvergenz?
Wachsen IT- und TV-Welt zusammen – und wenn ja, wie? Diese Frage bewegt Entscheider aus beiden Welten seit geraumer Zeit. Auch die NAB2001 hat dieses Thema klar erkannt und beschreibt sich selbst gern als großen »Konvergenz-Markplatz« (Convergence Marketplace), auf dem Internet-, Computer- und Fernsehwelt zusammenkommen. Laut diesjährigem Messemotto tun sie das, um »die Zukunft zu umarmen, anzunehmen oder zu umfassen« (Embrace the future). Lauter schöne Worthülsen?
Dem Bild des Marktplatzes möchte man auf den ersten Blick zustimmen, ohne lange zu zögern. Doch sobald man etwas genauer hinsieht fällt auf, dass auf diesem Konvergenz-Marktplatz zwar viel geredet, dafür aber herzlich wenig zusammengearbeitet und tatsächlich gehandelt wird. Und wenn tatsächlich kooperiert und konvergiert wird, dann gibt es eben doch häufig größere Anlaufschwierigkeiten, als erwartet und geplant.
Deutliches Beispiel aus dem deutschen Markt: Im vergangenen Jahr kündigte Medienmulti Kirch an, man werde im Internet die neue Entertainment-Plattform »Maxdome« etablieren. Als IT-Dienstleister sollte Management Data das Projekt für rund 20 Millionen Mark realisieren und unter anderem ein IP-Portal sowie ein Redaktionssystem und einen Content-Management-Server mit zentralem Rechenzentrum aufbauen. Doch nun hat die KirchGruppe das Projekt »Maxdome« mehr oder weniger komplett eingestellt, und der Anteil von Management Data an dem Projekt, der laut Management-Data-Sprecher Kuttenkeuler zu rund 80 Prozent auch geleistet worden sei, war wohl für die Katz – oder ist zumindest »nicht öffentlich zugänglich«, wie die offizielle Formulierung lautet. Soviel zum Schlagwort Konvergenz.
Freilich ist dieses Projekt kein Einzelfall. Die Liste ließe sich um etliche andere Broadcaster erweitern, die sich im Augenblick ebenfalls an ersten Konvergenz-Projekten versuchen. Die Ausbeute ist bislang allerdings noch ziemlich dünn, weshalb in Workshops und Kolloquien gerne gemutmaßt wird, dass die Zeit für Konvergenz einfach noch nicht reif sei. Wetten, dass dieses Thema die Branche noch eine ganze Weile begleiten wird? Sie werden sehen.