VideoReferee: Videobeweis bei der Kanu-Slalom-WM in London
Während der Kanu-Slalom-Weltmeisterschaft, die im September 2015 in London stattfand, setzte der Kanu-Weltverband ICF das VideoReferee-System ein, um die Schiedsrichter während des Turniers zu unterstützen. Das 12-kanalige VideoReferee-System bot eine weitere Grundlage für zuverlässige und sichere Entscheidungen während des Turniers.
Kanu-Slalom zählt zu den dynamischsten und spektakulärsten Bootssportarten. Ziel ist es, in kürzester Zeit einen Wildwasser-Parcours zu absolvieren und dabei mit Stangen markierte Tore stromabwärts oder stromaufwärts korrekt zu durchqueren. Die Tore sollen fehlerfrei durchfahren werden. Gelingt dies nicht, erhält der Sportler für das Berühren der Stangen Strafsekunden. Ob ein Stab berührt oder ein Tor korrekt durchfahren wurde, ist im Wettkampf oftmals nicht einwandfrei erkennbar. Um den Schiedsrichtern eine exakte Entscheidung zu ermöglichen, hat der internationale Kanuverband ICF den Videobeweis als technische Entscheidungshilfe bei internationalen Wettkämpfen bereits 2007 zugelassen. Dabei stießen die gängigen technischen Hilfsmittel aber oftmals an ihre Grenzen, da nicht genügend Perspektiven/Kamerasignale zur Verfügung standen und/oder deren gleichzeitige Sichtung schwierig war, was eine faire Entscheidungsfindung erschwerte.
Bei dem Wettbewerb in London wurde nun VideoReferee zum ersten Mal als Hauptsystem für den Videobeweis während einer Kanu-Slalom-Weltmeisterschaft eingesetzt. Auf der für die Olympischen Spiele 2012 gebauten Rennstrecke kämpften 300 Athleten aus 55 Ländern um Medaillen und Plätze.
Eric Lokken, Mitglied des Technical Committee, sagt zum Einsatz von VideoReferee: »In der Vergangenheit mussten wir auf produzierte Videosignale zurückgreifen und Replays anfordern. Das hatte oftmals Verzögerungen bei der Bekanntgabe oder Bestätigung der Endergebnisse für jeden Athleten zur Folge. Nun verwendeten wir in London zum ersten Mal VideoReferee während einer Weltmeisterschaft. Das System war einfach zu erlernen und die Einrichtung der Software sowie das Training konnten wir in nur einem Nachmittag erledigen.« Lokken ergänzt: »Während des Wettbewerbs kann man damit sehr bequem per Touchscreen die Kameras auswählen, die man sehen will. In den meisten Fällen konnten wir eine Zeitstrafe noch während der Fahrt des Athleten überprüfen und ein sicheres Ergebnis liefern, bevor der Athlet die Ziellinie überquerte. Der Einsatz des VideoReferee-Systems hatte einen großen Einfluss auf unsere Entscheidungen während des Wettbewerbs. Wir konnten die Ergebnisse sehr schnell und zweifelsfrei liefern.«
Das VideoReferee-System wurde als maßgebliches Beurteilungssystem verwendet und griff auf die Signale aller Kameras entlang der Rennstrecke zurück. Alle Tore entlang der Strecke wurden von Kameras beobachtet und lieferten so Aufnahmen aus bis zu vier Perspektiven. Da VideoReferee leicht in bestehende Produktionsumgebungen integriert werden kann, verarbeitete das in London verwendete System auch Signale des TV-Host-Broadcasters vor Ort. So griff VideoReferee auf die maximale Anzahl verfügbarer Signale zurück.
Broadcast Solutions unterstützte das Turnier mit zwei Systemen und installierte als Hauptsystem ein VideoReferee MKIII mit 12 Kanälen (simultane Aufnahme). Ein VideoReferee MKII mit bis zu 11 Kanälen war als Backup-System im Einsatz.
Das Hauptziel des Einsatzes von VideoReferee während der Veranstaltung in London war es, die Entscheidungsfindung der Richter zu beschleunigen und eine möglichst sichere Entscheidung zu erlauben, die eventuellen Einsprüche von Teams und Einzelathleten standhalten kann. Im Ergebnis konnten klare und sichere Schiedssprüche, weniger Wartezeiten und vor allem Medaillenentscheidungen mit Bestand erreicht werden. Mit dem in London verwendeten VideoReferee-System hatten die Schiedsrichter Zugriff auf bis zu 12 Kamerasignale in HD-Qualität. Während des Wettbewerbs konnten alle Signale live angesehen und dabei einzelne Szenen markiert werden — während die Aufzeichnung weiter lief.
Diese Kennzeichnung von strittigen Szenen kann bei VideoReferee automatisch mit Hilfe von Algorithmen oder manuell durch den Schiedsrichter erfolgen — live oder bei Durchsicht des bereits aufgenommenen Materials. Dann besteht die Möglichkeit, zwischen der gleichzeitigen Ansicht aller Kanäle, Einzelansicht und Zoom-Ansicht zu wählen. Zu Sicherungszwecken ist der Export markierter Szenen auf DVD oder via MP4-Datei möglich. Ebenso ist die Aufnahme kompletter Sportveranstaltungen mit VideoReferee vorgesehen. Die Kanu-Teams in London nutzten das VideoReferee-System und das damit zur Verfügung gestellte Material auch zu Trainingszwecken.
Die Kanu-Slalom-EM 2015 in Deutschland war der erste Test für VideoReferee bei einem ICF-Wettbewerb. Während der Weltmeisterschaft in London stellte VideoReferee erneut unter Beweis, dass es ein wichtiges Tool ist, um Schiedsrichter im Laufe einer derartigen Veranstaltung zu unterstützen. Die Hersteller von VideoReferee haben bei der Entwicklung den User und die Benutzerfreundlichkeit im Blick. Daher ist das System intuitiv zu benutzen und leicht zu erlernen — Schiedsrichter können sofort mit dem System arbeiten.
Das Firmenvideo erläutert, wie Videoreferee funktioniert und welche Möglichkeiten das System bietet.