Branche, Studie: 17.11.2015

Filmförderung in der Diskussion

Die Filmförderungspraxis in Deutschland wird immer wieder heftig diskutiert. Jetzt formiert sich auch die Digitalwirtschaft gegen die Filmförderung — hauptsächlich deshalb, weil es Pläne gibt, bei den Anbietern von Internet-Zugängen und Übertragungsplattformen Abgaben zu erheben, die der staatlichen Filmförderung zugute kommen sollen. Das lehnen die betroffenen Firmen erwartungsgemäß ab: Aus Sicht von deren Verbänden ist eine Ausweitung der Filmförderung weder sachlich zu rechtfertigen, noch notwendig. Die vorhandenen Mittel würden vollkommen ausreichen, wenn ihre Vergabe besser organisiert wäre, so die Verbände.

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Am 16. und 17. November 2015 findet auf Einladung von Staatsministerin für Kultur und Medien, Prof. Dr. Monika Grütters, ein Runder Tisch mit Vertretern der Filmbranche, der Medien und der Digitalwirtschaft zum Abgabe zugunsten der Filmförderung statt.

Bei der Veranstaltung dürfte es wohl heiß hergehen, denn einige der Teilnehmer vertreten die Auffassung, dass in Deutschland viel zu wenig Geld für die Filmförderung bereitgestellt wird. Um das zu ändern, sollen die Anbieter von Internet-Zugängen und Übertragungsplattformen eine Abgabe bezahlen, um daraus Mittel für die Filmförderung zu gewinnen. Die Argumentationskette dazwischen sieht dieses Lager darin, dass die Digitalwirtschaft letztlich von der Produktion von Inhalten am meisten profitiere, ohne selber dafür bezahlen zu müssen. Die Gegenseite vertritt die Auffassung, dass eine solche Abgabe ungerechtfertigt sei und dass die Mittel der Filmförderung schon jetzt vollkommen ausreichten, wenn sie denn sinnvoll eingesetzt würden. Zu diesem Ergebnis kommt jedenfalls ein von der Digitalwirtschaft in Auftrag gegebenes Gutachten, das der ehemalige Präsident der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf, Prof. Dr. Dieter Wiedemann, erstellt hat.

Eine gemeinsame Pressemeldung der Digitalverbände Anga, Bitkom und Eco, die das Gutachten thematisiert, fasst wie folgt zusammen: »Nach den Ergebnissen des Gutachtens haben deutsche Filmfördereinrichtungen zwischen 2010 und 2012 insgesamt 1.501 Filmprojekte finanziell unterstützt. Bis zum Jahr 2014 wurden davon aber nur 1.093 Filme tatsächlich in der Öffentlichkeit gezeigt. Die deutschen TV-Sender strahlen derzeit sogar weniger als die Hälfte der deutschen Kinofilme aus. Es gibt also eine Überproduktion an deutschen Filmen und eine "Überförderung" von wirtschaftlich nicht erfolgreichen Projekten. Statt einer Ausweitung der Filmförderung schlägt der Gutachter zahlreiche strukturelle Änderungen vor. So sollten geförderte Filme nicht immer zuerst im Kino gezeigt werden müssen. Stattdessen müssten neue Plattformen wie zum Beispiel Streaming-Dienste im Internet berücksichtigt werden, um jüngere Zielgruppen zu erreichen.«

Blick auf das Gutachten

Unabhängig davon, wie man zu diesem aktuellen Disput steht, fördert die Studie einige interessante Aspekte zutage und vergleicht unter anderem, welche Filme gefördert wurden, wo sie zu sehen waren und wie viele Zuschauer sie angeschaut haben.

Die Studie »Filmförderung im Rahmen der Evaluierung des Filmfördergesetzes« steht hier zum Download bereit