»We wanted flying cars, instead we got 140 characters«
Als sich PayPal-Mitbegründer Peter Thiel darüber beklagte, dass es immer weniger echte technologische Innovationen gebe, brachte er das so auf den Punkt: »We wanted flying cars, instead we got 140 characters«.
Fliegende Autos fungieren in der Science-Fiction-Ikonografie als griffiges Symbol für die Technologie der Zukunft: »Blade Runner« und »Das fünfte Element« sind nur zwei Beispiele dafür. Auf seinem Weg »Zurück in die Zukunft« findet Marty McFly im Jahr 2015 ebenfalls fliegende Autos vor, als er mit einem modifizierten DeLorean den 21. Oktober 2015 ansteuert.
Wir sind also definitiv hinten dran: Statt fliegender Autos haben wir nur fliegende Daten. Smartphones — eine tatsächlich irgendwie bahnbrechende Entwicklung — werden in Wahrheit aber überwiegend genutzt, um Zeit totzuschlagen oder zu verschwenden: Mit Spielen, WhatsApp-Geblubber, um Selfies hochzuladen und eben Tweets mit einer Länge von maximal 140 Zeichen zu verbreiten. Sind das die Innovationen, die wir uns alle gewünscht haben?
Für Peter Thiel zumindest ist die Antwort klar: Ihm fehlen bahnbrechende Erfindungen, die das Leben der Menschen verbessern — und zwar jenseits vom Gros nahezu sinnfreier Tech-Toys. Ist Twittern möglicherweise sogar ein Rückschritt? Schließlich waren schon bei der Einführung von SMS 160 Zeichen pro Nachricht möglich — und man kommunizierte zielgerichtet und nicht »mit der ganzen Welt«.
Solche Gedanken können auch dem Leitthema der Münchener Medientage, die aktuell stattfinden, einen zusätzlichen Twist geben: »Digitale Disruption«. Dieses Schlagwort beschreibt, wie neue Technologien bestehende Produkte und Systeme – und damit letztlich auch deren Businessmodelle – vollständig verdrängen und ersetzen. Ein Beispiel dafür war die LP, die der CD zum Opfer fiel — die nun wiederum von Streaming-Diensten verdrängt wird.
In München wird derzeit also unter anderem auch wieder mal diskutiert, wie die Zukunft der Medien im Allgemeinen und des Fernsehens im Besonderen aussehen könnte. Ein Thema, das dabei verstärkt zur Sprache kommt, ist Big Data, also das Sammeln und Auswerten von unzähligen Nutzerdaten, um auf dieser Basis optimale Produkte und Services gezielt für die gewünschte Zielgruppe anbieten zu können.
Inhalte sollen sich künftig viel stärker an den individuellen Gewohnheiten der Nutzer orientieren und dazu werden die Daten aus der jeweiligen »Me-Cloud« einbezogen. Das kann man allerdings auch so interpretieren: Firmen wollen noch mehr Daten von Endkunden erfassen, analysieren und dann auf der Basis von geheimen Algorithmen für relevant gehaltene Inhalte und passende Werbung ausliefern.
Vielleicht spielt ja auch das trübe Herbstwetter eine Rolle, wenn wir uns fragen: Ist das nicht traurig, wenn sich intelligente Menschen mit solchem Kram beschäftigen, wo wir doch in Wahrheit fliegende Autos wollen? Ist es vielleicht die »digitale Disruption«, die immer mehr Menschen davon abhält, das wirklich Wichtige zu tun?
Sie werden sehen.