Mehr Live-Produktionen mit »kleinem Besteck«
Aufwändige Live-Produktionen nennen Verantwortliche von TV-Sendern gern als probates Mittel, um die Stärken der TV-Distribution auszuspielen — gegenüber der wachsende Konkurrenz aus dem OTT-Bereich. Zwar sind die Angebote von Netflix, Youtube oder Amazon insgesamt auf Wachstumskurs, Live-Events aber gehören dort zumindest bislang nicht zu den Schwerpunkten.
Live-Produktionen waren bislang aber auch deshalb den Premium-Sportarten und Top-Events aus dem Unterhaltungsbereich vorbehalten, weil dort die Rechte teuer und das Publikumsinteresse groß sind — und somit nur hier die Budgets zur Verfügung stehen, um das auch umzusetzen. Mittlerweile können aber auch Wettbewerbe in weniger publikumsträchtigen Sportarten oder andere Kulturereignisse, mit »kleinerem Besteck«, also mit geringerem technischem Aufwand und zu vertretbarem finanziellen Aufwand produziert und per Streaming zur Zielgruppe übertragen werden.
Für Sportarten jenseits von Fußball, Boxen und Formel 1 und einigen Skiwettbewerben ist das ein großer Schritt nach vorne — und für manchen Sportverband vielleicht auch eine Chance, dringend benötigten Nachwuchs zu erreichen.
Für die großen Broadcast-Hersteller wird dieser Markt wohl auch künftig nicht im Fokus stehen: ein EVS-Replay-Server oder eine 100-fach-Optik von Fujifilm oder Canon an einer Super-Slomo-Kamera werden bei der Produktion eines regionalen Handballspiels oder einer Segelregatta wohl kaum zum Einsatz kommen. Wohl aber kompakte Streaming-Fahrzeuge, PC-basierte Mischer, einfachere Replay-Tools, flexible kleine Reportagewagen oder gar ein Ü-Wagen als Anhänger. Neue preisgünstige Konzepte und aktuelles, kostenoptimiertes Equipment eröffnen hier auch neue Möglichkeiten.
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