Branche: 21.02.2014

Neuer 3D-Film von Wim Wenders: Postproduction mit Avid-Lösungen

Der komplette Video- und Audio-Workflow bei der Postproduction des neuen 3D-Films »Kathedralen der Kultur« von Wim Wenders, wurde mit Avid-Lösungen realisiert.

Am 12. Februar 2014 feierte der neueste Film von Wim Wenders im Rahmen der Berlinale Weltpremiere: »Kathedralen der Kultur« lief in der Sektion Berlinale Special. Bei diesem Film zeichnet Wim Wenders als Executive Producer verantwortlich für den gesamten Film und führte bei einem der insgesamt sechs Segmente des Werks auch Regie. Insgesamt beantworten sechs renommierte, preisgekrönte Regisseure dabei filmisch die Frage: »Wenn Gebäude sprechen könnten, was würden sie uns erzählen?«

Zu Wort kommen dabei die Berliner Philharmonie, interpretiert von Wim Wenders, die Russische Nationalbibliothek, mit den Augen von Michael Glawoger gesehen, das Halden Gefängnis in Norwegen, von Michael Madsen in Szene gesetzt, das Salk Institute in den USA, aus der Sicht von Robert Redford, das Oslo Opernhaus, betrachtet von Margreth Olin, sowie das Centre Pompidou in Paris, von Karim Aïnouz porträtiert.

Wenders und seine Berliner Produktionsfirma Neue Road Movies, die alle seine Filme realisiert, setzten für den Schnitt und die Tonbearbeitung komplett auf Technik von Avid. In seiner Berliner »Schnittbar« hat der Cutter Toni Froschhammer, der bereits den oscar-nominiertem 3D-Tanzfilm »Pina« von Wim Wenders geschnitten hat, die »Kathedralen«-Segmente von Wenders und von Karim Aïnouz bearbeitet. Dabei kam ein spezielles Set-Up zum Einsatz, das der Produzenten Erwin M. Schmidt und der Postproduktions-Supervisor Dominik Bollen speziell für die 3D-Bedürfnisse der Neuen Road Movies entwickelt haben. Das Set-Up besteht aus dem Video-Interface Nitris DX, dem Schnittsystem Avid Media Composer 7.0 und zwei Sanyo-Projektoren des Typs Z3000 mit vorgeschalteten RealD-Filtern.

Mobiles Stereo-3D-Editing mit großer Leinwand

Bereits am Set wurde das von den Stereo-Kameras aufgezeichnete Raw-Material jeweils in 1080p24 DNxHD115 gewandelt. In der Avid-Lösung wurden dann beide Video-Files automatisch zu einem »Stereoscopic Clip« verknüpft. Parallel zum normalen 2D-Video-Monitoring über den HDMI-Ausgang der Nitris-Hardware erfolgte die Stereo-3D-Ausgabe über zwei HD-SDI-Ausgänge an die beiden Projektoren, die auf eine mobile Silberleinwand mit 4 m Bildbreite projizierten.

Dieses mobile Set-Up, das in wenigen Koffern transportiert und relativ rasch aufgebaut werden kann, hat einen wesentlichen Vorteil: Regisseur und Team können damit in einem 3D-Kino-Umfeld arbeiten und Bilder in unkomprimierter HD-Qualität sehen. Die eingesetzte Technik ermöglicht das Arbeiten in Echtzeit, ohne Verzögerungen durch Rendering-Vorgänge. Konkret wurde die Timeline des Media-Composer-Systems konstant auf die große Leinwand ausgegeben, was eine optimale, unmittelbare Beurteilung des Materials, des Schnitts und der Effekte ermöglicht.

»Dieses Set-Up ist sozusagen die Luxusvariante für den 3D-Schnitt«, freut sich Produzent Erwin M. Schmidt. »Die Beurteilung des Schnitts auf einer möglichst großen Leinwand ist für ein 3D-Projekt essenziell wichtig, denn die Wahrnehmung des Bildinhaltes, einzelner Schnitte und der 3D-Dramaturgie ist unmittelbar von der Größe der Leinwand abhängig. Dieses Set-Up erlaubte uns ohne Umwege und Zeitverlust zu überprüfen, was funktioniert und was noch verändert werden muss. Rohschnittsichtungen, Testscreenings und Abnahmen — all das haben wir erfolgreich über diese maßgeschneiderte Lösung mit der Avid Nitris DX Box und dem Media Composer abgewickelt.«

Audiobearbeitung mit Pro Tools und Icon

Auch die komplette Audio-Postproduktion sowie die Mischung wurden mit einem Avid-Workflow realisiert, bestehend aus mehreren gekoppelten Pro-Tools-Systemen und einer Icon-D-Control Surface.

Über Video Satellite wurden Audio und Video dabei miteinander verbunden. »Video Satellite ermöglicht es uns bei 3D-Produktionen auf einfache Weise, das stereoskopische Bild über zwei Pro-Tools-Systeme zuzuspielen. Besonderes Augenmerk galt der Tiefe des Raumes ‚hinter der Leinwand’. Faltungshall-Plug-Ins mit der jeweiligen Impulsantwort haben uns geholfen, diese Tiefe direkt in Pro Tools nachzubauen«, erklärt Ansgar Frerich, Mischtonmeister und kreativer Leiter der Postproduktionsfirma BasisBerlin.

Der von Neue Road Movies produzierte Film »Kathedralen der Kultur«, kommt am 29. Mai 2014 im Verleih von NFP in die deutschen Kinos.

Nächstes 3D-Projekt: »Every Thing Will Be Fine«

Auch für den nächsten Spielfilm von Wim Wenders mit dem Titel »Every Thing Will Be Fine«, der ebenfalls in Stereo-3D gedreht wird, wurde das Set-Up von »Kathedralen der Kultur« beibehalten.

Der Film mit James Franco in der Hauptrolle wurde soeben in Kanada abgedreht. Ein mobiles 3D-Kino wurde samt Schnittplatz im Teamhotel aufgebaut, so dass nach Drehschluss die bereits farbkorrigierten Muster des Tages gesichtet werden konnten. »Mit dieser Lösung können wir an jedem Ort der Welt in 3D und Echtzeit Muster sichten und schneiden«, so Erwin M. Schmidt. »Besser und schneller geht es nicht.«

Credits »Kathedralen der Kultur«

Regisseure: Wim Wenders für Berliner Philharmonie – Berlin, Deutschland; Michael Glawogger für Russische Nationalbibliothek – Sankt Petersburg, Russland; Michael Madsen für Haftanstalt Halden – Halden, Norwegen; Robert Redford für Salk Institute – La Jolla, Kalifornien, USA; Margreth Olin für Opernhaus – Oslo, Norwegen; Karim Aïnouz für Centre Pompidou – Paris, Frankreich.
Produzenten: Erwin M. Schmidt, Gian-Piero Ringel
Executive Producer: Wim Wenders
Co-Produzenten: Signe Byrge Sørensen, Anne Köhncke (DK), Tommy Pridnig, Peter Wirthensohn (AT), Maria Ekerhovd (N), Charlotte Uzu (FR), Laura Michalchyshyn, Sidney Beaumont (USA), Nobuya Wazaki, Kayo Washio (JP)
Produziert von: Neue Road Movies
Co-Produzenten: Final Cut For Real (DK), Lotus Film (AT), Mer Film (NO),
Les Films d’Ici 2 (F), Sundance Productions / RadicalMedia (USA), Wowow (JP), Rundfunk Berlin-Brandenburg in Zusammenarbeit mit Arte (D/F)
Stereographie: Joséphine Derobe

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Autor
red

Bildrechte
Wim Wenders (Philharmonie Berlin), Wolfgang Thaler (Russische Nationalbibliothek), Heikki Färm (Halden Gefängnis), Alex Falk (Salk Institute), Øystein Mamen (Oslo Opera), Ali Olcay Gozkaya (Centre Pompidou)

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