Social Media treibt Live-TV
Weil wir ständig hören, dass Web-Aktivitäten verschiedener Art dem Fernsehen Zuschauer und Bedeutung nehmen, haben viele in der Branche Ressentiments und eine gewisse Abwehrhaltung gegenüber dem Themenbereich Social Media entwickelt. Ob es sinnvoll sein kann und viel bringt, wenn das Fernsehen dem Social-Media-Bereich hinterherhechelt und diesen bei jeder Gelegenheit umarmt, indem Tweets und Facebook-Posts eingeblendet und aufgegriffen werden, das sei einmal dahingestellt.
Es gibt aber einen Bereich in der TV-Branche, auf den die sogenannten sozialen Medien einen fördernden Einfluss haben: die Live-Produktion. Das liegt daran, dass es den Zuschauerquoten von Casting-Shows und Quizsendungen abträglich ist, wenn alle vorher schon wissen, wer gewinnen wird. Dank Twitter, Facebook und anderer Plaudermedien bleibt aber das Ergebnis jeglicher Veranstaltung, bei der Publikum zugegen ist, nicht lange geheim.
Das einzige Mittel, das dagegen hilft, ist eben eine Live-Veranstaltung — und dann natürlich am besten mit Live-Voting per Telefon oder SMS durch die Zuschauer, damit noch zusätzliche Erträge durch Telefonentgelte in die Kasse gelangen. Zur Not geht natürlich auch Online-Voting, das immerhin zu ordentlich Traffic führt und sich natürlich mit Online-Werbung kombinieren lässt.
Goldene Zeiten also für die Hersteller von Equipment für Live-Übertragungen und für die Dienstleister in diesem Bereich? Letzteres kann man — zumindest für Deutschland — ganz klar verneinen: Ähnlich wie der Rental-Markt ist auch der Markt für Dienstleistungen in der Live-Produktion von einem heftigen Preiskampf gekennzeichnet. Aber zumindest gibt es durch das Social-Media-Leaking vielleicht die eine oder andere zusätzliche Live-Produktion und die im Markt vorhandenen Kapazitäten werden etwas besser ausgelastet.
Sie werden sehen.