Branche, Live, Streaming, Top-Story: 24.01.2013

Klassikvideos im Web: Berliner Philharmoniker für Alle

Die Berliner Philharmoniker stellen in der »Digital Concert Hall«, ihrem virtuellen Konzertsaal im Internet, Live-Übertragungen und Aufzeichnungen ihrer Konzerte bereit: Hier können Klassikbegeisterte Konzerte aus der Berliner Philharmonie kostenpflichtig miterleben. Für die Aufzeichnung im Konzertsaal sind überwiegend fernbediente Kameras im Einsatz.

Das Video erläutert Idee und Produktionsweise der Digital Concert Hall.

Die Digital Concert Hall erlaubt es den Fans der Berliner Philharmoniker in aller Welt, die Konzerte dieses Spitzenorchesters auch dann mitzuerleben, wenn sie nicht persönlich vor Ort sein können. Die Konzerthalle im Internet bietet eine große Auswahl an Mitschnitten von Konzerten, die dieser herausragende Klangkörper in der Berliner Philharmonie zur Aufführung bringt: 30 bis 40 Konzerte werden pro Saison live ins Internet gestreamt, die meisten davon stehen im Anschluss für die Abonnenten in sehr hoher Qualität zum Abruf bereit. Innerhalb des Angebots kann nach verschiedenen Kriterien wie etwa Komponist, Dirigent oder Solist gesucht werden. Hier bietet sich ein eindrucksvoller Querschnitt des künstlerischen Schaffens der Berliner Philharmoniker.

Kürzlich modernisierte die Philharmonie ihre Live-Event-Streaming-Technik. Die von Sony als Generalunternehmer und Sponsor, sowie von Wellen+Nöthen als Installations-Dienstleister aufgebaute Broadcast-Technik, ist auf die speziellen Bedürfnisse von Live-Konzerten zugeschnitten. Bei der Erneuerung der Technik flossen natürlich auch die in den bisherigen drei Jahren Online-Übertragung von der dafür zuständigen Berlin Phil Media GmbH im Event-Streaming gesammelten Erfahrungen ein.

Vor der Neuinstallation waren über einen Zeitraum von drei Jahren an insgesamt über 600 Tagen Panasonic-Kameras und -Remote-Köpfe im Einsatz, die nun durch neues Equipment abgelöst wurden: Sieben HDC-P1-Kameras von Sony sind jetzt auf Remote-Schwenk-Neige-Köpfen von Vinten-Radamec in der Philharmonie installiert.

Dabei mussten einige Rahmenbedingungen berücksichtigt werden: So verwahrte sich Chefdirigent Simon Rattle vor möglichen Störungen durch bewegte Kameras und Kameraleute auf der Bühne oder im Publikum. Deshalb entschied man sich für überwiegend fest installierte Kameras, die fernbedient werden. Weil das Geschehen auf der Bühne üblicherweise relativ statisch ist, lassen sich aber auch mit diesem Setup ansprechende Ergebnisse erzielen, ohne die Künstler und das anwesende Publikum zu beeinträchtigen.

Allerdings müssen die Positionen der Protagonisten auf der Bühne bei Proben und Konzerten eingehalten werden, damit eine reibungslose Produktion möglich ist. Die Kameras werden nämlich über ein Remote-Panel vorab justiert, anschließend werden alle Kamera-Einstellungen und Konfigurationen wie Pan, Tilt, Zoom inklusive Blende und Matching gespeichert.

Zusätzlich zu den festinstallierten Kameras gibt es zwei etwas abgesetzte Positionen, an denen Kameraleute mit PDW-500-Kameras auf Stativen arbeiten  — bei Bedarf kann auch eine dritte Kamera angeschlossen werden. Zu diesen Kameraleuten besteht eine Kommunikationsverbindung von der Regie aus.

Alle Kameras sind über Glasfaserverbindungen von Telecast an die Regie angebunden. Bei den Objektiven entschied man sich für hochwertige Canon-Optiken (18 bis 38fach).

Am Videotechnik-Arbeitsplatz (in der zweiten Reihe der kombinierten Bild- und Tonregie) steht ein Backup-Remote-Panel für Havariezwecke zur Verfügung. Vor dem eigentlichen Schnitt am Videomischer werden die Kamera-Einstellungen vorgelegt und auf inhaltliche sowie technische Parameter überprüft. Als Videomischer ist ein MVS 3000 von Sony im Einsatz. Während des Konzerts können an einem zweiten Video-Arbeitsplatz die Kamera-Einstellungen bei Bedarf nachjustiert werden.

Die Beleuchtungssituation in der Philharmonie wurde auf die Event-Streaming-Produktionen optimiert, jedoch muss bei Sonderkonzerten wie etwa konzertanten Opern-Aufführungen noch zusätzliches Licht installiert werden. Jedes Konzert wird zweimal durchgestellt und geprobt. Erforderlich ist eine gute Vorbereitung des Schnitt-Konzepts, das von namhaften Regisseuren vorbereitet und auch umgesetzt wird. Die Tonmischung erfolgt an einem Stagetec-Cantus-Pult in der zentralen Tonregie. An einer Tochter-Konsole des Tonmischers Stagetec-Auratus in der kombinierten Bild- und Tonregie wird die Haupttonmischung übernommen und für den Event-Stream aufbereitet. O-Töne, Zuspieler, Trailer und Interviews werden hier hinzugefügt. Christoph Franke, Creative Producer und Dipl.-Tonmeister mit Abschluss an der Universität der Künste Berlin, legt Wert auf die Qualität, sowohl bei der klanglichen wie auch bei der visuellen Übertragung.

»Es ist unser Hauptanliegen, die Live-Konzerte authentisch und mitreißend umzusetzen.« Robert Zimmermann, Geschäftsführer der Berlin Phil Media GmbH, ergänzt: »Dass dies auf hohem Niveau gelingt, beweisen uns die hohen Abonnementzahlen, besonders aus dem asiatischen Raum.« Bei den Live-Produktionen erfolgt ein Multi-Format-Streaming in allen gängigen Formaten, hierfür werden mehrere StreamZ-HD-Encoder von Digital-Rapids genutzt. Die Latenzzeit über die gesamte Produktions- und Streaming-Kette liegt bei wenigen Sekunden.Die Videosignal-Verarbeitung erfolgt im Broadcast-Format XDCAM HD mit 50 Mbps.

Geplant ist ein Umstieg auf DNxHD oder AVC-Intra. Untertitel werden mit der Schnitt-Software Edius von Grass Valley hinzugefügt. Die komplette Videomischung wird mit Venice-Servern von DVS aufgezeichnet und steht dann unter anderem auch für DVD-Projekte zur Verfügung. Zudem gibt es Kurzversionen der Konzerte, die als Teaser bei Youtube bereitgestellt werden. Diese Teaser werden aus den Aufzeichnungen mit der Schnitt-Software Edius hergestellt.

Die Konzerte der Berliner Philharmoniker haben international einen hohen Stellenwert und erfreuen sich enormen Zuspruchs. Die Digital Concert Hall dokumentiert parallel dazu nahezu lückenlos die künstlerische Arbeit der Berliner Philharmoniker und ihrer musikalischen Partner — vom Chefdirigenten Sir Simon Rattle bis hin zu namhaften Gastdirigenten und Solisten. Frei abrufbare Ausschnitte der Produktionen stehen hier bereit.

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Autor
red

Bildrechte
Berliner Philharmoniker, Sebastian Hänel, Stephan Rabold, Monika Rittershaus, Sony Europe Ltd., Berlin Phil Media

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