Doch ruhiger als gedacht?
Zum Messeauftakt am Freitag hatte das Team von film-tv-video.de den Eindruck gewonnen, dass die diesjährige IBC, vom Publikumszuspruch her betrachtet, recht lebhaft werden könnte — und auch die Mehrzahl der Gesprächspartner bestätigte diesen Eindruck. Am Samstag und Sonntag hingegen, drehte sich das Bild: Manche Stände blieben vergleichsweise leer und man konnte etwa auch zu Stoßzeiten recht problemlos einen Sitzplatz in einem der Messerestaurants bekommen. Viele der Aussteller, die das Messeteam von film-tv-video.de an Tag zwei und drei der IBC besuchte, hatten ganz ähnliche Impressionen gewonnen und hätten sich mehr Besucher gewünscht.
Natürlich sind solche Wahrnehmungen oft nicht objektiv und auch nicht notwendigerweise repräsentativ — und mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit wird der Veranstalter zum Messeende ohnehin etwas ganz anderes verkünden, als einen Besucherrückgang. Aber falls es doch so war, wie wir es empfunden haben, stellt sich die Frage: Woran liegt’s?
Da steht natürlich zunächst mal die ganz allgemeine Überlegung im Raum, ob es noch einen Sinn ergibt, eine Produktausstellung für eine Branche zu veranstalten, in der die Hardware auf dem Rückzug ist und immer unwichtiger wird, während man die Softwares in vielen Fällen als Testversion von der Website des Herstellers herunterladen kann — und zwar dann, wenn der Anbieter eine neue Version fertig hat oder man sich selbst aktuell dafür interessiert, und nicht dann, wenn zufällig grade eine Messe stattfindet.
Vieles, was in der Broadcast-Branche technisch passiert, wurde — wenn man mal von Kameras und der damit erreichbaren Bildqualität absieht — in den vergangenen Jahren immer unanschaulicher: Man kann es dementsprechend während einer Messe oft gar nicht angemessen darstellen, vorführen, demonstrieren. Ist es sinnvoll, wenn ein Präsentator und ein Interessent von weiß Gott wo nach Amsterdam reisen, um dort gemeinsam auf einen Bildschirm zu schauen, auf dem womöglich gar kein Produkt, sondern nur eine Powerpoint-Präsentation über ein Produkt gezeigt wird?
Aber natürlich hat eine Messe auch andere Aspekte: Man sieht sich und kann in vielen Fällen mit Spezialisten sprechen, die sonst nur schwer greifbar sind. Man hat viele Anbieter auf einem Fleck und kann sich einen relativ raschen Überblick zu einem bestimmten Thema verschaffen. Dann gibt es natürlich die Konferenz — die allerdings ohne die Einnahmen aus der Ausstellung kaum zu stemmen wäre. Und natürlich kann man während einer Messe viele Anregungen sammeln, Neuheiten entdecken und Trends erspüren, nach denen man etwa im Internet gar nicht aktiv suchen würde.
Was aber könnte sonst noch hinter dem gefühlten Besucherrückgang stecken? Wollen die Besucher kein Wochenende mehr opfern? Ist die Messe zu lang? Kommen immer mehr Besucher nur noch für einen (Arbeits)-Tag? Fragen, denen sich der Veranstalter allerdings erst dann stellen muss, wenn die Nachfrage nach Ausstellungsfläche zurückgeht — und das war im Vergleich zwischen diesem und letztem Jahr nicht der Fall.
Am Mangel von Produktneuheiten jedenfalls, kann ein Besuchermangel auch nicht gelegen haben: Die Redaktion von film-tv-video.de jedenfalls hat massig Material gesammelt, das in den kommenden Tagen Stück für Stück online gehen wird.