NAB2012: EVS stellt sich breiter auf
EVS wird von vielen im Markt immer noch als Spezialist für Slow-Motion-Server wahrgenommen, dessen Produkte überwiegend im Live-Sportbereich eingesetzt werden. De facto stammt aber rund die Hälfte der Umsätze von EVS gar nicht mehr aus diesem angestammten Bereich, sondern kommt aus dem News- und Studioumfeld. Neuigkeiten zeigte der Hersteller in allen Feldern.
Das Thema Second Screen hatte EVS zur IBC2011 um eine ganz eigene Facette erweitert (siehe IBC-Videoreport): Der Endkunde hat dabei die Möglichkeit, während einer laufenden Live-Übetragung im Fernsehen, auf einem iPad selbst Zeitlupenwiederholungen aus verschiedenen Kamerapositionen abzurufen und jederzeit nochmal die Highlights zu sehen und zu wiederholen.
Möglich wird das durch C-Cast, eine EVS-Technologie, die als Basis für unterschiedliche, individuell gestaltete Applikationen dient. Dafür wird direkt am Veranstaltungsort, also im Ü-Wagen oder der mobilen Regie, die 1-HE-Hardware C-Cast Agent installiert. Sie regelt den Zugriff auf die zahlreichen, auf EVS-Servern gespeicherten Kamerasignale und stellt die Verbindung zu C-Cast Central her, einer Hardware, die in der Zentrale des jeweiligen Service-Anbieters installiert wird und von dort aus dann die jeweilige Second-Screen-Applikation füttert.
Wie eine solche Applikation in der Praxis aussehen kann, das zeigt EVS in Kooperation mit der UEFA bei der kommenden Fußball-Europameisterschaft. Ein großer Broadcaster aus Deutschland teste das System derzeit ebenfalls schon, ließ EVS wissen, ohne Details zu nennen.
Da, wie eingangs schon erwähnt, rund die Hälfte der Umsätze von EVS gar nicht mehr aus dem Sportbereich kommen, sondern etwa aus dem Einsatz von EVS-Systemen im Bereich News und in anderen Produktionsbereichen (etwa »Big Brother« in Norwegen), hat der Hersteller auch Neuerungen entwickelt, die für diese Bereich interessant sind und Workflow-Vereinfachungen mit sich bringen.
So hat EVS die Interoperabilität mit anderen Speicher- und Bearbeitungssystemen verbessert. Eine Produktion, die auf einem XS- oder XT-Server aufgezeichnet wird, kann etwa über XT-Access an ein Unity-Isis-System von Avid weitergereicht werden, das wiederum Media Composer bedient. Die Postproduktion kann damit noch während der laufenden Live-Übertragung ohne Umwege beginnen.
Ein anderer Weg vom EVS-Server in die Postproduction führt über einen X-Fly-Streamer: Das ist eine Hardware, die auf dem EVS-Server gespeichertes Materal direkt im jeweils gewünschten Wrapper auf eine externe Festplatte schreibt. Diese Platte kann dann an andere Speicher- oder Bearbeitungssysteme weitergereicht und angeschlossen werden und diese können direkt auf das Material zugreifen, da es ja im richtigen Wrapper vorliegt.
Ein weiteres Beispiel: Advanced Director’s Cut von EVS besteht aus einer 1-HE-Hardware und einer Software von EVS. Damit lassen sich bei Multikamera-Live-Produktionen alle Mischeroperationen erfassen: Blenden, Wipes, harte Umschnitte. Diese können dann zusammen mit den Bilddaten als direkt nutzbares Multikamera-Projekt an Final Cut, Media Composer oder Premiere übergeben werden. Man hat also direkt nach dem Ende der Live-Produktion ein vorgeschnittenes Multikamera-Projekt mit allen Bildwechseln im Editing-System vorliegen, an dem dann weiter verfeinert und optimiert werden kann.
Viertes Beispiel: Das im Prinzip ähnliche EVS-System »Live-to-Tape« ist mit eigener Rough-Cut-Funktionalität ausgestattet: Es werden mehrere Kamerasignale aufgezeichnet und es kann direkt am EVS-System ein Rohschnitt erstellt und zur weiteren Bearbeitung an NLE-Systeme weitergereicht werden.
Noch eine Stufe mehr bietet Insio: Es ist für Multikamera-Produktionen im Soap- oder Telenovela-Bereich konzipiert. Über ein einfach zu bedienendes Touchscreen-System lässt sich hierbei die Aufzeichnung steuern, parallel können via iPad Metadaten eingegeben werden. Damit kann schon während der Aufzeichnung viel Vorarbeit für die Postproduktion geleistet werden, ohne dass es eines speziellen EVS-Operators bedürfte.
Sports360°: XT3
Für den Sportbereich hat EVS ebenfalls Weiterentwicklungen zu bieten: Unter der Bezeichnung Sports360° vermarktet EVS Lösungen, die nicht nur die Produktion, sondern auch den Archivbereich — und hier besonders die Suche — umfassen und auf deren Basis schnell exklusive Inhalte geschaffen und über traditionelle oder web-basierte Verbreitungswege angeboten werden können.
XT3 bildet dabei als neuer Server das Herz dieser Lösungen: Bis zu acht Kanäle, die im Loop-Mode jeweils wahlweise aufzeichnen oder wiedergeben können, nativer Multi-Codec-Support und integriertes Hi/Low-Res-Management sind dabei die wichtigsten Kennwerte. Werden 3-Gbps-Signale verarbeitet, dann schafft der XT3 sechs Kanäle in jeder Kombination aus Ingest und Playout.
Die Server XT3 und XS unterstützen nun auch Sonys XDCAM 422 mit 50 Mbps nativ. Dieser bei EVS neue Codec steht ergänzend zu den bisher schon verfügbaren DNxHD, ProRes422, AVC-Intra und DVCPRO zur Verfügung.
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