Test, Top-Story, Zubehör: 13.10.2011

Alles im Blick: Externe DSLR-Sucher im Vergleich

Viele moderne Camcorder und DSLRs erreichen eine sehr gute Videoqualität — aber sie können das selbst gar nicht zeigen, weil die eingebauten Displays viel zu klein sind, zu wenig Auflösung bieten und keine ausreichende Funktionalität für die Bildkontrolle mitbringen. Zudem lassen sie sich oft nicht flexibel genug positionieren. Deshalb gibt es externe Suchermonitore in verschiedenen Größen. Zacuto und Cineroid bieten dabei zwei kompakte und vergleichsweise erschwingliche Lösungen an. film-tv-video.de hat den Cineroid in der Variante 4LE und den Zacuto EVF in der Variante Z-Finder EVF Pro ausprobiert.

Eines der größten Probleme beim Dreh mit DSLRs und Kompakt-Camcordern besteht darin, dass man mit deren eingebauten Displays das Bild in vielen Fällen nicht zuverlässig beurteilen kann. Die Folgen kann man mittlerweile auch im TV-Programm fast täglich besichtigen, wenn etwa die Schärfe nicht auf dem Gesicht des Interviewpartners liegt, sondern auf dem Regal, vor dem er steht – ohne dass das gestalterisch oder inhaltlich irgend einen Sinn ergäbe. Um diese handwerklichen Schwächen auszumerzen, braucht es ordentlich ausgebildete Kameraleute und vernünftige Werkzeuge.

Einige Hersteller haben deshalb Lupensucher entwickelt, mit denen es immerhin möglich ist, das Display-Bild zu vergrößern, um es dann etwas besser und vor allem in einem abgeschlossenen Gehäuse ohne Licht von außen beurteilen zu können. Noch hilfreicher sind aber elektronische Farbsucher, die sich auch abgesetzt von der Kamera montieren lassen. film-tv-video.de hat mit dem Zacuto Z-Finder EVF-Pro und Cineroid EVF-4LE zwei dieser Modelle ausprobiert.

Zacuto Z-Finder EVF-Pro

Der elektronische Sucher Zacuto EVF bietet ein 3,2-Zoll-LCD in einem kompakten, 170 g schweren Kunststoffgehäuse. Das Display erreicht eine Auflösung von 800 x 480 Bildpunkten, die Bildsignale empfängt der Sucher via HDMI. Zusätzlich gibt es am EVF von Zacuto auch einen HDMI-Ausgang, so dass sich das Bildsignal auch wieder ausgeben und in andere Geräte einspielen lässt (Loop Through).

Der EVF kann 480i-, 480p-, 575p-, 720p- und 1080i-Signale darstellen. Den nötigen Strom erhält der Sucher von Canon-Akkus des Typs LP-E6 oder von baugleichen Batterien, die Leistungsaufnahme beträgt laut Hersteller 2,5 W.

Zacuto bietet den elektronischen Sucher in den Varianten EVF Flip und EVF Snap an. Bei beiden Modellen ist es möglich, auf den EVF eine (nicht im Lieferumfang enthaltene) Zacuto-Sucherlupe aufzustecken: diese lässt sich beim EVF Flip hochklappen (Z-Finder EVF Pro), während sie sich beim EVF Snap aufstecken, aber nicht hochklappen lässt (Z-Finder EVF).

Die Bedienung des Suchermonitors EVF hat Zacuto möglichst einfach gehalten:  Auf der linken Seite des EVF sind vier Tasten untergebracht, über die sich alle wichtigen Funktionen aufrufen lassen. Drei dieser Tasten lassen sich frei belegen, sodass die Kameraleute selbst entscheiden können, welche Funktionen sie im direkten Zugriff haben wollen. Zur Auswahl stehen unter anderem Kontrast und Helligkeit, Peaking, Falschfarbendarstellung, Zebra, Blue Only oder Farbbalken. Zudem ist es auch möglich, das Bild per Knopfdruck um 180 Grad zu drehen. Den Betrachtungswinkel des Displays gibt Zacuto mit 170 Grad an (H/V).

Zahlreiche Formatrahmen lassen sich ebenfalls ins Bild einblenden, weiter ist es möglich, die Bildgröße manuell anzupassen und in allen Richtungen zu verschieben. Für viele DSLR-Kameras bietet der EVF außerdem schon bestimmte Setups, die man nur noch abrufen muss, wenn man mit der entsprechenden Kamera arbeitet. Eine automatische Anpassung ist ebenfalls vorgesehen.

Der Zacuto EVF bietet eine Pixel-to-Pixel-Funktion: Ein Ausschnitt aus dem Bildsignal wird dabei 1:1 mit der nativen Auflösung des Suchers dargestellt. Das ist die optimale Scharfstellhilfe.

Zacuto
EVF Snap

Zacuto
Z-Finder EVF

Zacuto
EVF Flip

Zacuto
Z-Finder EVF Pro

Zacuto
Pincher

Elektronischer Sucher, HDMI

Elektronischer Sucher mit Lupe, HDMI

Elektronischer Sucher mit Ausklapp-
vorrichtung, HDMI

Elektronischer Sucher mit Ausklapp-
vorrichtung und Lupe, HDMI

HDMI-Klemm-
vorrichtung,
HDMI

539 € netto

649 € netto

619 € netto

799 € netto

96 € netto

Nettolistenpreise, Stand 11/2011

Cineroid EVF-4LE

Der koreanische Hersteller Cineroid hat ebenfalls einen elektronischen Farbsucher mit 3,2-Zoll-LCD im Programm. Der gleiche Schirm ist beim Modell 4LE in einem Kunststoffgehäuse und beim 4MHH in einem Metallgehäuse montiert. Zudem soll nun auch die Variante EVF-4MSS verfügbar sein, die statt der HDMI-Buchsen mit HD-SDI-Ein-/Ausgängen in BNC-Ausführung bestückt ist.

Zurück zum hier getesteten 4LE: Das Display bietet eine Auflösung von 800 x 480 Bildpunkten. Bildsignale lassen sich via HDMI einspielen und auch wieder ausgeben (Loop Through). Der Cineroid lässt sich mit NP-F-Akkus oder aber per Netzteil (DC, 6 bis 17 V) betreiben, wobei die Leistungsaufnahme laut Cineroid bei 3,5 W liegt. Den Betrachtungswinkel des Displays gibt der Hersteller mit 180 Grad (H/V) an.

Im Unterschied zum Z-Finder EVF bietet der Cineroid auch einen eingebauten Lautsprecher. Audiosignale lassen sich per 3,5-mm-Klinkenbuchse einspielen. Die optische Lupe des Cineroid lässt sich abnehmen und auch aufklappen.

Von der Bedienung her ähnelt der Cineroid dem Zacuto EVF und ist mit vier seitlich angebrachten, kleineren Tasten ausgerüstet, über die der Sucher gesteuert wird. Zwei davon lassen sich frei belegen. Der Funktionsumfang ist groß: Peaking, Zebra, Underscan, Image Flip, False Color, Freeze, Monochrome und viele andere Funktionen lassen sich aufrufen. Der Cineroid bietet auch eine automatische Signalerkennung im HDMI-Modus (480p, 720p, 1080i). Auch der Cineroid-Sucher verfügt über eine Pixel-to-Pixel-Funktion und damit über die wichtigste Scharfstellhilfe, die ein kleiner HD-Monitor bieten kann.

Über Gelenke, die für den Sucher angeboten werden, lässt er sich bequem seitlich am Camcorder oder einer DSLR-Kamera montieren.

Cineroid
EVF4LE

Cineroid
EVF4MHH

Cineroid
EVF4MSS

Elektronischer Sucher mit Lupe im Kunststoffgehäuse, HDMI

Elektronischer Sucher mit Lupe im Metallgehäuse, HDMI

Elektronischer Sucher mit Lupe im Metallgehäuse mit HD-SDI

699 € netto

749 € netto

975 € netto

Nettolistenpreise, Stand 11/2011

Vergleich Zacuto / Cineroid

Der Zacuto EVF bietet im Vergleich zum Cineroid die deutlich bessere Verarbeitung. Der Zacuto-Sucher ist robuster und wertiger gebaut, die mechanische Umsetzung besser durchdacht. Im Vergleich dazu zieht der Cineroid EVF4LE eindeutig den Kürzeren. Einige Kritikpunkte: Es ist beim Cineroid sehr schwer, die billig wirkende Abdeckung für das Batteriefach zu lösen. Hat man das einmal geschafft und legt den Akku ein, muss man feststellen, dass dieser nicht richtig satt sondern eher wackelig in seiner Aussparung sitzt. Zudem wirkt das Kunststoffgehäuse anfällig – wer sich für den Cineroid entscheidet, sollte  daher ernsthaft abwägen, ob er nicht lieber die Variante mit Metallgehäuse wählt, die zum Testzeitpunkt aber nicht verfügbar war.

Außerdem stört beim Cineroid das eingesteckte HDMI-Kabel deutlich mehr bei der Bedienung, als beim Zacuto. Dadurch passiert es auch öfter, dass man das Kabel berührt – was zu Bildaussetzern führen kann. Zudem passierte es den Testern auch öfter mal, dass sie den Cineroid unabsichtlich ausschalteten. Das hat sicher etwas mit Gewöhnung zu tun und kann individuell unterschiedlich sein, aber die Gestaltung und Anordnung der Bedienelemente fanden die Tester beim Cineroid weniger günstig als beim Zacuto.

Von der Bedienung her sind die beiden Sucher recht ähnlich, auch wenn den Testern die Menüführung des Zacuto-Suchers letztlich besser zusagte, weil sie der Denk- und Herangehensweise der Tester besser entspricht. Ein Vorteil es Cineroid-Suchers besteht darin, dass dank seiner vier Tasten mehr Funktionen direkt zugänglich sind.

Das Display lässt sich zwar bei beiden Suchern individuell einstellen und anpassen, doch auch nach diesem Prozedere hatten die Tester den Eindruck, dass der Cineroid die Bilder etwas zu sehr aufsteilt. Das Display hat einen schlechteren Füllfaktor – die nicht lichtdurchlässigen Anteile des Schirms sind vergleichsweise groß – wodurch das Bild stets etwas pixelig und gerastert wirkt. Beim Blick durch die Sucherlupe steigt dieser Eindruck an, weil die Lupe aus Sicht der Tester das Bild einen Tick zu stark vergrößert und die Qualität der eingebauten Linse zu wünschen übrig lässt. Außerdem kam es beim Cineroid-Sucher immer wieder zu Bildruckel- und Nachzieherscheinungen, die man in einem Sucher nicht haben will. Im Zusammenspiel führten diese – jeweils für sich betrachtet noch akzeptablen Faktoren – bei längerer, intensiver Nutzung des Suchers zu einer rascheren Ermüdung des Auges.

Im Vergleich zum Cineroid ist der Bildeindruck des Zacuto-Suchers besser: das Bild ruckelt weniger, die Farben sehen realistischer aus, der Füllfaktor des Schirms scheint höher zu sein. Ein wahrer Genuss war das Arbeiten mit dem Zacuto-Sucher zwar auch nicht, er zeigt aber das angenehmere Bild und konnte in dieser Kategorie den Cineroid-Schirm klar schlagen.

Beide Sucher bieten bei aufgesetzter Lupe einen Dioptrienausgleich. Bei Zacuto hat der aber eher Verzierungscharakter: Der Verstellbereich ist minimal und man kann durch stärkeres oder schwächeres Anpressen des Auges mehr Unterschied erreichen, als durch Drehen am Dioptrienausgleich. Etwas mehr Verstellbereich bietet der Cineroid, allerdings ist dessen eingebaute Linse alles andere als hochwertig, das Bild ist mit deutlichen Verzerrungen behaftet, die sich beim Verstellen des Dioptrienausgleichs verändern.

Bei beiden Modellen ist es so, dass man beim Blick durch die Sucherlupe nicht das ganze Bild komplett von Rand zu Rand erfassen kann – letztlich scannt man durch Kopf- und Augenbewegungen das Bild so ab, als säße man im Kino in der ersten Reihe. Nur mit weggeklappter Lupe kann man das ganze Bild auf einmal sehen.

Ein weiteres Problem haben ebenfalls beide getesteten Sucher: Sie empfangen die Bildsignale nur per HDMI-Kabel – und HDMI-Kabel lassen sich leider nicht so gut fixieren wie etwa ein BNC-Kabel. Die Folge: Das HDMI-Kabel rutscht immer wieder versehentlich ganz oder teilweise aus der Buchse, wenn man es beim Handling des Camcorders oder der DSLR-Kamera unabsichtlich berührt. Das passierte beim Test vergleichsweise häufig und stört natürlich heftig, denn dann verschwindet auch das ganze Bild im Sucher. Bis das Kabel wieder korrekt steckt und das Bild sich wieder aufbaut, dauert es bei beiden Suchern einen Moment, weil sie erst wieder die Signalart detektieren und sich entsprechend einstellen müssen – beim dokumentarischen Dreh kann das den entscheidenden Moment zu lange dauern und es nervt insgesamt gesehen doch ziemlich stark, wenn das öfter passiert. Die Buchse des Cineroid war dabei einen Tick wackliger und lockerer als die des Zacuto, im Testverlauf verlor der Cineroid dadurch öfter den Kontakt und musste neu starten.

Apropos Neustart: Jedesmal wenn man den Cineroid-Monitor öffnet, wird das Bild neu detektiert und aufgebaut: schnell mal Auf- und Zuklappen ist also bei diesem Sucher nicht möglich.

Fazit

Aus Sicht der Tester bietet Zacutos Z-Finder EVF Pro im Vergleich zum Cineroid EVF etwas mehr Qualität und Komfort – er kostet allerdings auch mehr. Cineroid hat für seinen Sucher nun allerdings auch eine SDI-Variante im Programm. Mit der HD-SDI-Buchse ist der Cineroid eine Alternative, denn die HDMI-Verbindung ist ein Nachteil.  Vermutlich wird Zacuto auch mit einer SDI-Version des EVF nachziehen, doch das ist noch Spekulation. Bis dahin kann man sich beim Zacuto mit dem optionalen Zubehör Pincher behelfen: Damit lässt sich das HDMI-Kabel so fixieren, dass es nicht mehr aus der Buchse rutschen kann – diese Investition lohnt sich in jedem Fall (weitere Infos und Video).

Letztlich können beide Sucher nicht voll überzeugen, aber sie bringen durch die größere Flexibilität bei der Montage sowie durch die Hilfs- und Bildkontrollfunktionen und hierbei besonders durch die Pixel-to-Pixel-Darstellung, einen echten Nutzen gegenüber den eingebauten Displays.

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