Test, Top-Story, Zubehör: 06.04.2011

Vergleichstest Field-Monitore: Alles scharf?

»Ist das richtig scharfgestellt?« In Zeiten von HD ist das für Kameraleute zu einer der wichtigsten Fragen geworden, denn meist reichen eingebauter Sucher und Ausklapp-Display für eine zuverlässige Beurteilung der Schärfe nicht aus. film-tv-video.de hat deshalb sieben externe Field-Monitore mit Nettopreisen zwischen 600 und 2.200 Euro ausprobiert.

Externe Kamera-Monitore sind bei vielen Drehs ein Muss geworden: So etwa beim Einsatz einer DSLR-Kamera als Handkamera oder auf einem Support-Rig. Oft ist dabei ein Zusatzmonitor sogar die einzige Möglichkeit, das Bild zu beurteilen. Auch bei klassischen Camcordern ist es mitunter schwierig, ohne externen Monitor die Schärfe korrekt einzustellen, etwa wenn die eingebauten Displays relativ klein sind und nur eine reduzierte Auflösung erreichen.

Welche Anforderungen sollte ein Field-Monitor erfüllen, den man mit DSLRs oder Kompakt-Camcordern kombinieren und als Suchermonitor benutzen will? Kompakte Ausmaße sind in jedem Fall wichtig, Mess-  und Testfunktionen hilfreich, eine 1:1-Pixel-Darstellung sehr sinnvoll.

Seit dem Eindringen der DSLRs auch in den professionellen Bewegtbildbereich gibt es mittlerweile etliche Kamera-Monitore in unterschiedlichen Größen und Auflösungen, die sich prinzipiell eignen. film-tv-video.de hat einige davon ausgesucht und praxisnah ausprobiert.

Das Testfeld

Nach dem Siegeszug der DSLRs gibt es mittlerweile neben den schon länger verfügbaren klassischen, und oft vergleichsweise schweren 7-Zoll-Displays auch immer mehr kleinere, leichtere Modelle, die dennoch eine hohe Auflösung bieten. Das Testfeld von film-tv-video.de umfasst daher neben klassischen 7-Zoll-Schirmen auch einige kompaktere Modelle:

  • Marshalls V-LCD70 ist ein 7-Zoll-Monitor, den es wahlweise mit HDMI– oder SDI-Ausgang gibt.
  • Der Marshall V-LCD651 (SDI oder HDMI) hat ein größeres Gehäuse als der 70er aus gleichem Haus. Er bietet zwar nur ein 6,5-Zoll-Display im 4:3-Format, weist dafür aber auch ein sehr helles Display mit höherer Auflösung auf.
  • Sonys PVM-740 ist ein Oled-Display, das eindeutig in der Topklasse antritt, von film-tv-video.de schon einmal separat getestet wurde — und in diesem Beitrag deshalb nur kurz erwähnt wird.
  • Mit dem LPM-770BP hat Sony eine leichtere und kompaktere 7-Zoll-Variante im Programm, die über einen HDMI-Anschluss verfügt und zudem vergleichsweise preiswert ist.
  • Der DataVideo TLM-700 HD bietet SDI und HDMI, ist allerdings auch das schwerste Modell im Test.
  • Marshall bietet mit dem V-LCD50-HDMI ein preiswertes 5-Zoll-Modell an, das sich speziell für den Einsatz mit DSLRs eignet, die nur über einen HDMI-Anschluss verfügen.
  • Ein kompaktes, sehr innovatives Monitormodell bietet TV Logic mit dem VFM-056WP an.

Der Einsteiger: Marshall V-LCD50-HDMI

Mit rund 600 Euro Netto-Listenpreis ist der V-LCD50-HDMI das preisgünstigste Modell im Test und aufgrund seiner Anschlüsse ganz auf den DSLR-Filmer zugeschnitten. Dass der Monitor nur mit AA-Batterien betrieben werden kann, zeigt schon, dass er eher für den anspruchsvolleren Amateur oder Prosumer gedacht ist. Das birgt aber auch einen erheblichen Vorteil: das Gerät ist vergleichsweise leicht und kompakt. Der Nachteil: Die Batterien oder AA-Akkus sind deutlich umständlicher zu wechseln als ein einzelner, größerer Akku — und weil auch hochwertige Batterien nach spätestens zwei Stunden Monitorbetrieb schwächeln, wird man auch recht häufig mit diesem Nachteil konfrontiert. Außerdem muss man viele Ersatzbatterien/-akkus mitschleppen. Leider gibt es keine Möglichkeit, Camcorder-Akkus zu verwenden. Im Testbetrieb reduzierte sich beim Einsatz von AA-Akkus die Helligkeit des Monitors, kurz bevor die Akkus in die Knie gingen. Bei der Verwendung von Batterien trat dieser Effekt nicht auf.

Der Monitor ist sehr leicht, klein und dezent nutzbar, er bietet sich also an, wenn man unauffällig drehen will. Bedienelemente und Menüführung gleichen den großen Modellen von Marshall. Die Tasten sind zwar etwas klein, aber dennoch gut zu erreichen und weisen einen guten Druckpunkt auf. Der HDMI-Anschluss auf der Rückseite ist gut erreichbar. Netzadapter und Mount werden mitgeliefert, allerdings empfiehlt es sich, zusätzlich in einen stabileren Mount zu investieren.

Ein weiterer Praxismangel: Der Ein- und Ausschalter liegt ungünstig auf der Rückseite, sodass man den Monitor beim Hinlegen oft versehentlich ein- oder ausschaltet. Steckt man den Monitor in eine Tasche, droht ebenfalls stets die Gefahr, dass man ihn dabei wieder einschaltet. Um keine Überraschungen zu erleben, muss man also die Batterien für den Transport entfernen.

Die Monitorauflösung von 800 x 480 Bildpunkten ist nicht gerade umwerfend, aufgrund der relativ geringen Größe wirkt das Bild aber dennoch vergleichsweise scharf. Es ist auch möglich, die Eingangssignale so anzupassen, dass jeweils die gesamte Monitorfläche für die Bilddarstellung genutzt wird.

Unter den Displays des Testfeldes spiegelte der V-LCD50-HDMI am stärksten, aber schwarz und die Farbdarstellung sind sehr kräftig und beschönigen das Bild etwas — ein Effekt, den man ja auch von den meisten Camcorder-Displays her kennt. Die Farbdarstellung kann zwischen den Farbtemperatur-Standards D65, D55 und D93  sowie einem einstellbaren User-Wert umgeschaltet werden.

Der Betrachtungswinkel des Schirms ist vergleichsweise groß, auch beim Kippen und Drehen des Schirms bleiben Farbdarstellung, Kontrast und Helligkeit lange so, dass man noch damit arbeiten kann. Auch bei verhältnismäßig starkem Umgebungslicht ist noch eine ausreichende Bildbeurteilung in puncto Belichtung möglich. Das Menü ist übersichtlich und funktional gestaltet und über drei Tasten am Gerät einfach zu bedienen. Helligkeit, Farbe und Kontrast werden ebenfalls über Druckknöpfe eingestellt. Dazu gibt es vier User-Tasten, die sich mit den wichtigsten Funktionen für die Bildkontrolle belegen lassen.

Um die Schärfe beurteilen zu können, bietet der Monitor zwei Hilfsfunktionen: Pixel-to-Pixel-Mapping und Peaking. Leider ist das Peaking nur in einer einzigen, fixen und sehr starken Einstellung mit roter Farbe verfügbar — und somit in vielen Fällen wenig hilfreich oder fast gar nicht zu gebrauchen. Das Peaking arbeitet zudem sehr ungenau und bildet öfter auch mal jene Bildkanten mit einer starken roten Kante ab, die de facto schon unscharf sind. Nur bei absichtlich vollkommen unscharf gestellten Bildern, wie sie etwa mit einer Canon 5D Mark II möglich sind, verschwindet das Peaking. Dreht man mit großer Schärfentiefe, wie das bei Camcordern mit 1/3- bis 2/3-Zoll-Sensoren häufig der Fall ist, tauchen die roten Peaking-Kanten oft im ganzen Bild auf. Gerade dann, wenn man das Peaking besonders gut brauchen kann ist, etwa im Live-Betrieb, ist eine genaue Beurteilung damit unmöglich. Zudem ist es ungünstig, dass das Bild bei aktiviertem Peaking nur noch Schwarzweiß dargestellt wird.

Aktiviert man die Pixel-to-Pixel-Funktion, benötigt der Monitor etwa eine Sekunde, bis er tatsächlich umgeschaltet hat. In diesem Darstellungsmodus wird das Bild zentral vergrößert, man sieht also auf dem Monitor immer nur einen mittigen Bildausschnitt. Dennoch bietet diese Betriebsart den größten Nutzwert beim Scharfstellen mit diesem Monitor.

Eine große Hilfe für die Belichtung ist der False-Color-Filter: Er zeigt die Helligkeitverteilung im Bild anhand farbiger Flächen an. Hat man sich daran gewöhnt, kann man damit sehr schnell erkennen, welche Bereiche des Bildes wie belichtet werden. Einen Aufkleber, der die Farbkodierung aufschlüsselt, gibt es am V-LCD50-HDMI leider nicht — der ist nur für das 6,5-Zoll-Modell vorgesehen. Zusätzlich gibt es noch zahlreiche Bildmarkierungen, etwa für Safe Area, einen Moskito-Filter und eine Blue-only-Funktion, um den Monitor zu kalibrieren. Da das Display doch relativ stark spiegelt, ist die optionale Sonnenblende für diesen Monitor eine sehr sinnvolle Ergänzung.

Der Innovative: TV Logic VFM-056W und WP

Das Leichtgewicht von TV Logic bietet mit 1.280 x 800 Bildpunkten eine innerhalb des Testfelds hohe Auflösung. Neben HDMI– gibt es auch je einen HD-SDI-Ein- und Ausgang (BNC) und zusätzlich Composite-, S-Video- und Komponentenanschlüsse (Cinch). Entsprechend geht es dann an der Unterseite des Monitors schon sehr eng zu. So kann ein BNC– oder ein großer HDMI-Stecker bei der Montage des Displays auf einer DSLR durchaus mit der Kamera in Konflikt kommen und beispielsweise die Bedienung des Modus-Rades einschränken oder bei der Montage auf einem Rig stören. Immerhin liefert der Hersteller für solche Fälle einen BNC-Winkelstecker mit.

Der TV-Logic-Monitor erreicht mit dieser Ausstattung eine Preisklasse in der Gegend von rund 1.000 Euro (Netto-Listenpreis der W-Variante).

Das WP-Modell ist mit einem Netto-Listenpreis von 1.365 Euro teurer, bringt aber Waveform und Vektorskop, einen Audio Level Meter, Range Error Check, einen 3-Gbps-Input und einen HDMI-auf-HD-SDI Loop-Through mit. Der VFM-056WP stellt aber momentan nur nur für 720-Signale zur Verfügung, ein Software-Update für 1.080 ist aber laut Hersteller geplant. Europa wird dabei allerdings vernachlässigt, da dieses Feature nur in mit der Bildrate 59,94 funktionieren soll.

Der Monitor ist trotz des robusten Metallgehäuses sehr leicht, allein der optionale V-Mount wiegt gefühlt schon doppelt so viel wie der Monitor. Der Einsatz des V-Mounts ergibt daher wenig Sinn, wenn der BIldschirm als Suchermonitor mit einer kleinen, kompakten Kamera betrieben wird. Mit einem der Camcorder-Akku-Adapter dagegen ist das Display immer noch leicht und kompakt genug für jede DSLR.

Ein Netzadapter wird ebenfalls mitgeliefert. Montagegewinde an allen vier Seiten des Bildschirms ermöglichen unterschiedlichste Befestigungsmethoden. Optional gibt es einen sehr großen Blendschutz und eine Acryl-Schutzscheibe.

Beide Gerätevarianten bieten einen Kopfhöreranschluss. Die Lautstärke wird im Menü eingestellt — und spätestens dabei begegnet man einem weniger gelungenen Aspekt des TV-Logic-Schirms: Er verfügt über lediglich zwei Tasten und ein Drehrad, das ebenfalls zusätzlich als Taste funktioniert. Einer der Tasten kann der Anwender eine Funktion zuweisen, auf die er direkten Zugriff haben will. Wird diese User-Taste stärker gedrückt, öffnet sich ein weiteres Menü mit allen Optionen für diese Taste. So kann man zumindest schnell zwischen den Optionen wechseln, aber eben immer nur eine gleichzeitig sofort aktivieren oder deaktivieren. Die andere Taste aktiviert das Menü oder dient zur Eingangswahl, wenn man sie länger gedrückt hält. Drückt man das Drehrad, bestätigt man damit die jeweils an diesem Rad vorgenommen Einstellungen, etwa für Helligkeit, Kontrast, Farbgebung und Lautstärke. In der Praxis wären ein paar mehr Tasten wünschenswert, damit man nicht so oft ins Menü einsteigen muss. Das Menü selbst ist — wie bei TV Logic üblich — grafisch gut gestaltet und recht übersichtlich: Nicht ganz unwichtig bei der Funktionsfülle des Geräts.

Auch beim VFM-056 spiegelt das Display, allerdings nicht ganz so extrem wie beim 5-Zoll-Monitor von Marshall. Die Farbdarstellung ist gut, Helligkeit und Kontrast ähneln dem des Marshall-Monitors. Allerdings kann das Display bei der maximalen Helligkeit nicht ganz mit dem Marshall-Schirm mithalten, schafft es aber, in Maximalpoitsion mehr Detail im Bild übrig zu lassen. Die maximale Helligkeitseinstellung kann auf den User-Button gelegt werden. Für den Außeneinsatz ist eine Sonnenblende aber dennoch unabdingbar.

Wirklich durchdacht sind beim TV-Logic-Monitor die Hilfsfunktionen, um Bildschärfe und Helligkeit zu beurteilen. Beim Peaking kann nicht nur die Farbe, sondern die Intensität frei eingestellt werden, so dass je nach Kamera und Sensorgröße immer eine sichtbare Unterscheidung der Schärfenebenen anhand des Peakings möglich ist. Ein Wert zwischen 80 und 85 bietet zwar keine so deutlichen Kanten wie Marshall, ist dafür aber ein verlässlicher Indikator für die Schärfe. Zudem bleibt das Bild farbig und somit ist das Peaking hier auch für den Live-Betrieb bestens geeignet. Beim Pixel-to-Pixel Mapping bietet der Monitor auch ein Highlight, das im Test einzigartig ist: Die Position der Ausschnittsvergrößerung kann mit dem Drehrad in das Zentrum oder in eine der vier Ecken gelegt werden, sodass man immer die richtige Bildebene im Blick hat. Eine bessere Schärfe-Assistenz bietet kein anderer Monitor im Test. Auch bei Range Error und Y-Level-Check (WP-Modell) ist bei TV Logic vorbildlich. Die Grenzwerte lassen sich auswählen und sogar die Farbverteilung kann der Kameramann einstellen. Damit man die Helligkeitswerte auch richtig interpretiert, werden sie in einem Balken im rechten Bildrand angezeigt. Auch sonst sind die Einstellungsmöglichkeiten enorm. Neben der Standard-Farbgebung kann eine eigene Einstellung gewählt werden, weiter bietet das Display Area-Maker in allen möglichen Varianten und eine Blue-only-Funktion. Die DSLR-Scale-Funktion skaliert ein Bild in eine niedrigere Auflösung, als sie der Monitor aufweist. Die Monitorauflösung lässt sich zudem über ein Einstellrades auch noch frei verändern.

Der Timecode kann über SDI ebenso eingeblendet werden. Neben Range Error Check bietet die WP-Variante noch Waveform oder Vektorskop, was jeweils in zwei Größen in der rechten unteren Bildecke dargestellt wird. Betrachtet man die Unterschiede der Displays, hat man den Eindruck, dass der Funktionsumfang lediglich durch die Software festgelegt ist. Dafür ist der Preisunterschied dann allerdings recht groß, und ein Upgrade von einem auf den anderen Monitor ist auch nicht möglich.

Der Erstklassige: Sonys PVM-740

Sonys PVM-740 ist ein mobiler Monitor, er eignet sich aber eher im Zusammenspiel mit größeren Kameras im Rahmen umfangreicherer Produktionen als Kontrollmonitor. Für den Einsatz mit kleineren Camcordern oder gar DSLR-Kameras ist dieser sehr leistungsfähige, aber auch etwas schwerere Monitor eher überdimensioniert. Weitere Infos zu diesem Monitor gibt es in einem separaten Test, der bei film-tv-video.de erschienen ist. Der Netto-Listenpreis dieses Oled-Schirms beträgt rund 2.760 Euro, er wird aber im Handel zu Nettopreisen in der Größenordnung von 2.200 Euro angeboten.

Der Klassiker: Marshall V-LCD70

7-Zoll LCD-Monitore mit einer Auflösung von 800 x 480 Bildpunkten, wie sie auch der Marshall V-LCD70 bietet, gehören seit längerem zum Standard für HD-Videoaufnahmen. Der Schärfeeindruck des V-LCD70 erscheint im Vergleich zu den beiden 5-Zoll Marshall-Modellen geringer, auch wegen des Größenunterschieds. Das Modell weist Komponenten- und Composite-I/Os auf und bietet wahlweise einen HDMI– oder einen HD-SDI-Anschluss. Eine Variante mit beiden Ausgängen bietet der Hersteller nicht an. Allerdings gibt es seit kurzem ein Modell mit HDMI-Loop-Through.

Äußerlich wirkt das Gerät wie eine etwas größere Version des 5-Zoll-Modells, die drei Tasten sind aber größer und für Helligkeit, Farbe, Farbton und Kontrast gibt es jeweils einen Drehregler. Mit einem Druck auf die Drehregler wird automatisch die Mittelstellung ausgewählt. Das Gehäuse ist sehr viel robuster und alle Bedienelemente wirken sehr viel stabiler als beim Fünfzöller. Der Eingang wird mit einer Taste auf der Vorderseite ausgewählt. Alle gängigen Akku-Versionen sind optional verfügbar, ebenso auch ein Horizon-Indicator und eine Tally-Top-Box. Ein Netzgerät wird mitgeliefert. 

Die BNC-Anschlüsse liegen etwas nah zusammen, vor allem bei den SD-Anschlüssen ist es schwer, ein zweites Kabel anzubringen, wenn schon eines angeschlossen ist. Nutzt man einen V-Mount-Akku, muss man diesen sogar abnehmen, um an den SDI-Eingang zu gelangen. Das Menü und die Funktionstasten sind nahezu identisch zum 5-Zoll-Modell. Zusätzlich gibt es eine Gamma-Einstellung, in der man das Gamma in 0,2er-Schritten von 1.6 bis 2.4 einstellen kann. Auch beim V-LCD70 ist es nicht möglich, die Stärke des Peakings zu verändern, sodass es auch bei diesem Modell gerade bei kritischen Situationen im Grunde nicht zu gebrauchen ist.

Die Darstellung von Farbe und Kontrast ist gut und realistischer als im 5-Zoll-Modell. Das Display spiegelt auch erheblich weniger, als das der beiden 5-Zoll-Modelle, allerdings erlaubt es nicht ganz so extreme Betrachtungswinkel besonders von oben und unten. Blickt man seitlich auf das Display, ist es aber sehr gut zu nutzen. Die Helligkeit wird nur noch vom Marshall V-LCD651 übertroffen: Der V-LCD70 kann auch bei Außenaufnahmen ohne Sonnenblende verwendet werden, zumindest, wenn kein direktes Sonnenlicht darauf fällt — zudem bleiben dabei die Farben besser erhalten, als bei fast allen anderen Displays im Test. Auch hier ist nur das Marshall-Modell V-LCD651 besser.

Ansonsten verfügt der V-LCD70 über den selben False-Color- und Moskito-Filter, Marker, Blue-only und das Pixel-to-Pixel Mapping mit festem Zentralausschnitt. Die HDMI-Version wird im Handel zum Testzeitpunkt zu Nettopreisen ab rund 1.100 Euro angeboten, die HD-SDI-Version ab rund 1.400 Euro.

Der Tageslicht-Spezialist: Marshall V-LCD651

In Bezug auf Gewicht und Größe steht dieses Modell dem 7-Zoll-Display aus gleichem Haus nicht nach. Tatsächlich ist es mit seinem 4:3 Zoll-Display sogar etwas höher. Der große Unterschied besteht darin, dass das Display des V-LCD651 eine Auflösung von 1.024 x 768 Bildpunkten bietet. Auf dem 4:3-Display nutzt das HD-Bild wegen der schwarzen Balken oben und unten nur einen Teil der verfügbaren Auflösung, beim Pixel-to-Pixel-Mapping wird aber das ganze Display ausgefüllt.

Insgesamt wirkt das Bild auf dem V-LCD651 schärfer, als bei allen anderen 7-Zoll-Modellen. Auch die Farben und Schwärzen wirken etwas besser und realistischer. Erkauft wird dies durch ein starkes bläuliches Spiegeln, das nur vom 5-Zoll-Display von Marshall noch übertroffen wird. Es wird ein Schutzglas mitgeliefert, dass allerdings das Spiegeln noch etwas steigert.

Seine Stärken zeigt der Monitor bei Tageslicht. Selbst bei starker Sonneneinstrahlung, wenn das Licht direkt in den Monitor scheint, ist das Bild auch ohne Sonnenblende noch recht gut erkennbar. Kontrast und Farben leiden dann zwar, aber der V-LCD651 ist der einzige Monitor im Testfeld, bei dem der Bildausschnitt selbst unter sehr hellen Umgebungsbedingungen noch eindeutig zu sehen ist und bei dem dann noch Details in den hellen Bildbereichen zu erkennen sind. Auch beim Betrachtungswinkel schneidet der Monitor innerhalb des Testfelds sehr gut ab: Selbst bei extremen Blickeinkeln ist das Bild noch gut zu erkennen.

Kleinere Unterschiede zum 7-Zoll-Modell von Marshall bestehen darin, dass es keine Gamma-Einstellungen gibt und lediglich eine Taste zur Verfügung steht, um zwischen den Eingängen zu wechseln. Zudem können die Drehregler nicht mit einem Druck auf den Mittelwert zurückgesetzt werden.

Der V-LCD651 wird derzeit (März 2011) in der Version mit HDMI-Schnittstelle im Handel zu Nettopreisen in der Größenordnung von 2.000 Euro angeboten.

Der preisgünstige Allrounder: Sony LPM 770BP

Sonys neuer Field-Monitor ist mit Abstand das leichteste Modell in der 7-Zoll-Klasse — ganz im Gegensatz zum PVM 740. Das Design ist typisch für Sony, dank der vier Montagegewinde an allen Seiten stellt das Display, wie der TV Logic-Monitor, eine große Vielfalt an Mounting-Möglichkeiten bereit.

SDI gibt es in der Preisklasse des LPM 770BP bei Sony nicht, dafür aber HDMI, gleich zwei Composite-Ein- und Ausgänge sowie einen Komponenten-Eingang. Bei der Auflösung bietet das Modell mit 800 x 480 Bildpunkten Durchschnittswerte. Auf dem vorletzten Platz findet sich der LPM 770BP beim Betrachtungswinkel wieder, denn vor allem beim Blick von oben und von unten lässt der Schirm sehr schnell keinen klaren Bildeindruck mehr zu. Auch bei seitlichem Drehen verliert er schneller an Brillanz. Im Unterschied zu den kleineren Schirmen im Test ist das Sony-Display aber groß genug, um mehreren Leuten gleichzeitig als Monitor zu dienen. Gut: Das Display spiegelt so gut wie gar nicht, auch wenn man die mitgelieferte Schutzscheibe nutzt.

Für die Stromversorgung wird ein Sony-Akku-Mount für 7,2 Volt-Akkus mitgeliefert. Ein Netzteil fehlt leider im Lieferumfang, dafür gibt es aber eine Sonnenblende. Das Sony-Modell verfügt im Unterschied zu den Modellen von Marshall auch über einen Audioeingang und einen Kopfhöreranschluss (3,5-mm-Klinkenstecker).

Die Funktionstasten sind zwar etwas klein geraten, aber dennoch sehr praxistauglich. LEDs zeigen an, auf welchem Eingang man sich gerade befindet und neben den Menütasten gibt es fünf Funktionstasten und einen Drehregler, um ausgewählte Funktionen einzustellen oder durch das Menü zu manövrieren.

Neben den Voreinstellungen für die Farbtemperatur D65 und D93 gibt es eine User-Einstellung für eigene Werte. Eine Blue-only Funktion ist vorhanden, eine Gamma-Einstellung allerdings nicht. Auf die Funktionstasten können auch Kontrast und Helligkeit gelegt werden. Die anderen stehen dann für beispielsweise für das Peaking, den Video Level Marker oder das Pixel-to-Pixel-Mapping zur Verfügung.

Letzteres kann über drei Stufen eingestellt werden. Leider ist nur die schwächste Stufe praktikabel, aber diese kann man auch bei geringen Schärfenunterschieden wie sie ein 1/3 Zoll-Camcorder bietet, gut nutzen.

Im Peaking-Modus wird das Bild nur schwarzweiß dargestellt. Das Pixel-to-Pixel-Mapping, das schneller aufrufbar ist als etwa bei den Marshall-Modellen, zeigt immer nur das Bildzentrum. Als Hilfe für die Belichtung zeigt der Video-Level-Meter in roter Farbe, welche Bildbereiche zu hell sein könnten. So umfassend und nützlich wie bei Marshall und TV Logic fallen die Hilfsfunktionen beim Sony-Schirm aber nicht aus. Auch Chroma-, Phase-, Marker- oder Volume-Einstelungen stehen auf den Funktionstasten zur Verfügung. Einzelne Nutzereinstellungen können auch gespeichert und schnell wieder aufgerufen werden.

Ein kleines aber nützliches Detail, an dass nur Sony gedacht hat: Neben der Power-Taste zeigen drei LEDs den Ladezustand des Akkus wenigstens grob an.

Netto-Listenpreis des LPM-770BP: 1.022 Euro, de facto wird das Gerät im Handel aber zu Nettopreisen ab 850 Euro angeboten.

Der All-Inclusive: DataVideo TLM-700 HD

Das 7-Zoll-Display von DataVideo ist das schwerste Gerät unter den Testkandidaten. Dennoch ist der Monitor auch dafür vorgesehen, dass er montiert wird – das Gewinde für das Mounting befindet sich in einer Metallplatte neben dem Standbügel. Das Display bietet eine Auflösung von 800 x 480 Bildpunkten.

Beim Betrachtungswinkel hat der Monitor Schwächen: Gerade wenn man von oben oder unten auf das Display schaut, verliert der Schirm schnell seine Bildeigenschaften und wird so farblos und blass, dass man die Belichtung des Bildes nicht mehr beurteilen kann. Seitlich fällt dieser Effekt wesentlich schwächer aus, sodass auch problemlos mehrere Personen auf den Monitor schauen können. Sehr positiv: Innnerhalb des Testfelds spiegelt der TLM-700 HD am wenigsten. Eine Sonnenblende wird mitgeliefert, diese ist auch immer zu empfehlen, weil der Monitor nicht sehr leuchtstark ist.

Obwohl das DataVideo-Display nur wenig mehr kostet als etwa der Sony-Monitor, bekommt man für sein Geld am meisten Anschlüsse geliefert: Neben Komponenten- und Composite-Eingang bietet der Schirm einen HD-SDI– und einen HDMI-Eingang. Obendrein wird eine V-Mount-Akkuplatte mitgeliefert, die bei allen anderen Herstellern mit mehr als 100 Euro zusätzlich zu Buche schlägt. Der Monitor bietet einen 12-V-Anschluss und einen V-Mount, außerdem wird ein Netzteil mitgeliefert.

Um den Monitor zu kalibrieren, bietet das DataVideo-Display einen internen Farbbalken und eine Blue-only Funktion, die über Tasten aufgerufen werden können. Dass DataVideo so verschwenderisch mit Funktionstasten umgeht, erklärt sich daraus, dass es keine weiteren Hilfen gibt, um die Schärfe oder die Belichtung zu korrigieren. Neben Markern und Safe-Area-Anzeige kann der Monitor noch den Timecode als Overlay anzeigen und er verfügt über einen D-Sub-15-Pin-Anschluss für Tally. Die Position des Timecode-Fensters kann im Menü eingestellt werden. Dazu gibt es noch einen Kopfhörerausgang mit einem Regler für die Lautstärke. Das Menü ist klar strukturiert und enthält die Einstelllungen für Helligkeit, Kontrast, Sättigung und die Farbtemperatur, die zwischen 5.400, 6.500, 7.500, 9.300 Kelvin und einer User-Einstellung gewechselt werden kann.

Der Netto-Listenpreis des Monitors liegt bei rund 900 Euro.

Zusammenfassung

Den perfekten Monitor für alle Aufgaben gibt es nicht. Das Modell von TV Logic (Vertrieb: Videor) kommt den Wünschen der Tester bezüglich der Funktionsvielfalt am nächsten. Allerdings ist nur eine Funktionstaste bei dieser Funktionsfülle mager und das Gerät dadurch etwas mühsam zu bedienen: Man muss häufig in das Tasten-Menü wechseln. Dafür sind die Details in der Software, wie beispielsweise der Waveform-Monitor und das Pixel-Mapping in unterschiedlichen Bildausschnitten, eine echte Hilfe. Leider spiegelt das Display etwas stark und ist bei direktem Sonnenlicht schnell überfordert.

Eine Sonnenblende ist ohnehin bei fast allen Modellen Pflicht, nur das Marshall-Display V-LCD651 ist hier eine Ausnahme, denn selbst bei direktem Sonnenlicht kann man das Bild mit diesem Monitor noch ausreichend beurteilen. Zudem wirkt das Bild des V-LCD651 sehr scharf und steht den beiden 5-Zöllern von Marshall in nichts nach. Allerdings kann das bläulich wirkende Spiegeln des LDC651 den Bildeindruck arg verfälschen.

Am meisten spiegelt jedoch das 5-Zoll-Modell Marshall V-LCD50-HDMI. Die kompakten Ausmaße und das sehr geringe Gewicht dieses Displays machen es für DSLR-Filmer, deren Kamera kein schwenkbares Display mitbringt, trotzdem zu einer guten Ergänzung, die auch vom Anschaffungspreis durchaus akzeptabel ist. Die Batterie-Lösung ist Geschmacksache, optionale Möglichkeiten fehlen leider. Dafür bietet der Schirm ein sehr scharfes Bild und mit dem False-Color-Filter und vier User-Tasten viel Profitechnik.

Diese Funktionen sind eine Stärke aller Marshall-Modelle (Vertrieb: Vision2See). Schade, dass das Peaking bei den Marshall-Displays nicht einstellbar und somit in vielen Anwendungsfällen nahezu unbrauchbar ist. Dass es vom V-LCD50 keine Variante gibt, die sowohl SDI-, wie HDMI-Schnittstellen bietet, ist sehr schade.

Auch das 7-Zoll-Modell Marshall V-LCD70 ist sehr hell, spiegelt aber weniger und macht insgesamt den robustesten Eindruck. Die relativ geringe Auflösung, die es sich mit den Schirmen von Sony und DataVideo teilt, ist für ein HD-Bild eigentlich nicht mehr ganz zeitgemäß, aber dank Zusatzfunktionen ausreichend.

Das Sony-Modell wiederum bietet eine durchdachte Bedienung, gutes Peaking und so gut wie keine Spiegelung zu einem günstigen Preis — vorausgesetzt, man kann auf HD-SDI verzichten.

DataVideos TLM-700 HD ist ein guter Kontrollmonitor für den Bildausschnitt, der vor allem durch seine Anschlussvielfalt und den V-Mount Adapter zu einem günstigen Preis glänzt. Da er keine Schärfe- und Belichtungs-Assistenten besitzt und auch nicht gut auf eine Kamera angebracht werden kann, empfiehlt er sich vor allem als Kontrollmonitor für den Redakteur oder Regisseur.

Eine Form des Image Flips bieten übrigens alle Modelle: sollte der Monitor verkehrt herum montiert oder mir einem DoF-Adapter verwendet werden, ist diese Funktion nützlich. Die Nachzieheffekte bei schnellen Schwenks halten sich selbst bei den Displays mit HDMI-Anschlüssen in Grenzen.

Die meisten Monitormodelle im Test eignen sich, um sie zumindest auf einem Camcorder einzusetzen. Bei der Verwendung mit einer DSLR sollte man aber auf die Nutzung von V-Mount-Akkus verzichten, die für alle diese Modelle verfügbar sind: Sie machen das Gesamtsystem sehr kopflastig und schränken die Bedienbarkeit ein. Zudem ist ganz generell der Einsatz auf dem Zubehörschuh nicht ratsam, denn die Größe der Schirme sorgt für eine doch beträchtliche Hebelwirkung: ein Rail-Support ist die bessere, stabilere und sicherere Alternative.

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