Report, Top-Story, Trend: 02.03.2011

Single-Sensor-Aufnahme im Trend: DSLRs und andere Digitalkameras

Wenn es in den vergangenen Jahren ein echtes Trendthema im professionellen Digitalkamerabereich gab, dann die Hinwendung zu Single-Sensor-Kameras, deren Bildwandler größer als bisher im Videobereich üblich sind. Im optimalen Fall weist der Sensor die Abmessungen eines 35-mm-Kamerabildfenster auf, und die Kamera ist mit einem gängigen Wechselobjektivanschluss ausgestattet. Verschiedene DSLRs und speziell für die Bewegtbildaufnahme konzipierte Kameras mit diesen Features haben sich bereits im Markt etabliert, neue Modelle folgen nun sukzessive nach.

Was ist der Grund für das große Interesse der Anwender an diesem Kameratyp? Vielleicht kann man es reduzieren auf den Look und hier vor allem auf die geringe Schärfentiefe, die sich damit erzielen lässt. Bilder klassischer EB-Kameras weisen eine große Schärfentiefe auf, was im tagesaktuellen Geschäft viele Vorteile hat, aber vielen auch als »typischer Videolook« gilt. Wer dagegen szenisch arbeitet, der will in der Regel auch ein anderes Bild haben — mit dem Look, den man von hochwertigen Spielfilmen und Serien kennt. Und dazu gehört eben auch der gestalterische Einsatz der Schärfentiefe. Single-Large-Sensor-Kameras (SLS) ermöglichen diesen Look in einem Ausmaß, das die gleiche Wirkung ermöglicht, wie »richtiger Film«.

Nach dem anfänglichen Hype und dem späteren Markterfolg der Red One zogen andere Kamerahersteller nach und bauten solche Kameras: Arri, Panasonic und Sony etwa haben solche Kameras im Angebot. In einem anderen Bereich sind Kameras dieser Bauart schon seit längerem sehr erfolgreich: in der Highspeed-Aufnahme, wo es darum geht, Zeitlupensequenzen zu drehen. Mit dem Boom der Single-Sensor-Technik, rüsten daher nun auch die Highspeed-Hersteller Features nach, die dann aus den Spezialkameras breiter einsetzbare Mehrzweckkameras machen.

Auch viele Besitzer von DSLR-Kameras nutzen begeistert die Videofunktionalität ihrer Fotoapparate: HD-Videos mit geringer Schärfentiefe und einem »filmischen Look« haben die Erfolgsgeschichte dieses neuen Kamera-Typus auch im Profibereich auf den Weg gebracht: Auch professionelle Anwender nutzen in bestimmten Fällen digitale Spiegelreflexkameras.

Dieser Beitrag stellt einige ausgewählte, interessante DSLR-Modelle vor und bietet am Textende eine Link-Sammlung zu aktuellen SLS-Kameras verschiedener Hersteller aus dem Produktkatalog von film-tv-video.de. In dieser Auswahl fehlen absichtlich System-Fotoapparate wie etwa der GH-2 von Panasonic oder Consumer-Geräte wie etwa Sonys NEX-VG10 (Meldung). Die spielen aus Sicht der Redaktion in einer anderen Liga sollen deshalb später separat behandelt werden.

DSLRs

Canon EOS 5D MKII

Zu den Pionieren der DSLR-Filmerei gehört zweifelsohne Canon: Der Hersteller hat mit der EOS 5D MKII ein Modell auf den Markt gebracht, das die »DSLR-Revolution« erst so richtig ins Rollen brachte. Die Kamera ist mit einem CMOS-Sensor mit 21 Millionen Bildpunkten (36 x 24 mm) bestückt und kann HD-Videos (1.080 x 1.920) aufzeichnen, die H.264-codiert und im Mov-Container auf CF-Karten gespeichert werden. Mit zahlreichen Firmware-Updates hat Canon den Fotoapparat nach und nach für Videofilmer immer besser nutzbar gemacht: Etwa mit Updates für manuelle Belichtungssteuerung im Videomodus oder für die Aufzeichnung von HD-Videos auch in 24/25 fps, statt nur mit 30 fps. Auch die Audiofunktion wurde verbessert (48 kHz statt 44,1 kHz, manuelle Tonaussteuerung).

Canon EOS 1D Mark IV

Mit der EOS 1D präsentierte Canon eine weitere Kamera in dieser Art. Mittlerweile gibt es die EOS 1D Mark IV, in der ein kleinerer CMOS-Sensor mit 16,1 Millionen Bildpunkten (27,9 x 18,6 mm) eingebaut ist. Sie bietet die Aufzeichnung in Full-HD-Video (1080p) mit variabler Bildfrequenz.

Canon EOS 7 D

Eine weitere Canon-DSLR mit integrierter Videoaufzeichnung ist die EOS 7 D. Sie ist mit einen CMOS-Sensor mit 18 Megapixel (22,3 x 14,9 mm) bestückt. Generell ist es möglich, bei dieser Kamera mit 25 Bildern in voller Auflösung von 1.080 x 1.920 Bildpunkten zu arbeiten oder mit 50 Bildern bei 720p, so Canon. Daneben sind Bildraten von 29,97 und 59,94 und auch 24p möglich.

FGV PL7D

Der Equipment-Verleiher FGV Schmi­dle bietet modifizierte Versionen von zwei Canon-DSLR-Modellen an. Der Umbau ermöglicht den direkten Anschluss professioneller 35-mm-Cine-Objektive an die Kameras und verbessert damit die Nutzung dieser DSLRs im professionellen Film­umfeld. Body und wesentliche Teile der Elektronik stammen vom jeweiligen Grundmodell der Canon-Kameras, Mount und Sensorträger hat FGV Schmidle entwickelt.
Für den Umbau nimmt FGV Schmidle die Canon-Kameras komplett auseinander, es werden Spiegel, Autofokus-Messsonde, Mattscheibe mit Prisma und optisches Suchersystem entfernt. Der PL-Mount wird dann mit einer Metallplatte und einer Bodenplatte verbunden, die wiederum mit dem neuen Sensorblock verschraubt ist. Die Bodenplatte weist zwei 3/8-Zoll-Montagegewinde auf. Weiter wird eine Fischerbuchse eingebaut, sodass via LCS oder RS-4 eine Start-/Stop-Fernbedienung der Kamera möglich ist, wenn sie mit Rigs eingesetzt wird.
Der kombinierte Sensorblock, den FGV Schmidle in der modifizierten FGV PL7D verwendet, ist komplett aus rostfreiem Stahl gefertigt, wiegt rund 300 g und schafft eine stabile Verbindung zwischen Sensor und PL-Mount. Die auf PL-Mount umgebaute Canon 7D wird als komplette, neue Einheit angeboten.

FGV PL1D

Mit der FGV PL1D hat FGV-Schmidle seit kurzem eine zweite PL-Mount-DSLR im Programm. Wie die FGV PL7D bietet auch die FGV PL1D laut Anbieter eine deutlich höhere Präzision und Stabilität im Videoeinsatz, als das Original-Modell von Canon. Bereits direkt in den Aufbau integriert, ist der Light-Weight-Support mit 15-mm-Stützrohren. Dadurch ist die Brücke zu umfangreichem, klassischem Filmequipment geschlagen – von verschiedenen Objektivsteuersystemen über Schärfenzieheinrichtungen bis zu Kompendien mit Filterhaltern. FGV Schmidle nennt einen Nettopreis von 8.850 Euro für eine zur FGV PL1D umgebaute 1D.

Denz 1D evo Mark IV, 7D evo PL54

Weitere Canon-Umbauten kommen von Präzisionsentwicklung Denz: Dieser Anbieter hat ebenfalls die EOS-1D Mark IV modifiziert und bietet sie als 1D evo Mark IV an. An der modifizierten Kamera lassen sich alle 35-mm-Filmobjektive mit PL54-Fassung verwenden. Die Modifikation umfasst drei Komponenten: die PL-Fassung, den Sensorträger und das Stützsystem. Denz liefert die 1D evo Mark IV komplett mit Akku und Ladegerät in einem PeliCase.
Auch für die 7D bietet Denz einen Umbau an: Die Modifikation heißt 7D evo PL54, damit lassen sich wie beim anderen Modell 35-mm-Filmobjektive mit PL54-Fassung verwenden.

Für Bewegtbild optimierte Single-Sensor-Kameras

Arri: Alexa
Single-Sensor-Kamera Alexa von Arri.

Ikonoskop: A-Cam dII
Die A-Cam dII ist zwar mit einem 2/3-Zoll-Sensor ausgestattet, soll aber dennoch die gleiche Zielgruppe ansprechen, die etwa auch DSLRs einsetzt.

Panasonic: AG-AF101
Single-Sensor-Camcorder mit Micro-4/3-Wechselobjektivanschluss und AVCHD-Aufzeichnung.

Red Digital Cinema: Red One
Erste Kamera mit großem Chip von Red Digital Cinema.

Red Digital Cinema: Epic, Scarlet
Zweite Baureihe des Herstellers Red Digital Cinema.

Sony: F35
Vollformat-Single-Sensor-Kamera von Sony.

Sony: SRW-9000 PL
HDCAM-SR-Camcorder von Sony mit PL-Mount.

Sony: PMW-F3
Camcorder mit Super-35-Sensor und interner XDCAM-EX-Aufzeichnung.

Silicon Imaging: SI-2K Mini
Kompakte Kamera von Silicon Imaging.

Vision Research: Phantom Flex
Kamera aus dem Highspeed-Bereich von Vision Research.

Weisscam: HS-2 MKII
Kamera aus dem Highspeed-Bereich von Weisscam.

Artikelsammlung zum Thema

Fünf Artikel zum Themenbereich aktuelle Codecs/Formate/Aufnahmetechnik sind schon bei film-tv-video.de erschienen (Links finden Sie am Ende des Artikels). Zusammen mit diesem Artikel ist diese Themensammlung — ergänzt um zwei Formattabellen — auch in Form einer  und als kostenpflichtiges verfügbar.

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