Ausprobiert: Oled-Monitor PVM-740 von Sony
Ein professioneller Oled-Monitor für Festinstallation und Field-Einsatz: PVM-740 von Sony. Am Set, am Schnittplatz oder für eine erste Signalkontrolle lässt sich der kompakte neue Schirm von Sony nutzen.
Mit dem Monitor PVM-740 bietet Sony ein Display mit der aktuellsten Profi-Bildschirmtechnik an: Oled-Schirme leuchten selbst, brauchen also keine Hintergrundbeleuchtung. Sie bieten technologiebedingt einen breiteren Betrachtungswinkel, höheren Kontrastumfang und tiefere Schwärzen als LCD-Panels.
Der neue Sony-Schirm mit einer Bilddiagonalen von 7,4 Zoll (188 mm) bietet eine native Auflösung von 960 x 540 Bildpunkten (WVGA). Das Gerät ist mit einem 10-Bit-Treiber ausgestattet, wodurch Banding-Effekte vermieden und Verläufe sehr natürlich wiedergegeben werden. Außerdem ist der Sony-Oled-Schirm besser als die meisten LCD-Panels, wenn es um die Vermeidung von Nachzieheffekten geht: Auch schnelle Objektwegungen und Schwenks werden auf dem Display nicht zu einem unscharfen Wischeffekt verschmolzen. Das gilt zudem auch bei tiefen Umgebungstemperaturen, wo LCD-Schirme noch träger werden und in puncto Bewegungswiedergabe oft extrem schwächeln. Sony gibt zudem an, dass der Monitor in puncto Farbwiedergabe und Gamma die Broadcast-Standards SMPTE-C, EBU und ITU-R BT.709 erreiche.
Und wie sieht das in der Praxis aus? Ziemlich gut: Der Monitor überrascht mit einer erstaunlich guten Bildwiedergabe: satte Farben, differenzierte Helligkeitswiedergabe, tiefe Schwärzen, gute, stabile Wiedergabe von Spitzlichtern. Insgesamt ein Bild, wie man es von Geräten aus der Größen- und Preisregion dieses Monitors bisher nicht kennt.
Bei der Display-Größe von 7,4 Zoll ist es eigentlich auch kein Problem, dass der Monitor keine 1080 x 1920 Bildpunkte aufweist: Das würde man ohnehin nicht sehen, und wenn es wirklich darauf ankommt, kann das Display im 1:1-Modus den zentralen Ausschnitt eines 1080 x 1920-Bildes ohne Skalierung darstellen — und die Darstellung ohne Skalierung ist auch mit anderen Signalen möglich. Wird der Monitor als Sucherbildschirm verwendet, hilft ihm auch eine zuschaltbare Kantenaufsteilung, wie man sie vom Peaking-Regler an normalen Suchermonitoren kennt, das Manko der reduzierten Auflösung beim Scharfstellen zu kompensieren.
Der Monitor lässt sich mit unterschiedlichsten Signalen füttern und macht auch dann noch eine ziemlich gute Figur, wenn er die Bilder per De-Interlacing an seine eigenen, progressiven Darstellungsmöglichkeiten anpassen muss. Hierfür stehen dem Anwender drei Modi zur Verfügung und Sony hat es geschafft, hier recht kurze Processing-Zeiten umzusetzen, so dass im Monitor selbst keine große Verzögerung auftritt, auch in den Fällen, in denen er die Bilder erst umrechnen muss, bevor er sie darstellen kann (beim Einsatz des Line-Doublers gibt Sony als minimale Verzögerung weniger als ein halbes Frame, also weniger als ein Halbbild an).
Der Monitor ist durch die V-Mount-Akkuschiene und den zusätzlichen 12-Volt-Anschluss (4-Pol-XLR), aber auch durch seine relativ robuste Ausführung, für den Field-Einsatz prädestiniert. Er wiegt rund 2 kg, mit Netzadapter (100 bis 240 V) etwa 2,6 kg. 27 W Leistungsaufnahme gibt Sony für den Monitor an. Bei der Aufstellung sorgt ein stabiler, abnehmbarer Fuß für Standsicherheit, ein Ausklappaufsteller bringt zusätzliche Flexibilität, er erlaubt das Kippen um 15 Grad. Außerdem sind am Gehäuse des Monitors etliche Befestigungsgewinde vorhanden, im Boden finden sich zudem Gewinde in den gängigen Stativschrauben-Durchmessern 1/4 und 3/8 Zoll. Das Display wird durch eine leicht austauschbare Antireflexscheibe geschützt: Falls der Schirm mal einen Kratzer abbekommt, muss man nur diese Frontscheibe tauschen.
Das alles macht den Anspruch dieses Field-Monitors, für den es aber auch eine Rackmount-Brücke (MB-531, 4 HE) gibt, deutlich: Es handelt sich um ein kompaktes Gerät für gehobene Ansprüche, besonders im mobilen Einsatzbereich. Das zeigt auch die weitere Ausstattung des Geräts — es schlägt sich jedoch auch im Preis nieder: Der PVM-740 wird im Handel derzeit (November 2010) zu Nettopreisen in der Größenordnung von 2.500 Euro angeboten.
Bei den Signalanschlüssen bringt der Monitor auf der Rückseite neben (3G-, HD-)SDI auch Composite mit, jeweils als In und Out in BNC ausgeführt. Außerdem gibt es eine HDMI-Buchse, Miniklinke für Audiosignale (In und Out) sowie zwei Buchsen für die Fernsteuerung des Geräts: Über die parallele 8-Pin-Schnittstelle kann die eingebaute Tally-Leuchte zwischen rot, orange und grün umgeschaltet werden. Die serielle Fernsteuerung via RJ-45-Buchse (Ethernet) erlaubt den Fernzugriff auf verschiedene Einstellfunktionen — bis zu 32 Monitore können so einzeln oder in Gruppen fernbedient werden.
Unterstützte Eingangssignale: 575/50i (PAL), 480/60i (NTSC), 576/50P, 480/60P, 640 x 480/60P, 1080/24PsF (wird als 1080/48i angezeigt), 1080/25PsF (wird als 1080/50i angezeigt), 1080/24P, 1080/25P, 1080/30P, 1080/50i, 1080/60i, 720/50P, 720/60P, 1080/50P (via 3D-SDI), 1080/60P (via 3G-SDI).
An der Frontseite bietet der Monitor einen regelbaren Kopfhöreranschluss (Miniklinke), sowie verschiedene, beleuchtete Funktionstasten und Einstellelemente. Sieben Funktionstasten können per Einstellmenü mit häufiger benötigten Funktionen belegt werden.
Neben Over- und Underscan, bietet der Monitor auch ein H/V-Delay- und eine Blue-Only-Darstellung. Ergänzt wird die Funktionalität zur Signalkontrolle durch eine ins Bild einblendbare Waveform-Darstellung und Audiopegel-Balkenanzeige für acht Kanäle (aber nur für Embedded Audio). Bilder können im Monitor auch gespiegelt werden (Flip-Mode), um etwa bei Stereo-3D-Setups mit Spiegelrigs ein seitenrichtiges Bild sehen zu können.
Der kurze Praxistest, den film-tv-video.de mit dem Monitor durchführte, stellt den Entwicklern ein gutes Zeugnis aus: Gut bedienbar, bei eindrucksvoller Bildqualität und mit sehr ordentlicher Funktionsvielfalt, kommt der robuste Monitor daher und wird sich damit zweifellos Freunde machen, die ihn wohl überwiegend am Set verwenden werden.