Branche: 29.06.2010

Deutscher Kamerapreis 2010

Im Rahmen einer Gala wurden in Köln zum 20. Mal Kameraleute, Cutterinnen und Cutter mit dem Deutschen Kamerapreis ausgezeichnet. Der Ehrenpreis ging an den langjährigen Sponsor Arri.

457 Film- und Fernsehproduktionen, so viele wie nie zuvor, hatten sich in diesem Jahr nach Angaben des Veranstalters um die vom Verein Deutscher Kamerapreis Köln e. V. ausgelobten und von einer Fachjury an Kameraleute sowie Cutterinnen und Cutter verliehenen Preise beworben. Aus den eingereichten Produktionen wurden 35 Produktionen in sechs Kategorien für die Auszeichnung nominiert. Acht Preise und zwei mit jeweils 5.000 Euro dotierte Förderpreise wurden schließlich von den Jurys vergeben. Den Ehrenpreis erhielt Arri für technische Innovationen und Verdienste um den internationalen Film.

In der Kategorie Kinospielfilm überzeugte Judith Kaufmann die Jury mit ihrer Kameraführung in Feo Aladags Spielfilm-Regiedebüt »Die Fremde« — einem Film, der auch schon mit anderen Preisen ausgezeichnet wurde. Der Film mit Sibel Kekilli schildert die Geschichte einer jungen Türkin, die mit ihrem Wunsch nach einem selbstbestimmten Leben ihre Familie herausfordert.

Gleich für seine erste Kameraarbeit in einem Kinospielfilm wurde Patrick Eppler für »Bis aufs Blut – Brüder auf Bewährung« ausgezeichnet. Die Jury würdigte insbesondere den Einsatz moderner Stilmittel, die im Zusammenspiel mit den Darstellern und der Inszenierung eine hohe emotionale Wirkung entfalte.

Über einen Preis in der Kategorie Fernsehfilm/Dokudrama konnte sich Andreas Höfer freuen — er führte die Kamera in dem Film »Empathie«, der drei Heranwachsende durch ihren von Brutalität und sozialer Kälte geprägten Berliner Alltag begleitet.

In der Kategorie Fernsehserie setzte sich der Kameramann Jörg Lawerentz für eine Folge der Kika-Serie »krimi.de« durch; »Filmriss« ist eine Geschichte um Alkohol, Gewalt und Zivilcourage von Jugendlichen in der Großstadt.

Die Auszeichnung für den besten Schnitt in einem Dokumentarfilm/Dokudrama ging an Henk Drees für »Rich Brother«, einen Dokumentarfilm über das Schicksal eines jungen Kameruners in Deutschland.

Die beste dokumentarische Kameraleistung erbrachte nach Ansicht der Jury Gerardo Milsztein in »Friedensschlag – Das Jahr der Entscheidung«, bei dem der gebürtige Argentinier auch Regie führte. Der Film gewährt Einblick in ein Jugendhilfeprojekt, bei dem straffällige und gewaltbereite Jugendliche resozialisiert werden.

Für seine Kameraarbeit in »37 Grad – Leben auf kleinstem Fuß«, das Porträt einer Familie am Rande des Existenzminimums, erhielt Mirko Schernickau den Preis in der Kategorie Bericht/Reportage.

Für die beste Kamera in einem Kurzfilm schließlich wurde der Berliner Leonard Lehmann ausgezeichnet – der Film »Am anderen Ende« über die Nöte einer Telefonseelsorgerin zeichne sich, so die Jury, unter anderem durch virtuose Handkamerasequenzen aus.

Die von der Filmstiftung Nordrhein-Westfalen und von Panasonic bereitgestellten Förderpreise gingen in der Kategorie Kamera an den jungen Dresdner Till Girke für seine Arbeit in dem Kurzfilm »Von Mädchen und Pferden« sowie in der Kategorie Schnitt an den Magdeburger Sven Kulik für den Kurzfilm »Am anderen Ende«.

Kommentar

Wie stets in den vergangenen Jahr gab es auch bei der diesjährigen Veranstaltung die offenbar unvermeidbare Prise »Kölschen Klüngel«: Der Ehrenpreis, der in früheren Jahren jeweils an verdiente Gestalter ging, die auf ein bildnerisches Lebenswerk zurückblicken können, wie die früheren Ehrenpreisträger Joseph Vilsmaier, Carl F. Hutterer, David Slama, Elfi Mikesch, Robby Müller, Xaver Schwarzenberger, Franz Rath, Jürgen Jürges, Jost Vacano, Gernot Roll und Michael Ballhaus, wurde nun an den Kamerahersteller Arri vergeben.

Nicht dass Arri keine Preise verdient hätte, wie etwa die stattliche Sammlung von Technischen Oscars, Emmys und anderen Auszeichnungen belegt, mit denen Erfindungen und Entwicklungen des Unternehmens schon ausgezeichnet wurden — aber dass beim Deutschen Kamerapreis nun plötzlich ein Gestalterpreis umgewidmet und ausgerechnet an einen langjährigen Sponsor der Veranstaltung verliehen wird, hat eben einen Beigeschmack.

In den vergangenen Jahren hatte der Deutsche Kamerapreis seine Glaubwürdigkeit dadurch angekratzt, dass sich unter den Preisträgern mehrmals Jurymitglieder des gleichen Jahrgangs befanden (Meldung). Offenbar fehlt den Veranstaltern das Fingerspitzengefühl, für ihren — nach eigenen Angaben — »renommiertesten Preis für Kameraleute und Cutter«. Einen solchen sollte man pfleglicher behandeln und nicht mit solchen Unsauberkeiten belasten.

Hintergrund

Die Mitglieder des Vereins Deutscher Kamerapreis Köln e. V. sind: Stadt Köln, Colonia Media, Filmstiftung NRW, LfM NRW, Nobeo, Studio Hamburg, TV Productioncenter Zürich AG und die öffentlich-rechtlichen TV-Anstalten BR, SWR, WDR und ZDF.

Sponsoren des Jahres 2010 waren (laut Broschüre, die Website weicht hiervon teilweise ab): Arri, Avid, Band Pro, Kodak, Media Broadcast, Medienforum NRW, Panasonic, RTL, Sony, Volkswagen und WDR Mediagroup Digital.