It’s Showtime: Full-Service von Nobeo
Nobeo ist einer der großen Full-Service-Dienstleister in der deutschen TV-Landschaft. Im Kölner Raum verfügt das Unternehmen über große Studiokapazitäten und einen umfassenden Postproduction-Bereich. Für Außenproduktionen kann Nobeo vom EB-Team über Flightcase-Regien bis zum eigenen HD-Ü-Wagen unterschiedlichste Setups anbieten. Live-Shows gehören ebenso zum Portfolio des Unternehmens, wie Konzertaufzeichnungen, Talkshows, Quizsendungen oder Gerichtsshows. film-tv-video.de war vor Ort und hat mit Geschäftsführer Stefan Hoff, Account Manager Hacik Kölcü und Firmensprecher Hans-Jörg Seibold über das Unternehmen und aktuelle Marktperspektiven gesprochen.
Wer beim Fernsehen in eine Studioproduktion von RTL oder Sat.1 schaltet, der sieht mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Aufzeichnung aus den Nobeo-Studios, die im nahe Köln gelegenen Hürth angesiedelt sind: Günther Jauch gehört mit seinen erfolgreichen Shows seit Jahren zu den Stammkunden von Nobeo, zahlreiche Comedy-Shows, etwa mit Mirja Boes, Atze Schröder, Ralf Schmitz oder Paul Panzer, entstehen ebenfalls mit Beteiligung des Hürther Unternehmens. Wer eher im Nachmittagsprogramm zuhause ist, kann »Richterin Barbara Salesch« oder »Zwei bei Kalwass« aus den Nobeo-Studios sehen.
Hürth hat wenig Großstädtisches und das Umfeld der Studios ist ein Industriegebiet: Alles eher zweckmäßig als schön — aber das merkt man den Produktionen nicht an.
Auch abseits des Hürther Studiogeländes ist Nobeo aktiv: Mit einer Festinstallation im Veranstaltungszentrum Limelight in Köln können Bühnenproduktionen realisiert werden, etwa Comedy-Shows wie der »RTL II Fun Club«. Wenn auch das nicht passt, geht Nobeo »on the road« und realisiert dann mit mobilen Flightcase-Regien oder Ü-Wagen Außenproduktionen, wie die Außen-Events von Stefan Raabs »TV Total«: die »Stockcar Crash Challenge« oder die »Wok-WM«. Dabei setzt Nobeo den eigenen Ü-Wagen Nobeo 1 ein oder greift auf einen anderen innerhalb der Unternehmensgruppe verfügbaren OB-Truck zu.
Kurzum: Nobeo ist ein Schwergewicht im Markt, wenn es um Studio- oder Außenproduktion geht. Das Unternehmen versteht sich als Full-Service-Dienstleister, der die gesamte Produktionskette einer TV-Sendung abbilden kann.
Alle für komplette Studioproduktionen notwendigen Gewerke sind in unmittelbarer räumlicher Nähe auf dem Studiogelände in Hürth vorhanden. So können aus einer Hand, mit extrem kurzen Wegen, optimal aufeinander abgestimmte Leistungspakete angeboten werden. Die einzelnen Teilbereiche stehen aber auch als separate Dienstleistungen zur Verfügung.
Firmenhintergrund
2004 wurde Nobeo zum Tochterunternehmen der niederländischen UBF Media Group, die 2007 mit der französischen Euro Media Télévision fusionierte. Die daraus entstandene Euro Media Group ist als großer, länderübergreifender Full-Service-Anbieter mit mehr als 1.300 fest angestellten Mitarbeitern in Deutschland, den Niederlanden, Frankreich, Belgien, Großbritannien und der Schweiz aktiv.
Geschäftsführer Stefan Hoff hebt hervor, dass man dank der Anbindung an die Euro Media Group auch jederzeit auf den umfangreichen Geräte-Pool der gesamten Unternehmensgruppe zugreifen könne und umgekehrt natürlich auch öfter einspringe, wenn anderswo noch Kapazitäten benötigt würden.
Nobeo hat bereits vor einigen Jahren in HD-Equipment investiert und im Jahr 2007 die erste HD-Festregie installiert, deren Bedienungsführung und Design dann auch beim Bau des eigenen HD-Ü-Wagens Nobeo 1 übernommen wurde. »Unser Regiekonzept ist bei den Regisseuren sehr beliebt«, erläutert Stefan Hoff. Zwar werde im Studiobereich letztlich immer noch meist in SD gearbeitet, Nobeo sei aber mit seiner Ausstattung schon längst auf HD umgestiegen: »Wir müssen nur den Schalter umlegen und können dann voll in HD produzieren«, so Hoff.
Schon jetzt kann der Dienstleister also HD-Produktionen anbieten, was außerhalb des Studiobereichs auch schon intensiv genutzt wird. So etwa bei HD-Aufzeichnungen von Außenproduktionen, die dann mehrfach ausgewertet werden, etwa zuerst als Übertragung und später als Konzert- oder Comedy-DVD. Beispiele dafür sind Konzerte von Herbert Grönemeyer (»12 Live«) und Till Brönner (»A Night in Berlin«) oder Comedy-Programme von Atze Schröder (»Atze live! Mutterschutz«), Paul Panzer (»Heimatabend Deluxe«) und Kaya Yanar (»Live und unzensiert«).
Studioproduktionen
Insgesamt stehen bei Nobeo in Hürth neun Fernsehstudios mit einer Fläche von bis zu 1.400 qm für Fernseh- und Event-Produktionen zur Verfügung. Hier entstehen Formate wie »Wer wird Millionär?«, »Die ultimative Chart Show«, »Mensch Markus«, »Niedrig und Kuhnt – Kommissare ermitteln«, »Pilawas große Weltreise«, »Stern TV« und viele mehr. Auch der RTL-Jahresrückblick »Menschen, Bilder, Emotionen« wird bereits seit 1999 regelmäßig live aus den Studios von Nobeo gesendet.
Einige der Studios werden schon seit Jahren für dieselben Produktionen genutzt, etwa für »Richterin Barbara Salesch«. Aber auch »Stern TV« setzt auf die eingespielten Abläufe bei Nobeo: Ein Studio wurde speziell dafür eingerichtet und wird ausschließlich hierfür genutzt.
Solche Dauerbuchungen sind natürlich für ein Unternehmen wie Nobeo gut, denn sie sorgen für eine gleichmäßige Grundauslastung. Schlecht ist es dagegen für die Studiobetreiber, wenn mit der gleichen Deko weniger Folgen einer Sendung produziert werden: Dann sinkt die Rentabilität, denn der Studiobetrieb ist ja nicht auf Raummiete abgestimmt, sondern wird nur lukrativ, wenn auch tatsächlich Produktionen realisiert und dabei weitere Dienstleistungen abgerufen werden.
Hans-Jörg Seibold, Firmensprecher von Nobeo, glaubt, dass einer der Gründe für die Treue der Kunden in den eingespielten Teams zu sehen sei, die bei Nobeo arbeiten: »Unsere Kunden schätzen es, dass unsere Teams über die Jahre hinweg sehr konstant bleiben. Wenn Sie sich einmal selbst eine Live-Sendung von »Stern TV« im Studio ansehen, können Sie leicht erkennen, dass hier die Abläufe exakt sitzen und die Kommunikation der Beteiligten nahezu blind funktioniert«, erläutert Seibold und ergänzt weiter: »Die Kunden bleiben bei uns, obwohl der Markt hart umkämpft ist. Das ist keine Selbstverständlichkeit — gerade hier im Kölner Raum, wo es sehr viele Studiokapazitäten gibt.«.
Die Mehrzahl der Nobeo-Studios verfügt über eine Audio-, Video- und Triax-Festverkabelung, weiter gibt es eine Glasfaservernetzung (Audio und Video) aller Regien über den Master Control Room (MCR). Neben den Show-Studios stehen auch eine große Bluebox sowie eine weitere, kompakte Bluebox im Post-Bereich für Aufzeichnungen und Live-Sendungen bereit: Hier werden etwa große Teile der Promi-Kommentare für die Chart- und Mottoshows aufgezeichnet, die dann in die Clips eingestanzt werden.
Außerdem hat Nobeo mit dem schon erwähnten Limelight eine weitere Location im Angebot: In dem bekannten Kölner Theater- und Konzertsaal hat Nobeo eine Fernsehregie fest installiert, mit der sich Shows, Konzerte und Events aufzeichnen lassen.
Shows und Unterhaltung
Stefan Hoff, seit 2008 Geschäftsführer bei Nobeo, hält den Show- und Event-Bereich für einen Wachstumsmarkt, den Nobeo aus seiner Sicht mit großem Erfolg bedient: »Wir sehen in unserem Business einen momentanen Trend zu Außen-Shows mit 7.000 bis 10.000 Zuschauern, die in einem besonderen Rahmen ablaufen. Wir haben im vergangenen Jahr zahlreiche solcher Events realisiert«, erläutert Hoff. Er ergänzt, dass Shows mit eher außergewöhnlichen Locations beim Zuschauer offenbar sehr gut ankommen — so etwa das Finale der vergangenen Staffel von »Germany’s next Topmodel«, live aus der Kölner Lanxess-Arena, umgesetzt mit Nobeo-Technik, oder das Halbfinale und das Finale von »Popstars« live aus der Arena in Oberhausen. Aber auch Konzertaufzeichnungen wie bei »Green Day« in der Münchener Olympiahalle oder bei Jan Delay am Flughafen Düsseldorf, gehören ins Repertoire von Nobeo.
»Wir haben uns in diesem Bereich fundiertes Know-how erarbeitet und unsere Kunden wissen, dass wir anspruchsvolle Live-Produktionen mit Show-Charakter gut umsetzen können«, erklärt Hacik Kölcü, Account Manager Außenproduktion bei Nobeo. Oft arbeitet Nobeo bei solchen Produktionen auch mit mobilen Flight-Case-Regien, wenn es die Location erfordert: Nicht immer lässt sich nämlich der ganz große Fuhrpark mit Ü-Wagen und Zusatzfahrzeugen vor Ort aufbauen, manchmal ist es auch einfach aus ablauftechnischen Gründen besser, wenn sich die Technik direkt im Veranstaltungsort befindet.
Außenproduktion
Hacik Kölcü, bringt wie Geschäftsführer Stefan Hoff sein Know-how aus dem Ü-Wagen-Business mit ein und kennt damit auch die Live-Sportproduktion im Detail — inklusive des harten Konkurrenzkampfs, der in diesem Bereich herrscht. Sowohl Hoff, wie auch Kölcu machen in der Sportproduktion letztlich eine starke Marktpolarisierung aus: mit vielen HD-Ü-Wagen auf der einen und mit zahlreichen letztlich veralteten SD-Mobilen auf der anderen Seite. Die Probleme, die sich durch die Überkapazitäten auf beiden Ebenen ergeben, halten sie im Sport für besonders eklatant. Nicht zuletzt deshalb habe sich Nobeo auf den Bereich Show und Unterhaltung konzentriert, während Sport bei Nobeo nicht die Hauptrolle spielt.
»Mit unserem Ü-Wagen bedienen wir in erster Linie den Entertainment-Markt und können das, was unsere Kunden aus diesem Bereich an Produktionsqualität im Studiobereich von uns kennen, auch »on the road« anbieten«, resümiert Hacik Kölcü.
Kölcu hält den Show- und Unterhaltungsbereich auch inhaltlich für den attraktiveren, weil man sich in der Gestaltung und Umsetzung bei der »Stock Car Crash Challenge« von »TV Total« beispielsweise viel mehr einbringen könne, als etwa beim Fußball.
Stefan Hoff glaubt, dass Nobeo in diesem Bereich eine noch höhere Schlagzahl an Produktionen anbieten könne als bisher — und letztlich auch muss, denn viele Produktionen kürzen die Vor- und Nachbereitungstage, sodass mehr produziert werden und die Technik quasi rund um die Uhr im Einsatz sein muss, um den Umsatz zu halten oder zu steigern. Das wiederum sei nur möglich, wenn mit einem Logistiksystem gearbeitet wird, das Rund-um-die-Uhr-Einsätze der Technik überhaupt erst möglich macht, so Unternehmenssprecher Hans-Jörg Seibold. Im Klartext: Was die Produktionsfirmen durch weniger Produktionstage einsparen, muss der Dienstleister durch eine deutlich höhere Auslastung ausgleichen.
Ein weiteres Erfolgskonzept für Nobeo sieht Stefan Hoff darin, die vorhandenen Mitarbeiter immer weiter zu qualifizieren und die jeweiligen Fähigkeiten zu entwickeln: »Auf diese Weise können wir höchstes technisches und kreatives Niveau beim Personal halten«.
In puncto Equipment setzt Nobeo auf eine gesunde Mischung aus eigenem und Leih-Equipment. Standard-Ausrüstungsgegenstände, die man häufig benötigt und einsetzt, kaufe Nobeo in den meisten Fällen selbst, so Hacik Kölcü. Durch die Standardauslastung sei auch sehr genau zu erkennen, wo eine Investition Sinn ergebe. Geräte, die sich aus der Sicht von Nobeo aber noch in der Entwicklung befinden oder wo es als Anbieter schwierig ist, sich auf einen Standard festzulegen, etwa im Bereich Effektlicht, werden hingegen gemietet.
Postproduction
Nobeo bietet auf dem Gelände in Hürth, bei seiner Tochterfirma FilmPartners Deutschland in Köln und bei seinen Kunden vor Ort auch ein umfassendes Postproduction-Setup: Über 30 Avid-Schnittplätze, diverse Storage-Lösungen und zwei lineare Edit-Suiten stehen für die Bildbearbeitung allein schon am Standort Hürth bereit. Apple-Systeme hat Nobeo beim Schnitt bislang nicht eingeführt. Stefan Hoff konstatiert, dass man das derzeit auch nicht plane: Bei Nobeo sind windows-basierte Avid-Systeme Trumpf, wenn es um die Nachbearbeitung geht.
Im Tonbereich stehen acht ProTools-Suiten zur Verfügung, außerdem gibt es eine Grafik- und DVD-Authoring-Suite, sowie das Broadcast Copy Center, wo Ausspielungen und Kopien in verschiedenen Standards hergestellt werden können.
Anfangs als Nischenprodukt konzipiert, aber mittlerweile nicht mehr wegzudenken: Im Postpro-Bereich wurde ein kompaktes Bluebox-Studio mit einer Spielfläche von 3 x 5,5 m aufgebaut. Das Studio ermöglicht verschiedenste Moderationsvarianten. Aus dem Studio können sogar Live-Schaltungen via ATM durchgeführt werden, die Bluebox ist an eine der Edit-Suiten angebunden, die als Ablaufregie dient.
Wenn gewünscht, realisiert Nobeo auch technische Lösungen im Postproduction-Bereich direkt beim Kunden vor Ort.
Rental / EB-Teams
EB-Teams bietet Nobeo nicht selbst, sondern über das Tochterunternehmen FilmPartners Deutschland an, das seit Jahren Teams für ganz unterschiedliche TV-Formate am Start hat.
Im Rental-Bereich dagegen ist Nobeo zwar selbst aktiv, setzt aber auf reinen Equipmentverleih, also Dry Hire. Zum Rental-Angebot zählen Flight-Case-Regien, Schnittplätze, MAZen aller gängigen Formate, Kameras und Optiken (HD und SD), Monitore, Scan-Konverter, Legalizer und mehr.
Zukunft als Full-Service-Provider
Nobeo-Geschäftsführer Stefan Hoff setzt auf Qualität und sieht Nobeo als Premium-Anbieter, dessen Kunden sich nach seiner Einschätzung auch genau wegen dieser Qualität für Nobeo entschieden haben. »Wir haben innerhalb der Unternehmensgruppe unseren Schwerpunkt bei Premium-Produktionen im Showbereich — im Studio oder On Location«, erläutert Hoff. »Für andere Arten von Produktionen, die vielleicht auch experimenteller sind, gibt es andere Firmenteile wie etwa FilmPartners Deutschland.«
Hoff ist sich sicher, dass sich dieser Qualitätsanspruch auch bei knapperen Budgets und härterem Konkurrenzkampf durchsetzen lässt: »Am Ende wird eine gewisse Qualität der Inhalte und auch der Technik erhalten bleiben«, glaubt Hoff — wenn auch er einen Trend dazu sieht, dass manche Zuschauer ihre Inhalte im Internet herunterladen und als Konsequenz davon bei den Produzenten weniger Geld für die Serienproduktion übrig bleibt. Hoff: »Trotzdem gilt: Fernsehthemen bewegen die Menschen immer noch sehr stark«.
An die Zukunft des klassischen Fernsehens glaubt Stefan Hoff daher unverändert: »Wir müssen uns Optimismus bewahren — und wenn Fernsehen immer billiger produziert werden muss, werden wir darauf reagieren und eine Lösung finden. Das Internet betrachten wir dabei nicht als separates, losgelöstes Thema, sondern sehen es stark im Verbund mit klassischem Fernsehen«.
»2009 war für die TV-Branche in Deutschland ein schwieriges Jahr, aber es ist noch Luft da, um zu investieren«, konstatiert Stefan Hoff. »Die Zeiten sind derzeit schlechter, unsere bestehenden Kunden sparen, aber sie wenden sich nicht ab. Außerdem haben wir mit der »Oliver Pocher Show«, der »heute-show« und »5 gegen Jauch« selbst im schwierigen Jahr 2009 neue Produktionen bekommen, die neben den bei uns realisierten Dauerbrennern »Wer wird Millionär?«, »Stern TV«, »Richterin Barbara Salesch« und vielen anderen, bei uns für eine gute Auslastung sorgen.« Zur generellen Marktsituation erklärt Stefan Hoff: »Ja, es gibt auch einen gewissen Preisverfall — es wäre albern, das zu bestreiten — und man muss deshalb mehr machen, um den Ertragslevel zu halten. Aber bisher klappt das bei uns ganz gut, weil wir effizient arbeiten und eine sehr gute Logistik haben. Der eigene Ü-Wagen hat weitere, neue Produktionen für die Gruppe erschlossen, außerdem können wir mit diesem Fahrzeug unsere Stärken bei Technik, Personal und Knowhow auch außerhalb des Studiogeländes vermarkten«. Insgesamt ist Hoff sich sicher: »Es gibt auch weiterhin einen Markt für anspruchsvolle TV-Produktionen — technisch und inhaltlich«.