MXO2: Monitoring, Capturing, Encoding in einer Box
MXO2 von Matrox ist eine externe Hardware, die Mac-Nutzern professionelle Video- und Audioanschlüsse für Capturing und Playout, verbessertes Monitoring und schnelleres Encoding verspricht. Als einen der Trümpfe nennt der Hersteller das nun verfügbare H.264-Encoding »schneller als in Echtzeit«. Neben Macs können nun auch Windows-Rechner MXO2 nutzen.
Die zunächst von Matrox vorgestellte Version von MXO2 (Test) hat der Hersteller sukzessive um weitere Varianten ergänzt, die alle auf der gleichen Technologie und Hardware basieren. Nun bietet der Hersteller also in seiner I/O-Familie die Produkte MXO, MXO2, MXO2 LE, MXO2 Mini und MXO2 Rack an. Alle können im Zusammenspiel mit Macs neuerer Bauart genutzt werden, MXO2 Mini zusätzlich auch mit Windows-Rechnern, darauf weist der Hersteller explizit auf seiner Website hin. Mit dem PC-Treiber in der Version 2.0 sollen alle vier MXO2-Boxen auch unter Windows 7 Professional und Ultimate in Zusammenarbeit mit Premiere CS4 eingesetzt werden können. Getestet haben wir diese Zusammenarbeit aber nicht.
Der aktuelle Treiber 1.8 erlaubt Cross-Encoding auf dem Mac und mit dem kommenden Treiber soll auch Premiere ab Version CS4 4.2 unterstützt werden.
Außerdem wurde die Hardware der Boxen um eine optionale Karte für das Encoding von H.264-Dateien erweitert. Diese Technologie wird mit dem Zusatz »Max« gekennzeichnet und ist in allen vier MXO2-Versionen verfügbar.
Für rund 1.700 Euro bietet Matrox die Grundversion der MXO2-Box inklusive Max-Board an. Der Kunde erhält dafür an, eine Box für Capturing, Monitoring und Encoding. Damit gehört das Matrox-Produkt zu den günstigen Lösungen unter den I/O-Lösungen und Breakout-Boxen für das kleine, mac-basierte Videostudio. Die kompakte Box bietet alle wichtigen digitalen AV-Ein- und Ausgänge, es befinden sich an drei Seiten Anschlussfelder. Die Box ermöglicht zudem professionelles Monitoring von HD-Videomaterial. MXO2 kann in Verbindung mit den Mac-Softwares Final Cut Pro (FCP), DVD Studio Pro, Color von Apple sowie mit After Effects von Adobe eingesetzt werden.
Die Rack-Version ist für den Einbau in eine 19-Zoll-Rack konzipiert, alle Anschlüsse finden sich bei diesem Modell auf der Rückseite. Dabei gibt es zwei anstatt vier XLR-Audioeingänge und acht Ausgänge, daher kann die Rack-Variante sogar für 7.1-Surround-Monitoring genutzt werden.
MXO2 LE bietet dagegen nur zwei Cinch- und zwei XLR-Ausgänge. Außerdem verfügt diese Version nicht über AES/EBU-Funktionalität, kann also keine digitalen Audiosignale verarbeiten.
Äußerlich noch sehr viel kompakter, verzichtet auch die Mini-Version komplett auf AES/EBU und auf XLR-Anschlüsse, auch SDI, RS-422-Schnittstelle und
Grundkonzept blieb gleich
Das Grundkonzept der MXO2 ist einfach: Bei den Ausgängen übernimmt die MXO2 die Arbeit für die Formatumwandlung, bei der Eingabe stellt sie dagegen nur die Anschlüsse bereit und benötigt daher einen schnellen Rechner. Aufgrund diese Konzeptes ist die MXO2 wesentlich kompakter als die direkten Konkurrenten, etwa Aja IO und Motu V4HD (Test), da sie mit weniger Hardware auskommt und damit auch wesentlich weniger Leistungsaufnahme aufweist — was im mobilen Betrieb durchaus bedeutsam werden kann, denn die MXO2 kann auch mit einem Akku betrieben werden.
Für den Anschluss via PCIe liegt eine Adapterkarte passend für den Mac Pro und das Macbook Pro bei. Alles über die Anschlüsse und das Monitoring ist gleich geblieben, mehr dazu finden Sie im früheren Test. Auch wenn sich die MXO2 äußerlich nicht verändert hat, hat der Hersteller doch die inneren Werte aufpoliert. Mit der Max-Technologie bietet Matrox jetzt die Möglichkeit, die Berechnung von H.264-Dateien im Apple-Programm Compressor zu beschleunigen. Compressor erhält dafür Zugriff auf die Hardware in der MXO2-Box und erreicht Kodiergeschwindigkeiten, die es erlauben, Videos schneller als in Echtzeit umzuwandeln. Dazu verspricht die aktuelle Treiber-Version 1.8 für den Mac, dass damit auch die Cross-Konvertierung zwischen HD-Formaten zur Verfügung steht.
Cross-Konvertierung verbessert
Bei der Cross-Konvertierung hatte der Hersteller in früheren Treiberversionen einige Wünsche der Anwender noch nicht erfüllen können. Unter dem Treiber 1.2 funktionierte etwa die Cross-Konvertierung nur direkt von den Eingängen auf die Ausgänge, nicht aber bei der Aufnahme auf die Festplatte. Matrox hatte schon früh weitere Verbesserungen versprochen, die nun auch zur Verfügung stehen: Nun kann jede Cross-Konvertierung direkt auf die Festplatte ausgeführt werden — gleichgültig in welcher Richtung, auch zwischen verschiedenen HD-Formaten. Dabei kann auch von Halbbildern zu Vollbildern und umgekehrt gewandelt werden.
Verwendet man bei der Formatwandlung allerdings einen DVCPRO–Codec, bleibt das Aufnahmefenster in Final Cut Pro bei der Aufnahme schwarz. Das Material findet sich nach der Wandlung dennoch in der gewünschten Form auf der Festplatte. Wählt man für die Wandlung einen von Apples
Die klassische SD–Formatwandlung zwischen PAL und NTSC ist bei der MXO2 als Einbahnstraße ausgelegt: NTSC kann in PAL gewandelt werden. Leider geht auch das keineswegs in optimaler Qualität: Es gibt keine Motion Compensation, Bewegungsabläufe wirken ruckelig, weil einfach nur Bilder ausgelassen werden.
Erweitertes Innenleben
Die H.264-Hardware Max ist vor allem für Anwender interessant, die für das Web produzieren oder schnell Blu-ray Discs kodieren wollen. Ein eigenes Fenster in den Systemeinstellungen zeigt, ob die optionale Erweiterungskarte installiert und aktiv ist. Vor dem Einsatz der Kodierbeschleunigung müssen Eingangs- und Ausgangseinstellungen vorgenommen werden, auf Wunsch lässt sich die Hardware-Beschleunigung auch abschalten.
Generell beschleunigt die Erweiterung alle H.264-Umwandlungen, egal ob für Youtube, Flash-Videos oder Blu-ray-Dateien. Dazu wird mit den Treibern eine ganze Batterie an Matrox-Voreinstellungen in Compressor installiert. Leider wurden nicht in allen Formaten Vorlagen mit PAL-Eckwerten berücksichtigt. Die Einstellungen erfolgen über eine eigene Oberfläche, die nicht ganz so einfach zu verstehen ist, wie etwa die von Compressor. Irritierend ist dabei, dass nicht ersichtlich ist, ob gerade ein einfacher oder mehrfacher Kodierdurchlauf verwendet wird. Letzterer soll für besser Qualität sorgen. Für diese Einstellung gibt es aber keine eigene Option wie in Compressor: Was passiert, hängt von den richtigen Angaben im Source-Fenster ab. Dieser Sachverhalt ist im Handbuch zwar kurz erklärt, kann aber auch leicht missverstanden werden.
Der Zeitunterschied zwischen einfacher oder mehrfacher Kodierung betrug aber im Test mit mehrminütigen Clips ohnehin lediglich ein paar Sekunden. Besser als bei den Einstellmöglichkeiten in Compressor: Man kann im Matrox-Dialog eine Datenrate vorgeben und muss sich nicht auf eine ungenaue Prozentangabe des Quicktime-Dialogs verlassen.
Schneller als Echtzeit? Kommt drauf an…
Ob die Ergebnisse der Kodierung wirklich schneller als in Echtzeit ausgespuckt werden, ist von der Vorgehensweise abhängig.
Die ersten Tests direkt aus der FCP-Timeline zeigten, dass die Kodierung bei einigen Formaten zwar zwei bis drei mal schneller als mit Compressor ablief, schneller als in Echtzeit konnte aber in keinem Fall kodiert werden — obwohl die FCP-Projekte vorher schon komplett gerendert waren. Auch wenn also in diesem Fall das Werbeversprechen nicht eingelöst wurde: Die Beschleunigung war dennoch beeindruckend. So wurde für eine 50 Sekunden lange Datei beim Umwandeln in ein 640 x 480 Youtube-Video nur 2:59 min benötigt, während der Compressor bei gleicher Qualität 7:41 min benötigte.
Dabei war die Qualität beider Ergebnisse absolut vergleichbar, was Schärfe und Artefakte betrifft, Unterschiede gab es aber in der Bildwirkung: Matrox erhöht bei der Kodierung den Bildkontrast und somit wirkt der kodierte Clip gegenüber dem Original etwas dunkler, während Compressor allein — also unter Umgehung von MXO2 — das Bild leicht milchiger ausgab. Dabei wurde im Test jeweils mit den Grundeinstellungen gearbeitet, es wurden also die Presets für die H.264-Kodierung verwendet — in der sicher von den meisten Anwendern geteilten Annahme, dass diese für die Web-Ausgabe optimiert sind.
Ein bisschen technischer Hintergrund erläutert und erklärt diese Problematik: Wenn Video fürs Web ausgegeben wird, ist eine Farbraumkonvertierung notwendig. Aus YUV wird RGB gemacht. Dabei muss folgendes beachtet werden: 100% Schwarz in YUV wird der Wert 16 zugeordnet (alles darunter ist »Superschwarz«) als Weißwert gilt 235 (alles darüber ist »Superweiß«). Diese Werte werden bei der Farbraumwandlung angepasst auf RGB 0 und RGB 255 (wodurch sich die Gammakurve verändert). Diese Konvertierung ist notwendig, damit — vereinfacht gesagt — das Schwarz, das am TV schwarz ist, auch am PC Monitor schwarz und nicht dunkelgrau dargestellt wird. Bei der Konvertierung fürs Web muss das berücksichtigt werden. Wird dagegen für Blu-ray Disc in H.264 kodiert, dann muss man im YUV-Farbraum bleiben und darf die genannte Anpassung nicht durchführen.
Im Einstelldialog wird dieses Thema nicht ganz klar kommuniziert: Man weiß also als Anwender nicht ganz sicher, was die Box macht. Im Test hat MXO2 die Farbraumkonvertierung und Anpassung offensichtlich durchgeführt und somit letztlich in Bezug auf die Youtube-Verwendung das richtige Ergebnis produziert. Diesen Aspekt der Kodierung ganz klar zu kommunizieren, sollte ein Ziel der Benutzerführung in diesem Bereich sein — und das ist offenbar noch nicht ganz gelungen.
Dass die von Matrox versprochene Geschwindigkeit im Test nicht erreicht wurde, liegt am Procedere, mit dem die FCP-Dateien zur Berechnung an Compressor weitergeleitet werden — und ist ein Thema, das nur Apple lösen könnte. Bei der Übergabe entsteht nämlich eine erhebliche Verzögerung — und das gilt auch, wenn man Compressor alleine verwendet. Will man diese Verzögerung umgehen, muss man den Film zunächst als Quicktime-Datei exportieren. Verwendet man dann diese Quicktime-Datei als Ausgangsmaterial für die Kodierung mit der Matrox-Hardware, erreicht man deutlich höhere Kodiergeschwindigkeiten. Mit unterschiedlichem Ausgangsmaterial in den Formaten DVCPRO50-, DVCPROHD (720p) und HDV — jeweils ohne Titel, Grafiken und Effekte — erreichten wir im Test durchgehend Kodiervorgänge, die schneller als in Echtzeit abliefen. Ein typisches Beispiel: Die Kodierung eines einminütigen Videos im Format DVCPRO HD 720p bei jeweils gleicher Datenrate.
mit Compressor: 7:21 min, mit MXO2: 0:57 min
1080p H.264 mit Hochskalieren auf 1.920 x1080:
mit Compressor: 21:07 min,
Youtube 640 x 360:
mit Compressor: 1:10 min, mit MXO2: 0:41 min
Während also der Zeitgewinn bei der Youtube-Kodierung gering ist, kann MXO2 in den beiden anderen Fällen sein ganzes Potenzial ausspielen. Im Test wurden dabei ausschließlich die Einstellungen für optimale Qualität verwendet. Vergleicht man die Videos in Bewegungsdarstellung und Artefaktbildung, ist auch bei 400facher Vergrößerung kaum ein Unterschied sichtbar.
Fazit
Die neuen Treiberversionen entfesseln das ganze Potenzial der Matrox MXO2 in puncto Konvertierung und die neue H.264-Hardware verrichtet wie versprochen ihre Beschleunigungsdienste — bis hin zur Kodierung »schneller als in Echtzeit«. Als Kritikpunkte bleiben die Cinch-Anschlüsse für das
Da die Cross-Konvertierung beim Einspielen nun in Echtzeit möglich ist und die Realtime-Darstellung in Final Cut Pro beschleunigt wird, hat sich die MXO2 im Preis/Leistungs-Verhältnis sogar noch verbessert. Weiterer Pluspunkt ist die Kompaktheit. Bis auf die Kontrastveränderung bei der H.264-Kodierung kann die Qualität der eingespielten und gewandelten Dateien voll überzeugen. Die MXO2 ist ein typisches Arbeitstier — äußerlich schlicht, verrichtet sie leise und zielgerichtet ihren Dienst.