Branche, Footage, Top-Story: 14.08.2009

ClipDealer: Footage zum Download

ClipDealer ist ein Footage-Portal, das innerhalb kurzer Zeit ein beeindruckendes Wachstum geschafft hat und zunehmende Beachtung findet. film-tv-video.de sprach mit Geschäftsführer Markus Hein über Meilensteine und Perspektiven beim Online-Handel mit Videomaterial.

Die Wurzel von ClipDealer liegt im Jahr 2003: Damals ging pixelio.de als privates Hobbyprojekt von Markus Hein mit 300 Fotos online. Heute bietet die Plattform für kostenlose und lizenzfreie Bilder mehr als 300.000 Fotos, auf die 260.000 Mitglieder und monatlich rund 500.000 Besucher zugreifen. Was lag da näher, als auch ein Portal für Bewegtbilder zu gründen?

Das Ergebnis ist ClipDealer, ein Online-Portal für den Handel mit Footage. Anders als Pixelio, das über Werbung finanziert wird und die Fotos gratis anbietet, muss bei ClipDealer für die Videos bezahlt werden. Die Bezahlung erfolgt über ein simples, leicht durchschaubares System, den Preis bestimmt allein die Auflösung: Web-Videos etwa sind zum Nettopreis von 9,90 Euro zu haben, Videos mit 1.280 x 720 Bildpunkten kosten knapp 60, solche mit der Auflösung 1.920 x 1.080 rund 80 Euro — jeweils pro Clip, unabhängig von der Länge. Insgesamt sind fünf Auflösungsstufen verfügbar — wenn das Originalmaterial das hergibt: Es wird nicht up-konvertiert. ClipDealer bietet Clips mit einer Länge zwischen 5 und 60 Sekunden an.

ClipDealer ging im März 2008 online und hat nun schon mehr als 50.000 Videoclips im Angebot. Monatlich kommen nach Firmenangaben derzeit rund 4.000 neue Clips hinzu. Ein größerer Sprung soll aber im Lauf des Jahres erfolgen: »Im Bereich Video-Footage streben wir bis Ende des Jahres eine Auswahl von rund 100.000 Clips an«, erläutert Markus Hein.

Die Bildqualität der Clips ist dabei durchaus unterschiedlich, sowohl was die technische Qualität angeht, wie auch die Bildführung und Bildgestaltung. Zwar wird das Material nach Firmenangaben qualitativ geprüft, bevor die Freigabe durch ClipDealer erfolgt, dennoch ist eine große Bandbreite im Angebot: Es finden sich durchaus eher consumer-hafte Aufnahmen mit Schnappschuss-Charakter, die allenfalls mit einem Ein-Chip-DV-Camcorder aufgenommen wurden, aber andererseits auch perfekt ausgeleuchtete, aufwändig gestaltete, hochwertige HD-Clips. Die jeweilige Originalauflösung des Clips ist angegeben, freiwillig können die Anbieter auch die Geräte nennen, die sie eingesetzt haben.

Die Clips stammen — wie bei den meisten der Footage-Portale — von Kameraleuten, Filmproduzenten und ambitionierten Amateurfilmern, die entweder explizit Video-Footage produzieren, verfügbare Inhalte zweitverwerten oder überschüssiges Filmmaterial vermarkten wollen. Wer Material über das ClipDealer-Portal verkauft, erhält die Hälfte des Ertrags, der sich aus dem Nettopreis des Clips abzüglich 4% Abwicklungspauschale errechnet. Pro verkauftem 1080-Clip sind das 38,35 Euro, die niedrigste Auflösungsstufe bringt 4,75 Euro pro Video. Die Anbieter können laut ClipDealer in Echtzeit sehen, wie oft ihre Clips verkauft wurden.

Alle Clips müssen vom Anbieter selbst verschlagwortet werden und es wird automatisiert ein Bild pro Sekunde gegrabbt. Die Einzelbilder stehen dann online als Storyboard des Clips bereit. Bei der Verschlagwortung hilft ein Tool, das verwandte Begriffe vorschlägt. Das Footage-Portal basiert insgesamt auf einer eigenentwickelten Technologie, so Markus Hein.

Nach der Qualitätskontrolle erteilt ClipDealer bei allen Clips eine Freigabe für die kommerzielle und/oder redaktionelle Nutzung des Materials. Auch ein Model- und Property-Release wird von ClipDealer abgefragt, wenn das Material das erfordert: So wird vermieden, dass später Forderungen von Darstellern, Gelände- oder Objektbesitzern auf die Käufer zukommen können.

Mehr als 300 Anbieter liefern bislang bei ClipDealer Footage an. Das geschieht überwiegend file-basiert, also per Upload auf die Server des Portals. Ungefähr 15 % der Anbieter sind laut Markus Hein »Top-Seller«, die mehrere Hundert bis über tausend Clips anbieten. Solche Top-Seller erhalten von ClipDealer einen besonderen Service: »Wir unterstützen Top-Seller beim zeitaufwändigen Einspielen und Verschlagworten der Clips — und das kostenlos«, so Markus Hein. Solcher Service erfordert natürlich Personal: Im September 2007 gegründet, beschäftigt ClipDealer inzwischen acht Mitarbeiter.

Kunden von ClipDealer sind laut Markus Hein überwiegend Filmproduktionen, TV-Sender und Agenturen, seltener kaufen Unternehmen für interne Zwecke oder für Ihre Websites Material zu. Die Kunden können das einmal gekaufte Material zeitlich und räumlich unbeschränkt, so oft wie sie wollen nutzen — auch in mehreren Produktionen. Agenturen oder Filmproduktionen dürfen das Material für den gleichen Kunden beliebig oft verwenden. Verboten ist es lediglich, das Material in diffamierenden, beleidigenden Zusammenhängen einzusetzen.

Der Kauf von Clips läuft bei ClipDealer in einem ganz normalen, gängigen Warenkorb-Prozess ab. Nach der Bezahlung steht das Material in der jeweils gewählten Auflösung zum Download bereit — als H.264/MP4-Datei, beim Kauf der höchsten Auflösungsstufe jeweils im Originalformat.

Ende Januar 2009 hat ClipDealer zusätzlich zu den oft stummen Bewegtbildclips auch Audio-Footage, also lizenzfreie Sounds und Gema-freie Musik ins Programm aufgenommen, mittlerweile stehen auch Vektorgrafiken bereit. Durch den Ausbau von Community- und Social-Networking-Aspekten will ClipDealer zudem in Zukunft den Austausch zwischen den Käufern und Verkäufern von Clips intensivieren und erleichtern. »Ziel ist es, ClipDealer bis Ende 2010 zu einem der Top-3-Online-Marktplätze für lizenzfreie Medien auszubauen«, erklärt ClipDealer-Geschäftsführer Markus Hein.

Auch zu den Top-Downloads bei ClipDealer verrät Markus Hein etwas: »Bisher sind das Bilder aus dem Business-Bereich, etwa Meetings, Menschen am PC oder am Telefon. Weiteres Topthema: Alles was mit erneuerbaren Energien zu tun hat, etwa Solaranlagen, Windräder und ähnliches. Stark nachgefragt wird auch das Thema Logistik mit Schiffen, Cointainern, Lkws und Zügen. Ein Dauerbrenner sind Skylines großer Städte. Dann gibt es noch saisonale Interessensschwerpunkte, etwa wenn für Nachrichtenbeiträge BIlder von Löschflugzeugen gebraucht werden, weil es irgendwo größere Waldbrände gibt, oder wenn das öffentliche Interesse plötzlich auf bestimmte Regionen gelenkt wird. Auch bei der Cliplänge gibt es einen Schwerpunkt: Clips mit einer Länge zwischen 10 und 20 Sekunden verkaufen sich am besten.«

Andere Portale

Es gibt auch andere Footage-Portale, die ähnlich aufgebaut sind wie ClipDealer und nach dem gleichen Marktplatz-Prinzip funktionieren. Außerdem noch in Deutschland beheimatet: Interclips. Weitere Alternativen sind eher auf dem US-Markt zuhause: iStockphoto, Fotolia, Shutterstock, Pond5 und Fotosearch.

Andere Modelle für den Verkauf und die Vermarktung von Footage, die allerdings nicht nach dem Marktplatz-Prinzip funktionieren, sondern eher als Archive angelegt sind, finden sich bei Framepool aus Deutschland und sind auch bei Artbeats, Getty Images und Corbis Motion umgesetzt.

Footage.Net ist ein Zusammenschluss eher thematisch fokussierter Filmarchive und von Sendern wie ABC, BBC, HBO und NBC. Hier finden sich auch Teile anderer Archive wieder, etwa von Getty, Framepool, Efootage und auch private sowie staatliche Archive.