Avid verkauft Softimage an Autodesk
Die beiden Hersteller haben eine Vereinbarung unterzeichnet, nach der Autodesk im Wesentlichen sämtliche Unternehmenswerte des Geschäftsbereichs Softimage von Avid zu einem Preis von etwa 35 Millionen US-Dollar erwerben wird.
Damit trennt sich Avid von dem 1998 hinzugekauften Bereich Softimage, der sich mit Software für die 3D-Animation beschäftigt.
»Softimage entwickelt bereits seit mehr als 20 Jahren State-of-the-Art-3D-Technologien, und die Produkte des Unternehmens werden als die besten der Unterhaltungsbranche angesehen«, sagt Marc Petit, Senior Vice President bei Autodesk Media & Entertainment. »Mit dem Abschluss dieser Akquisition werden wir die Technologie und die Produkte von Softimage zu unserem Portfolio hinzufügen und eines der talentiertesten Teams der Branche bei Autodesk Media & Entertainment willkommen heißen. Beides wird uns dabei helfen, die Arbeit unserer Games Technology Group zu beschleunigen und interaktive 3D-Echtzeit-Authoring-Tools der nächsten Generation für Spiele, Film und Fernsehen zu erschaffen.«
Gary Greenfield, CEO und Präsident von Avid, ergänzt: »Wir sind gespannt, welche neuen Möglichkeiten sich für die Kunden von Softimage durch die Akquisition ergeben. Die 3D-Produktlinie von Softimage ist sehr stark auf dem Videospielmarkt gewachsen und dabei handelt es sich um eine Branche, in der Autodesk auf eine Erfolgsgeschichte verweisen kann. Autodesk stellt für Softimage eine ausgezeichnete Heimat dar.«
Geplante Integration von Softimage bei Autodesk
Nach Abschluss der Akquisition beabsichtigt Autodesk, die Kernproduktlinie von Softimage weiter zu entwickeln und zu vertreiben: das ist im wesentlichen die Software XSI mit ihren einzelnen Modulen. Gleichzeitig sollen bestimmte Technologiekomponenten von Softimage in zukünftige Versionen von Autodesk-Produkten und -Lösungen integriert werden. Autodesk beabsichtigt demnach, die folgenden Softimage-Produkte zu erwerben und auf die eine oder andere Art weiter zu entwickeln und zu unterstützen:
• Softimage XSI: Das ist eine produktionserprobte 3D-Animations-Software für Spiele, Film und Fernsehen. Sie ermöglicht vollständige 3D-Modellierung, Animation, Rendering und bietet eine Entwicklungsumgebung für visuelle Effekte und kundenspezifische Tools. Autodesk plant, XSI Essentials, XSI Advanced, XSI Academic, XSI Mod Tool und den XSI Software Development Kit weiter anzubieten.
• Softimage Face Robot: Eine Software-Lösung für einfaches Rigging und die Animation von 3D-Gesichtern. Mit Face Robot können Studios lebensechte Gesichtsanimationen in hoher Geschwindigkeit erstellen.
• Softimage Cat: Dieses erweiterte Charakter-Animationssystem ist ein Plug-In für Autodesk 3ds Max. Es soll in die 3ds Max-Produktlinie integriert werden.
• Softimage Crosswalk soll in die eigene Interoperabilitätstechnologie von Autodesk integriert werden.
Hintergründe Autodesk
Letztlich wird es für Autodesk darum gehen, Softimage möglichst ganzheitlich zu integrieren. Der Hersteller hat in den vergangenen Jahren zahlreichen Firmen aus dem Animationsbereich gekauft, darunter Alias (Maya), RealViz (Stitcher), Skymatter (Mudbox). Mit Softimage hat Autodesk nun letztlich einige der wichtigsten Firmen aus diesem Bereich unter einem Dach vereint und damit eine vergleichsweise einzigartige Marktposition in diesem Bereich erreicht.
Verkaufsstart bei Avid
Während der IBC2008 hatten Gary Greenfield und Kirk Arnold im Videoreport gegenüber film-tv-video.de erläutert, dass man bei Avid versuche, sich auf jene Unternehmensteile zu konzentrieren, wo sich Avid als Marktführer sehe. Kirk Arnold ergänzte damals, dass man zwar keinesfalls einen Ausverkauf des Unternehmens plane, aber alle Bereiche durchaus genauer prüfen werde.
Jetzt hat es also den Animationsbereich des Unternehmens getroffen: Wenn alles seinen Gang geht, wird Autodesk in Kürze Softimage übernehmen. Verwunderlich ist dieser Schritt kaum, denn Softimage ist bei Avid niemals richtig heimisch geworden. Der damalige CEO Bill Miller hatte 1998 rund 285 Millionen US-Dollar (zusammengesetzt aus Cash, Optionen und Aktien) bezahlt, um Softimage von Microsoft zu kaufen — kurz nachdem Softimage mit DS ein eigenes Postproduction- und Effektsystem nach schweren Wehen auf den Markt gebracht hatte. Weil aber viele Beobachter und Aktionäre diesen Schritt für falsch und den bezahlten Preis für zu hoch hielten, musste Miller ein Jahr später gehen, weil sich das große Investment nicht auszahlte.
Auf der Produktseite gab es trotz vieler Versuche — außer bei DS, wo Brücken geschaffen wurden — niemals eine direkte Anbindung von Softimage-Softwares an Avid-Editing-Systeme. Die gegen Ende der 90er Jahre bei weitem nicht nur von Avid verfolgte Idee, ein integriertes System zu schaffen, das Editing ebenso beherrscht wie Animation, hat sich in der Praxis als Hirngespinst erwiesen. Zu unterschiedlich sind die Arbeitsbereiche, aber letztlich auch die Bedienphilosophien der Softwares. Statt des integrierten Ansatzes ist ein separater, durch die PC-Spiele getriebener mittlerweile auch recht großer eigener 3D-Animationsmarkt entstanden. Zwar gibt es Überlappungen mit dem Film- und TV-Bereich, was Animationsfilme und -serien angeht, aber 3D-Animation und Postprduction sind keineswegs verschmolzen und eins geworden. Insofern ist es aus wirtschaftlicher, aber auch aus Anwender-Sicht tatsächlich ein konsequenter Schritt, wenn sich Avid nun von der Softimage-Sparte trennt.