Im Blickfeld: 3D-Stereo
Jede Ausgabe der NAB und der IBC hat so etwas wie ein General-Thema, auf das sich alle stürzen, die in irgendeiner Weise einen Bezug dazu herstellen können. Oft sind damit Prognosen von extremen Gewinnpotenzialen verbunden. Und wenn viele Hersteller ins gleiche Horn stoßen dann wird das Ganze zum Selbstläufer — aber meist nur in dem Sinn, dass alle darüber reden, nicht etwa bei der Realisierung von enormem Umsatz und fantastischen Gewinnen.
Aber erst wenn einige Ausgaben der großen Messen ins Land gezogen sind, und die Branche dann immer noch über das Thema redet, kann man hoffen, dass aus dem Hype tatsächlich irgendwann etwas wirklich Relevantes werden kann. In diesen Tagen diskutiert die Branche also in Amsterdam, ob aus dem derzeitigen Stereo-3D-Hype nun tatsächlich auch ein nennenswertes, breiter aufgestelltes Business entstehen wird. Geht man über die Messe, kann man nämlich durchaus den Eindruck gewinnen, dass Stereo-3D auf breiter Front Realität werden könnte: Das Thema ist nahezu allgegenwärtig, besonders was Postproduktionssysteme betrifft.
Sicher: In Themenparks und Spezialkinos werden noch mehr als bisher Stereo-3D-Filme zum Standardrepertoire gehören. Dort werden dreidimensionale Filme — etwa mit bunten Fischen aus den Tiefen der Meere — wohl für einige Zeit nicht mehr aus dem Programm wegzudenken sein. Sicher auch deshalb, weil die Stereo-3D-Vorführung im modernen, digitalen Kino vergleichsweise einfach umzusetzen ist. Ganz sicher werden sich 3D-Versionen von computer-animierten Filmen ebenfalls einen Dauerplatz im Kino erobern — weil Stereo-3D in der CG-Welt vergleichsweise leicht zu produzieren ist. Ob allerdings Stereo-3D-Filme tatsächlich zu einem Massenphänomen werden, oder gar bald mit Stereo-3d-Fernsehen zu rechnen ist, bleibt weiterhin diskussionswürdig.
Dass das Thema derzeit auf den Messen überproportional präsent ist, hat einen simplen Grund: Für die Hersteller von High-End-Equipment ist Stereo-3D sehr viel wichtiger, als für den Markt insgesamt. Stereo-3D in Kinoqualität erfordert nämlich in der Postproduktion hohe Prozessorleistung — und das ist die Dömane in der sich etwa Autodesk und Quantel tummeln. Für diese Firmen ist Stereo-3D also viel bedeutender und präsenter, als für den Rest der Branche. Solange die Kinobetreiber für Stereo-3D höhere Eintrittspreise verlangen können, gibt es aber auch einen wirtschaftlichen Anreiz, der diese Nische wachsen lässt. Ob Stereo-3D jedoch in absehbarer Zeit im Massenmarkt eine Rolle spielen wird, bleibt abzuwarten.
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