Audio, Postproduction, Test, Top-Story: 26.06.2008

Audio-Sequencer: Motu Digital Performer 5.11

Die Software Digital Performer 5 von Motu bietet anspruchsvolle Audiobearbeitung auf der Macintosh-Plattform.

Motu Digital Performer 5.11 ist als einziges Programm des Testfeldes nicht in einer abgespeckten Version verfügbar. Bis zur radikalen Preissenkung von Apples Logic war Digital Performer aber dennoch die günstigste Lösung, um Videodateien auf dem Mac zu vertonen. Für rund 600 Euro erhält man mit der Software einen vollwertigen Sequencer ohne Einschränkungen, der zudem viele Funktionen bietet, die optimal auf das Vertonen von Videoseqeuenzen zugeschnitten sind.

Da es Digital Performer nur für die Mac-Plattform gibt, ist die Software auf die Wiedergabe und den Export von Quicktime-Videos beschränkt. Das Videofenster verfügt über ein eigenes Menü, in dem auch die Ausgabe über Firewire eingestellt oder die Audiospur des Videos in die Timeline kopiert werden kann. Es gibt zwar keine Funktion, die Szenenwechsel findet, aber es können sogenannte »Graphical Edits« eingefügt werden, die dann als magnetische Punkte für diverse Operationen funktionieren. Ein kleiner Nachteil besteht darin, dass das Videofenster nicht immer im Vordergrund bleibt und daher beim Arbeiten öfters mal nach vorne geholt werden muss werden muss.

Die Oberfläche der Software ist in verschiedene Register unterteilt, mit denen man zwischen den Bearbeitungsfenster wechseln kann. Sie lassen sich aber aus dem Verbund lösen und in eigenen Kombinationen speichern – dazu gibt es einige Presets für gängige Aufgaben. Leider schmälern die meist sehr kleinen und grafisch schlecht aufbereiteten Bedienelemente die Übersicht ein wenig.

Die Thumbnail-Spur im Sequencer-Fenster kann wie eine Audiospur vergrößert werden und der Start der Videosequenz wird mittel numerischer Eingabe festgelegt. Die Handhabung von Markern und das automatische Einrasten von Clips auf Timecode, Markierungen oder Beats, sowie das Halten gewählter Positionen ist sehr überzeugend gelöst. Die Option, verschiedene Variationen eines Songs zur selben Videodatei in einem Projekt zu verschachteln ermöglicht es, schnell unterschiedliche Variationen des Songs zu testen.

Besonders praktisch ist auch die »Find Tempo Funktion«, mit der sich das optimale Tempo für eine Videodatei oder eine Audiospur ermitteln lässt. Mit der Eingabe mehrerer Marker und einer Variationszeit berechnet Digital Performer automatisch das beste Song-Tempo.

An manchen Stellen ist die Bedienung der Software allerdings noch etwas holprig, so öffnet sich mit einem Doppelklick auf eine Audiodatei nicht automatisch das entsprechende Bearbeitungsfenster. Andererseits ist etwa ein Punch-In schnell eingestellt und ausgeführt.

Zusätzlich gibt es das Aufnahmemodul Polar, das an den Punch-In eines Videoschnittprogramms erinnert. Dabei wird die Audiodatei direkt in den Arbeitsspeicher aufgenommen, was die sofortige Wiedergabe und das Einfügen in das Arrangement beschleunigt. Es können mehrere Spuren in der Art eines Take-Managers aufgenommen und dann fertig gemischt an das Arrangier-Fenster übergeben werden.

Im Arrangier-Fenster lassen sich in jeder Spur mehrere Takes im Stile eines Take-Managers stapeln und schneiden. Allerdings ist die grafische Umsetzung nicht ganz optimal, da die Takes nur einzeln sichtbar sind. Marker werden im Marker-Fenster mit einem Menübefehl gesetzt und können mit Kommentaren versehen werden.

Befehle lassen sich entweder über Aufklappmenüs oder die Menüleiste aufrufen. Schön ist beispielsweise der Befehl »Smooth Audio Edits«, der Übergänge mit Hintergrundgeräuschen fließender wirken lässt. Unter den vielen Werkzeugen findet sich auch eine Möglichkeit, Time-Stretching direkt in der Timeline auszuführen. Die Bearbeitung der Audiodateien ist dabei so nah an einem Videoschnittprogramm wie in keinem anderen der getesteten Programme: So gibt es neben den üblichen einfachen Schnittbefehlen auch Slip-, Slide- und Roll-Funktionen.

Das Soundfile-Fenster, in dem man einzelne Clips bearbeiten kann, ist ebenfalls in übersichtliche Register unterteilt. Dort lassen sich Loops und Groove Templates bearbeiten sowie Tempo/Pitch-Einstellungen vornehmen. Letzteres ist eine Fähigkeit, die in diesem Umfang nur noch Magix Samplitude mit Liquid Audio bietet. Die Funktionalität ist bei Motus Digital Performer etwas eingeschränkter, aber es ist möglich, Audiodateien wie Midi-Dateien zu bearbeiten, so dass sich die Tonhöhe einzelner Silben mit wenigen Handgriffen ändern lässt.

Einen Loop-Browser gibt es in Digital Perfomer nicht, hier ist das Programm nicht mehr ganz auf der Höhe der Zeit. Der Mischer hingegen ist übersichtlich und bietet alle professionellen Möglichkeiten inklusive Surround-Bearbeitung mit grafischer Kanalbelegung. Die Zahl der mitgelieferten Effekte liegt im Mittelfeld dieses Tests.

Bei der Mehrzahl der Effekte helfen Presets, auch eigene Einstellungen können gespeichert werden. Die Zahl der Einstellmöglichkeiten ist dabei sehr unterschiedlich, die vorhandenen Presets sind meist praxisnah. Die Funktion eVerb etwa, die sich für das Gestalten von Raumsimulationen eignet, bietet nur wenige Presets für verschiedenen Raumsituationen. Die Beschreibungen der Effekte im Handbuch sind erfreulich ausführlich. Effekte können entweder als Echtzeiteffekte auf ganze Spuren oder zur sofortigen Berechnung auf Clips angewendet werden. Für das Aufbessern von Audiodateien und das Cleaning stehen leider keine besondere Funktionen zur Verfügung, auch ein Analyse-Tool sucht man vergeblich.

Unter der Kategorie Masterworks bietet Digital Performer neben einem Kompressor und einem sehr guten Equalizer einen 3-Band-Kompressor mit einigen nützlichen Presets. Neben einem sehr einfachen Sampler und einem guten Schlagzeugmodul, das auf Samples zurückgreift und daher realistisch klingende Drums liefert, werden vier klassische Synthesizer für Bass, 80er-Sounds und Flächen mitgeliefert. Der Sampler ist zwar einfach und gut, aber leider vergleichsweise mager ausgestattet und erst mühsam selbst zu bestücken. Dafür bietet Digital Performer kleine schöne Hilfsmittel wie den Trigger-Filter, mit dem sich Audioimpulse in Midi-Events verwandeln lassen, mit dem man wiederum Midi-Kompositionen gut an Audio-Loops anpassen kann. Wie in Apples Logic können Midi-Noten auch über die Tastatur eingespielt werden.

Fazit

Was die Videofunktionen angeht, ist Motus Digital Performer 5 das einzige Programm, dass sogar noch etwas mehr bietet als Apples Logic. Vor allem bei der Bearbeitung von Klangcharakteristika innerhalb einer Audiodatei, von der Rhythmik bis hin zur Tonhöhe, ist Digital Performer auf dem Mac am umfangreichsten. Allerdings fehlt eine Loop-Bibliothek und für Audio-Cleaning benötigt man ebenfalls ein zusätzliches Programm.

Die Bedienung der Software ist relativ klar und intuitiv, obwohl viele der Schaltelemente etwas klein geraten sind. Die Ausstattung an Software-Instrumenten ist besonders wegen des Samplers mager. Da viele Plug-In-Formate unterstützt werden, kann man das Paket aber mit vielen unterschiedlichen Lösungen von Drittanbietern aufrüsten.

Weitere Infos

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Am Ende jeder Seite des Sequencer-Specials steht eine Übersichtstabelle mit den Eckdaten aller sieben getesteten Sequenzer zum Download bereit.

Downloads zum Artikel:

T_0608_Audiosequencer.pdf

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