Deutscher Kamerapreis 2007 verliehen
Der Deutsche Kamerapreis betrachtet die von ihm vergebenen Preise als die wichtigsten nationalen Auszeichnungen für Kamera und Schnitt. In diesem Jahr wurden 13 Preisträger für Kamera- oder Schnittarbeit ausgezeichnet, die Verleihung fand in der Vulkanhalle in Köln statt.
Verliehen wurde die Auszeichnung für Kamera und Schnitt im Rahmen des Medienforum NRW, Bettina Böttinger moderierte die Gala.
Diesjähriger Ehrenkameramann ist David Slama, der unter anderem zahlreiche Filme mit Adolf Winkelmann realisierte, darunter den noch nicht gesendeten, aber bereits im Vorfeld kontrovers diskutierten Zweiteiler »Contergan Eine einzige Tablette«.
Weitere Preisträger sind: Theo Bierkens, Tomas Erhart, Hans-Günther Bücking, Stefan Linn, Eva Maschke, Antonia Francis und Pascal-André Villa, Mike Steffl, Uta Schmidt, Dominique Geisler, Sebastian Bäumler, Kai Schröter und die Produktion »Mitridate, Re di Ponto«
Ehrenkameramann David Slama
Der 61-jährige Bildgestalter David Slama wird schon zum zweiten Mal mit dem Deutschen Kamerapreis ausgezeichnet. Schon 1998 erhielt er eine lobende Erwähnung für den mit dem Grimme-Preis prämierten Fernsehfilm »Der letzte Kurier«. Kamerapreis-Geschäftsführer Christoph Augenstein: »Mit David Slama ehrt der Deutsche Kamerapreis e. V. einen Bildgestalter, der inseiner Karriere keine kreative Herausforderung gescheut hat. David Slama hat mit seiner Kunst Oliver Herrmanns musikdramaturgischesExperiment »Le Sacre du Printemps« ebenso unterstützt wie populäre Fernsehproduktionen wie z. B. die Hammesfahr-Verfilmung »Der Puppengräber«. Vor allem das Werk des Regisseurs Adolf Winkelmann ist untrennbar mit der visuellen Handschrift von David Slama verbunden.«
In der künstlerischen Zusammenarbeit mit Adolf Winkelmann machte sich Slama aus Sicht der Jury bereits in der Glanzzeit des Neuen Deutschen Films einen Namen. Während andere mit den Nischen des Kunstkinos zufrieden waren, suchten Winkelmann und Slama den Kontakt zum breiten Publikum. Die Abbildung sozialer Realität und komödiantische Unterhaltung schlossen sich für die beiden Filmschaffenden nicht aus. Ihr früher gemeinsamer Film »Die Abfahrer«, eine Überlebensgeschichte dreier erfindungsreicher Arbeitsloser, wirkt heute noch aktueller als im Entstehungsjahr 1978. Dabei porträtierte Slama mit seiner Kamera nicht nur unvergessliche Charaktere, sondern auch ein ungeschöntes Bild des Kohlenpotts – genauso wie in »Jede Menge Kohle«, einem Film, der 1981 mit dem Bundesfilmpreis in Gold ausgezeichnet wurde.
Slamas Sinn für Authentizität und die ungeheure Mobilität seiner Kamera stehen in keinem Widerspruch zu den Effekten des großen Kinos. Kein Film macht das deutlicher als »Nordkurve« aus dem Jahr 1993. Hier gelingt es Slama und Winkelmann, den Zuschauer eintauchen zu lassen in den Hexenkessel des Dortmunder Westfalenstadions. Für viele war es der große deutsche Fußballfilm, auf den man lange warten musste. Die jüngste Zusammenarbeit mit Winkelmann hat schon vor ihrer Ausstrahlung durch einen heftigen Rechtsstreit deutsche Film- und Fernsehgeschichte geschrieben: Der Zweiteiler »Eine einzige Tablette« erzählt die Geschichte einer jungen Familie während des Contergan-Pharma-Skandal der späten sechziger Jahre.
1946 in Prag geboren, erlernte David Slama (eigentlich: Slamà) sein Handwerk an der Berliner DFFB. Einer seiner damaligen Dozenten, Michael Ballhaus, holte ihn später nach Hollywood: Als zweiter Operator wirkte Slama an Martin Scorseses umstrittenem Jesus-Film »Die letzte Versuchung Christi« (1988) mit.
Preisträger der einzelnen Kategorien
Gefühlskino ohne Pathos zu erzählen mit Bildern von besonderer Diskretion: Dem Kameramann Theo Bierkens gelang dieses Kunststück aus Sicht der Jury mit der Bildgestaltung der Wellershoff-Verfilmung »Der Liebeswunsch«. Für die Jury des Deutschen Kamerapreise 2007 ist es die beste Kamera in einem Kinospielfilm.
Ein menschliches Drama beschreibt auch der Gewinner im Bereich Fernsehfilm, doch Kameramann Tomas Erhart gelingt in der Bewertung der Jury noch mehr: Der ARD-Zweiteiler »Die Mauer – Berlin ´61« lässt demnach zugleich einen tragischen Augenblick deutscher Geschichte lebendig werden.
Der Verlust von Erinnerung im Umfeld von Freundschaft, Verbrechen und Verrat ist das Thema des von Hans-Günther Bücking ins Bild gesetzten Sat1-Mehrteilers »Blackout – Die Erinnerung ist tödlich«. Für die Folge »Licht« erhält er die begehrte Auszeichnung in der Kategorie Fernsehserie.
Stefan Linn wird für seine Kameraarbeit an in dem Kurzfilm »Lumen« ausgezeichnet, der sich mit dem Leben im Schatten einer Lichtallergie beschäftigt.
Neue Möglichkeiten für den Dokumentarfilm sieht die Jury im Einsatz von DV-Camcordern. Eva Maschke taucht mit dieser Technik in den grausamen Alltag der Straßenkinder Ghanas ein: Die Fernsehdokumentation »Roaming Around« wurde aber nicht nur für die Kamerarabeit Maschkes, sondern auch für den besten Schnitt in der Kategorie »Dokumentarfilm/Feature« ausgezeichnet, den Dominique Geisler realisierte.
Nach Afghanistan führt der Gewinnerfilm in der Kategorie Reportage: Antonia Francis und Pascal-André Villa porträtieren eine jungen Frau, die im gleichnamigen Film nach einer Zwangsheirat den »Feuertod« wählt.
Auch für die beste Kameraarbeit in einem Magazinbeitrag verlieh die Jury einen Preis: In der kurzen Form gelangen Mike Steffl aus Sicht der Jury Kino-Bilder im wahrsten Wortsinn – er zeichnet das liebevolle Porträt zweier alter Filmvorführer in einem Beitrag für »Zwischen Spessart und Karwendel: Zelluloid-Pioniere – Leben als Filmvorführer«.
Erst im Schnitt fügen sich Filmbilder zu einem Ganzen, weshalb der Deutsche Kamerapreis eben auch Auszeichnungen an Cutterinnen und Cutter vergibt: Uta Schmidt beherrscht die Montage aus Sicht der Jury someisterlich und mit großer Musikalität, dass sie fur »Vier Minuten« den Schnittpreis im Bereich Kinospielfilm erhielt.
Auch in diesem Jahr wurden wieder zwei Förderpreise vergeben: Sebastian Bäumler erhielt ihn im Bereich Kamera für seinen Dokumentarfilm »Zirkus is nich«, das einfühlsame Porträt eines kleinen Jungen, der viel zu früh erwachsen werden muss.
Im Bereich Schnitt wurde Kai Schröter mit dem Förderpreis ausgezeichnet: »Wholetrain«, einem realistisches Drama aus der Graffiti-Szene, verhalf er nach der Bewertung der Jury zum richtigen Rhythmus. Die Förderpreise sind mit jeweils 5.000 Euro dotiert.
Einen Sonderpreis vergab das Kuratorium Deutscher Kamerapreis Köln e. V. in diesem Jahr für die visuelle Gesamtleistung bei der Aufzeichnung der Mozart-Oper »Mitridate, Re di Ponto«, die im Rahmen der Salzburger Festspiele 2006 durchgeführt wurde. Diesen Preis nahmen Peter Schönhofer (Fernsehregie) und Günter Krämer (Bühnenregie) entgegen.
Träger, Veranstalter, Sponsoren
Träger des Kamerapreises ist das Kuratorium Deutscher Kamerapreis Köln e. V., in dem die Stadt Köln, der BR, die Filmstiftung NRW, die Landesanstalt für Medien NRW, Nobeo, Premiere, der Südwestrundfunk, TPC, der WDR und das ZDF vertreten sind. Zudem wirkten in diesem Jahr die Sponsoren RTL, Panasonic, T-Systems, ND Satcom, Arri, Kodak, MAT, Avid und Kreissparkasse Köln mit.