ARD-Digitalstrategie: Handy-TV, Podcasts und HDTV
Im Rahmen ihrer jüngsten Sitzung in Saarbrücken haben die Intendantinnen und Intendanten der ARD die neue Digitalstrategie des Senderverbunds verabschiedet. Ab Juli 2007 soll eine 100-Sekunden-Version der Tagesschau stündlich mit dem Handy abrufbar sein, ein Audio- und Video-Podcast soll online vor allem jüngere Zuschauer locken und HDTV kommt 2010 zu den Olympischen Winterspielen in Vancouver. Die Digitalkanäle EinsExtra, EinsPlus und EinsFestival erhalten eine Profilschärfung und im Hörfunk soll es digitale Zusatzangebote geben.
Handy-TV, Audio- und Video-Podcast, HDTV — alle aktuellen Schlagwörter der digitalen Medienwelt waren Programmpunkte der Intendanten-Sitzung in Saarbrücken zur Verabschiedung der ARD-Digitalstrategie. Das unter der Federführung des Saarländischen Rundfunks entstandene Strategiepapier umfasst weitere Ziele wie Profilschärfung der Digitalkanäle EinsExtra, EinsPlus und EinsFestival und digitale Zusatzangebote im Hörfunk.
In 100 Sekunden um die Welt: Die »Tagesschau« als Mobile-TV-Variante
Ab dem 16. Juli 2007 bietet die »Tagesschau« eine 100-Sekunden-Version der Nachrichtensendung stündlich zum Abruf über das Handy an. Der schnelle News-Überblick für unterwegs kann von Mobilfunkanbietern kostenlos übernommen werden und von deren Kunden per UMTS-Stream heruntergeladen werden. Zu jeder vollen Stunde steht dabei eine neue 100-Sekunden-Ausgabe zum Download bereit.
Die Tagesschau-Sendungen, die live im Digitalkanal EinsExtra ausgestrahlt werden, müssen in Design, Schriften und Grafiken speziell für das Handy-Format angepasst werden. Anfangs steht die 100-Sekunden-Ausgabe werktags von 8.00 Uhr bis 21.00 Uhr zur Verfügung. In den kommenden Monaten soll der Mobilservice auch auf die Wochenenden ausgeweitet werden. Die Mobilfunkbetreiber T-Mobile und Vodafone haben laut ARD bereits erstes Interesse bekundet.
Audio- und Video-Podcast auf www.ard.de
Mobile-TV war nur einer der Punkte, der bei der Intendanten-Sitzung in Saarbrücken auf dem Programm stand. Der ARD-Vorsitzende Fritz Raff betonte, die ARD sehe in der Digitalisierung die große Chance, dass die Gebührenzahler von den Programmen und Inhalten der ARD noch mehr profitieren als im analogen Zeitalter: »Die Rundfunkgebühr wird in der digitalen Medienwelt zur Content-Flatrate für Qualitätsinhalte.«
Ein zentral auf www.ard.de zugängliches Audio- und Videoportal soll rechtzeitig zur Internationalen Funkausstellung in Berlin Anfang September viele Fernseh- und Hörfunkinhalte der ARD und ihrer Landesrundfunkanstalten kostenfrei für einen Zeitraum von sieben Tagen zum Abruf bereitstellen. Zahlreiche Radio-Beiträge, ausgewählte TV-Sendungen und Podcasts im neuen Design sollen dabei präsentiert werden. Für zusätzliche Orientierung sorgen dem Senderverbund zufolge redaktionelle Module wie »Best of«-Kategorien oder aktuelle Themenpakete.
Gerade jüngere Zielgruppen will die ARD mit ihrem neuen Podcast-Angebot wieder auf ihren Kanal und ihre Seite locken. Raff zeigte sich bereits erfreut, dass selbst anspruchsvolle Kulturbeiträge und längere Wortsendungen auch jüngere Zielgruppen erreichten, wenn die Inhalte im Internet abrufbar sind.
HDTV: hochaufgelöste Winterspiele
Jetzt ist es offiziell und der Raum für Spekulationen zumindest vorerst begrenzt: ARD und ZDF haben sich darauf geeinigt, ab den Olympischen Winterspielen 2010 in Vancouver HDTV-Programme auszustrahlen. Im Anschluss an die Olympischen Spiele will »Das Erste« Simulcast, sprich parallel in HDTV und SDTV, über Satellit senden. In den Folgejahren will die ARD »der Marktentwicklung entsprechend« weitere ARD-Programme in HD-Qualität ausstrahlen. Auch das andere Ende der Bildqualität will die ARD bedienen und ARD-Programme und -Inhalte zunehmend auch über Handy-TV verbreiten.
Öffentlich-rechtliches Profil der Digitalkanäle EinsExtra, EinsPlus und EinsFestival soll geschärft werden
Die drei Digitalkanäle der ARD sollen in ihrer Ausrichtung exakter definiert werden: EinsExtra soll sich zu einem Informationsprogramm mit einem Nachrichtenangebot für alle Nutzungsformen und Verbreitungswege weiter entwickeln. EinsPlus soll sich als Ratgeber-, Service- und Wissenskanal profilieren. EinsFestival versucht sowohl in seinen Reportageformaten als auch im fiktionalen Bereich verstärkt ein jüngeres und bildungsaffines Publikum anzusprechen. Der ARD-Vorsitzende betonte, die Fortentwicklung der Digitalkanäle folge der Devise »Umbau statt Ausbau«. Mehr als im analogen Zeitalter profitiere die ARD in der digitalen Welt von Synergien, Kooperationen und intelligenter Vernetzung vorhandener Inhalte.
Digitale Zusatzangebote im Hörfunk
Die Landesrundfunkanstalten der ARD bereiten gemeinsame programmliche Konzepte für digitale Zusatzangebote in den Themenbereichen Kinder, Wissen und Integration vor. Dabei würden bereits vorhandene Beiträge und Sendungen zu neuen Formaten zusammengestellt: Diese Zusatzangebote, die sich aus vorhandenen Beiträgen speisen, werden von einer Landesrundfunkanstalt federführend gebündelt und als Gemeinschaftsleistung der ARD angeboten. Das Deutschlandradio sei dabei ausdrücklich zur Mitarbeit eingeladen.