Vorne dabei im Sport
TopVision beschäftigt derzeit über 60 feste Mitarbeiter und hat sich auf die Übertragung von großen Events im mobilen AÜ-Bereich spezialisiert, stellt seinen Wagen also in der Regel nicht über Monate am gleichen Ort auf, um dort etwa stationäre Shows oder Serien zu produzieren. TopVision baute nun einen HD-Ü-Wagen, der speziell für Sport-, aber auch für andere Live-Events und Großveranstaltungen konzipiert ist. Eduard Palasan, Geschäftsführer bei TopVision, sprach mit www.film-tv-video.de über den Wagen. (PDF-Download im druckfreundlichen Layout mit mehr Bildern und weiteren Infos am Ende des Online-Artikels.)
TopVision hatte sich schon frühzeitig dazu entschieden, einen HD-Ü-Wagen zu bauen, der sich mit bis zu 24 Kameras bestücken lässt. Als zentrale Partner des ehrgeizigen Projekts wählte TopVision Sony und BFE aus.
Dass sich TopVision für Equipment von Sony entschieden hat, begründet Eduard Palasan damit, dass zwischen den beiden Firmen eine jahrzehntelange Partnerschaft bestehe, die sich immer wieder bewährt habe. »Dabei geht es uns nicht nur um einzelne innovative HD-Broadcast-Bausteine, sondern um das gesamte Paket, zu dem neben den Produkten auch ein perfekter Service, die Präsenz des Kundenbetreuers und auch die Fähigkeit zum Zuhören auf Seiten des Herstellers gehört.« Weiter hebt Palasan hervor, dass TopVision nicht nur eng mit den Mitarbeitern aus dem Vertrieb von Sony zusammenarbeitet, sondern auch einen guten Draht zur Entwicklungsabteilung von Sony aufrecht erhält, um viele Gerätefunktionen mit frischem Input aus der Praxis voranzutreiben. Speziell das Thema der praxisnahen und auf Sportübertragungen abgestimmten Triax– und Glasfaser-Applikation, aber auch die Software der Kameras und Bildmischer sowie der Large-Lens-Adapter der Sony-Kameras wurden und werden auch mit den Verbesserungsvorschlägen und mit der Praxiserfahrung von Achim Jendges, dem Gründer und Geschäftsführers von TopVision, optimiert und tragen dessen deutliche Handschrift. Zum Input, den TopVision liefert, gehören manchmal auch fast wissenschaftlich geführte und dokumentierte Versuchsreihen, berichtet Palasan, bei denen Achim Jendges gerne auch den Rat und die Kreativität von Olli Olma, einem etablierten Lichtdesigner der Branche, hinzuzieht.
Auch mit BFE verbindet TopVision eine Partnerschaft, die sich schon bei mehreren Fahrzeugen, immer wieder aufs Neue bewährt habe.
Dass der Weg zu HD aber nicht immer ganz einfach ist, bestätigt Eduard Palasan, wenn er sagt, dass sich die Realisierung des HD-Ü-Wagens als »sehr kleinteilig« erwiesen habe. Erschwerend kam demnach hinzu, dass von der Herstellerseite angekündigtes Equipment teilweise erst mit erheblicher Verspätung verfügbar war. »HD ist eben noch Neuland, da passt manches noch nicht auf Anhieb richtig zusammen«, erläutert Palasan.
Er erklärt weiter, dass ein TV-Dienstleister wie TopVision für viele und vor allem ganz unterschiedliche Sender und Produzenten arbeite, und das bedeute, dass man technisch gesehen ein extrem flexibles Fahrzeug benötige. Als konkretes Beispiel nennt Palasan die Skiwettbewerbe in Oberstdorf, bei denen TopVision die Signale für unzählige Kunden mit ganz unterschiedlichen Anforderungen produzierte. »Wir hatten teilweise 120 Quellen auf unserer Monitorwand, die in einem Container untergebracht war. Das zeigt, wie flexibel wir sein müssen und auch sind.«
Um das auch in HD anbieten zu können, müsse man sehr viele Detaillösungen erarbeiten, die nicht immer einfach umzusetzen seien. TopVision investiere in seine Ü-Wagen in der Regel mehr, als konkurrierende Unternehmen, führt Palasan weiter aus, »weil wir einen extrem hohen Qualitätsanspruch haben, kostet unser HD-Ü-Wagen einen deutlich zweistelligen Millionenbetrag, während die anderen meist in der Größenordnung von rund 10 Millionen investieren. Wir sind aber überzeugt und haben bewiesen, dass sich diese höheren Investitionen auszahlen, weil wir im Betrieb dann wesentlich flexibler und effizienter sind«.
So gehört es nach Firmenangaben auch zu den Grundsätzen von TopVision, möglichst viel mit eigenem Equipment zu arbeiten und auch Geräte vorzuhalten, die man nicht täglich und nicht bei jedem Einsatz braucht: »Dadurch schalten wir von vornherein Fehlerquellen aus, die man sich mit Miet-Equipment eventuell ins Haus holt und stellen unseren Qualitätsanspruch sicher«, so Eduard Palasan.
Davon profitiere jeder Kunde direkt in Form von Sendesicherheit aber auch mit der sofortigen Problemlösung bei sehr kurzfristig gestiegenen Produktions- und Technikanforderungen. Wer TopVision buche, bekomme High-End-Technik, mehr Service und sei flexibler in der Umsetzung seiner Vorstellungen, fasst Palasan zusammen.
Technik
Die zentralen Komponenten des HD-Fahrzeugs sind Sony-HD/SD-Kameras des Typs HDC-1000, HDC-1500 und 1550, die TopVision mit Canon-Optiken ausstattete (Studioobjektive mit 100x, 86x, 25x sowie ENG Objektive mit 22x und 11x Zoom). Sony hatte diese Multiformat-HD-Kameras erstmals während der NAB2005 einem größeren Publikum vorgestellt. Die neuen Kameramodelle unterstützen alle gängigen HD-Formate, darunter 1080 Zeilen mit 50i, 60i, 24p, 25p und 30p, sie bieten aber auch 720 Zeilen im 50- oder 60p-Betrieb.
Auch im Super-Slow-Motion-Bereich wird TopVision in HD investieren und den HD-Ü-Wagen mit der nächsten Generation von Sony SSM-HD-Kameras in Kombination mit Canon-100fach-Objektiven ausrüsten. Eduard Palasan sagt dazu: »TopVision legt Wert auf beste Bildqualität und eine für Sportübertragungen notwendige 3fach-Super-Slow-Motion. Im HD-Bereich werden wir darauf nicht verzichten und mit der neuen Kamerageneration die gewohnte TopVision-Qualität auch im HD-Super-Slow-Motion-Bereich bieten.«
Weiter entschied sich TopVision für zwei Sony-Bildmischer des Typs MVS-8000A und eine 8-Kanal-Farbkorrektur. Für die Schnittbearbeitung ist zusätzlich der Sony-Bildmischer MFS-2000 integriert.
Insgesamt stehen sechs Sendewege zur Verfügung, die alle Dolby-Digital-5.1 und 7.1-fähig sind. Über eine HD/SD-Videokreuzschiene mit 512 Ein- und 1.024 Ausgängen kann auf die Signale von über 15 internen MAZen und auf sieben EVS-HD-Server zugegriffen werden. Bei den MAZen hat sich TopVision in erster Linie für HDCAM-Maschinen des Typs HDW-M2000P/20 und für Digital Betacam-Recorder des Typs DVW-M2000P entschieden. Die XT2-HD-Server von EVS sind mit sechs Kanälen bestückt und mit XNet und Supermotion-Option vernetzt. Für die Signalsteuerung wird das BFE-Steuersystem KSC-Manager eingesetzt.
Das gesamte HD-/SD-Signal-Processing ist mit Modulen des Herstellers Lynx Technik realisiert, die Überwachung der Signale findet über Kreuzschienen mit Hilfe der angeschlossenen HD-Röhrenmonitore und Flachdisplays mit Multiviewern in den Regien, im NLE-Schnitt und der Bildendkontrolle statt.
Warum hat sich TopVision für diesen Mischbetrieb entschieden? Palasan erläutert hier, dass die Kunden die Monitor-Diskussion genauso heiß führten wie ein TV-Dienstleister– und eben auch zu den unterschiedlichsten Ergebnissen gelangten: »Während sich die einen schon jetzt für LCDs entschieden hätten, schwören andere nach wie vor auf Röhre«, so Palasan. Und deshalb müsse ein Dienstleister wie TopVision eben beide Technologien bieten. Auch Einrichtungen für den HD/SD-Rückempfang über Satellit, Kabel und terrestrisch wurden im Neuen Ü-Wagen realisiert.
In der Tonregie verrichten ein Stagetec-Tonmischpult mit der dazugehörigen Nexus Audiokreuzschiene (mit etwa 2.000 x 2.000 Quellen und Senken) und diverse Dolby-En- und -Decoder ihre Arbeit. Die sechs Sendewege sind 8-kanalig ausgelegt und das Abhören von Dolby Digital wird in allen Arbeitsbereichen ermöglicht. Effektgeräte wie etwa Lexicon 960L oder TC6000, DAT-Recorder, DVD-Recorder und 8-Spur-HDD-Recorder sollen die Ausstattung im Audiobereich abrunden. Für die Mehrkanal-Nachbearbeitung ist ein Nuendo3 mit Madi-Anbindung an die Audiokreuzschiene eingebaut worden. Die externe und interne Kommunikation erfolgt über ein Intercom-System mit 256 Ports und fünf ISDN-Dual-Codecs.
Bei der Kreuzschiene setzt TopVision auf Grass Valley und hat eine HD-Kreuzschiene aus der Trinix-Baureihe mit einer 512 x 1.024-Matrix eingebaut. Einer der ausschlaggebenden Faktoren für die Entscheidung war der vergleichsweise niedrige Raumbedarf der Kreuzschiene. Außerdem sei die Trinix-Baureihe im Unterschied zu den Kreuzschienen anderer Hersteller, von denen die meisten nicht mehr als 256 HD-Signale verarbeiten könnten, auch leistungsfähiger. »Die Trinix-Kreuzschiene von Grass Valley ist perfekt dimensioniert, um als Rückgrat unseres neuen HD-Ü-Wagens Ü5 zu fungieren. Sie deckt Produktionsanforderungen beinahe jeglichen Umfangs und nahezu beliebiger Komplexität ab,« kommentiert Eduard Palasan.
Was macht aus der Sicht von Eduard Palasan den besonderen Service von TopVision aus? »Wir versuchen, bei jedem Auftrag die optimale Lösung für den Kunden zu bieten. Das mag nicht immer die billigste Lösung sein, aber in vielen Fällen ist es einfach die beste«, ist sich Palasan sicher und verweist darauf, dass TopVision-Chef Achim Jendges immer wieder für neue, individuelle Lösungen gut sei, die sich später auch bei anderen Dienstleistern etablierten. So gehe etwa die Optimierung des BFE-Controllers auf eine Initiative von ?Achim Jendges zurück. Beispiele dieser Art gibt es viele, so Eduard Palasan, und diese Innovationskraft und der Wille, immer technisch an vordersten Front präsent zu sein, mache den Spirit von TopVision schlußendlich aus.
Nach der WM
Die Frage nach den möglichen Einsatzbereichen eines HD-Ü-Wagens jenseits der Sport- und Fußballproduktion stellt sich derzeit für jeden Dienstleister, der in Deutschland aktiv ist. Bei TopVision hat man sich darüber natürlich ebenfalls Gedanken gemacht, und der Berliner TV-Dienstleister glaubt, dass sich für den HD-Ü-Wagen auch jenseits des Sports neue Geschäftsfelder eröffnen werden — etwa in den Bereichen Konzert-, Musik- und Event-Produktion. Eduard Palasan verweist auf die Produktionsmethoden des englischen Senders BBC, der Musik-, Theater und Kulturproduktionen sehr hochwertig in HD produziert und auf diese Weise ein umfangreiches Archiv aufbaut, das sich vielfach international auswerten lässt. Diese Produktionen würden auf allen Kontinenten gesendet, immer mehr Sender stellten ihre Standards auf High Definition um, so Palasan. Die ARD und das ZDF, aber auch die Privaten wie etwa SAT.1 hätten die Kraft und das Potenzial, da mitzuhalten.
Nicht zu vernachlässigen seien auch die DVD-Produktion und deren weltweite Auswertung. »Auch bei uns gibt es aus diesen Gründen immer mehr Anfragen, Kultur-Events so hochwertig wie möglich zu produzieren, und hier sehen wir für unseren HD-Bereich großes Potenzial«, führt Eduard Palasan aus. Und weiter: »Wir mussten und wollten diesen Schritt in Richtung HD gehen. HD ist für uns mittlerweile schon längst Realität, und wer heutzutage nicht mehr HD bieten kann, spielt nicht mehr in der ersten Liga«
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