Let me entertain you
Las Vegas sieht sich selbst als »Welthauptstadt des Entertainments« — die Meinungen darüber, was unterhaltsam ist, gehen allerdings ganz offenbar weit auseinander. Vielleicht wären ja andere Bezeichnungen passender, etwa »Welthauptstadt der Brustvergrößerungen« oder »Welthauptstadt der Warteschlangen«. Dass sich die Broadcast- und Multimedia-Welt gerade diesen Ort für ihre »Lead-Messe« ausgesucht hat, ist ebenso verrückt wie passend.
In diesem Jahr scheinen sich mehr Besucher als im Vorjahr auf die Reise zur NAB gemacht zu haben. Das ist der subjektive Eindruck, den man gewinnt, wenn man zu den unterschiedlichen »Pre-Show-Events« durch die Stadt fährt. Schon an den beiden Vortagen der eigentlichen Messe finden – wie in jedem Jahr – zahllose Pressekonferenzen, Briefings, User- und Sales-Meetings statt. Die Branche bringt sich mit diesem Vorlauf für den anstehenden Messe-Wahnsinn in Stimmung.
In diesem Jahr ist schon in dieser frühen Phase der Messe förmlich zu spüren, dass die Branche wieder Auftrieb hat. Es gibt bei vielen Firmen große Produktneuerungen, die deutlich über den zwar auch gern als Sensation verkauften, aber letztlich doch recht unspektakulären Sprung von Software-Version 4.7 auf 4.8 hinausreichen.
Neue große Player wie Harris sorgen dafür, dass die »alt eingesessenen« Broadcast-Firmen wie Sony, Panasonic und Grass Valley ihr Revier mit großem Getöse abstecken und verteidigen müssen und in den Presse-Konferenzen gern bis weit in die Frühgeschichte der Videotechnik abschweifen, um die eigene Bedeutung für den Markt in gleißendem Licht darzustellen – und dann noch auf die überwältigenden Erfolge des vergangenen Jahres hinzuweisen. HD spielt dabei in diesem Jahr nicht mehr die Solo-Geige: die Hersteller wittern Morgenluft und erhoffen sich neue Märkte. Etwa von Mobile TV, von Fernsehen via IP und auch vom digitalen Kino — auch wenn die Erwartungen hier schon deutlich niedriger sind.
Großes Thema ist nach wie vor auch der Einzug der IT-Technologie in alle Bereiche von Akquisition bis hin zur Distribution. Von manchem als alter Hut belächelt ist dieses Thema in der Praxis für die meisten Anwender nach wie vor eines der drängendsten und wichtigsten: Die fundamentalen Änderungen, die der Einsatz von IT-Technik im Broadcast-Markt mit sich bringt, in den Arbeitsprozessen tatsächlich umzusetzen, braucht eben deutlich mehr Zeit, Energie, Geld und Willen, als es ein paar schöne Grafiken und Diagramme glauben machen wollen. Auch das wird in den kommenden Tagen in Las Vegas zum wichtigen Thema werden.
Sie werden sehen.