Report, Top-Story: 22.12.2004

Diamantenfieber

Es gibt eine explosive Mischung, aus der sich schon mehrfach ganz Ungewöhnliches entwickelte: Werner Herzog, Urwald und Menschen, die eine besondere Herausforderung suchen, einer Bestimmung folgen. Auch wenn heute nicht mehr der Kampf zwischen Herzog und seiner Schauspieler-Hassliebe Klaus Kinski die Filmprojekte an den Rand des physischen und psychischen Zusammenbruchs treibt: Dass im Urwald von Guyana außergewöhnliche Belastungen auf sie warteten, das konnten die Teammitglieder des aktuellen Herzog-Films »The White Diamond« nicht nur ahnen – sie wussten es. Klaus Scheurich von Marco Polo Film berichtet von der Produktion.

»The White Diamond« handelt von einer Entdeckungsreise zum Dach des Dschungels, in die Baumkronen der Urwaldriesen. Dr. Graham Dorrington hat dafür ein heliumgefülltes, kleines Luftschiff konstruiert, das mit elektrisch angetriebenen Propellern manövriert wird. Mit einem ähnlichen, ebenfalls von Dorrington gebauten Luftschiff verunglückte 1993 der Tierfilmer Dieter Plage tödlich. Seither trägt der Konstrukteur Schuldgefühle in sich. Trotz oder vielleicht auch wegen dieser Vorgeschichte begibt er sich mit Werner Herzog auf einen Trip in den Regenwald Guyanas. Die Expedition ist innerlich und äußerlich riskant, spannungsgeladen, es entstehen traumhafte Naturbilder von mythischer Schönheit, die aber nur unter einem fast alptraumhaften Aufwand möglich wurden.

Luftschifftest
2 1/2 Jahre hatten Konstruktion und erste Tests eines neuen, verbesserten Luftschiffs gedauert. Im Dezember 2003 war es dann soweit: Im britischen Cardington wurde das Luftschiff für seinen Jungfernflug zusammengebaut. Dort stehen aus der großen Zeit der Zeppeline noch zwei riesige Hallen mit 250 m Länge, 80 m Breite und 75 m Höhe: ideale Voraussetzungen für eine Serie von Testflügen. Der Zusammenbau des kleinen Luftschiffs dauerte rund fünf Tage. In den folgenden Wochen absolvierte das Luftgefährt dann mehrere erfolgreiche Flüge. Ich filmte diese Phase im schummrigen Licht der Zeppelinhallen mit dem HDCAM-Camcorder HDW-700A von Sony und der 16-mm-Kamera A-Minima von Aaton.

Logistik für Hauptdreh in Guyana (Juli 2004)
Die wertvollen und empfindlichen Kameras und Objektive nahmen wir sicherheitshalber im Handgepäck der Teammitglieder mit, als wir zu den Dreharbeiten flogen. Das komplette restliche Dreh-
Equipment und das Luftschiff wurden schon Wochen vorher, verpackt in etwa 20 große, speziell gezimmerte Holzkisten, per Container von London aus nach Georgetown in Guyana verschifft. Etwa zeitgleich mit dem Equipment aus Europa, verließ ein Container mit rund 130 Helium- und 20 Wasserstoffflaschen den Hafen von Miami im US-Staat Florida.
Wie so oft bei naturnahen Dreharbeiten, waren die letzten Kilometer bis zum Drehort am schwierigsten zu überwinden: Wir wollten am Kaieteur-Wasserfall drehen, der mit 253 m freiem Fall spektakuläre Natureindrücke bietet. Dorthin führt aber keine Straße. Nur mit dem Flugzeug oder mit einer Kombination aus Lkw, Boot und 20 km Fußmarsch, ist dieser abgelegene Ort zu erreichen. Angesichts unseres umfangreichen
Equipments war die Entscheidung für den Luftweg klar. Die normalen Touristenflugzeuge waren für unsere sperrigen Kisten aber zu klein, also mussten wir einen »Sky Van« beim örtlichen Militär mieten, um das gesamte, 10,5 t schwere Equipment, sowie die 14-köpfige Crew zum Drehort zu schaffen. Später folgten dann noch die Gasflaschen, von denen jede immerhin 65 kg wiegt.

Am Drehort
Ein Gästehaus unweit des gigantischen Wasserfalls fungierte als Basiscamp: Ein einfaches Holzhaus auf Pfählen mit zwei Schlafräumen, einer Küche und einem relativ großen Aufenthaltsraum. Im Aufenthaltsraum lagerten wir das gesamte Film-Equipment so übersichtlich wie möglich, gleichzeitig diente uns dieser Raum als Esszimmer und als weiterer Schlafraum.
Auf der großen Terrasse waren drei Moskitonetze gespannt – dort befanden sich eigentlich die besten Schlafplätze. Unter dem Haus waren drei Leute in Zelten untergebracht. Der Rest der Crew schlief verteilt auf die Räume des Hauses.
Das Haus war insgesamt relativ trocken, obwohl es an einzelnen Stellen reinregnete. Eine acht Quadratmeter große Solaranlage auf dem Dach versorgte zwei riesige Pufferbatterien. Mit dem Strom aus dieser Anlage konnten wir nicht nur all unsere Ladegeräte versorgen, sondern auch zwei Föhns, die wir zum Trocknen des Equipments einsetzten, sowie eine Kühltruhe. In der Kühltruhe hielten wir nicht nur unsere Lebensmittelvorräte frisch, sondern lagerten auch die Kodak-Filmrollen und natürlich das einheimische »Banks«-Bier.
Für die Kommunikation mit der Außenwelt hatten wir ein Satellitentelefon mitgenommen. Das ermöglichte Gespräche mit der Heimat, es war aber vor allem notwendig, um den Nachschub zu organisieren und die tägliche Flugfreigabe für das Ultralight-Flugzeug und das Luftschiff ein zu holen.
Jacky, unsere Köchin, die wir aus Georgetown mit eingeflogen hatten, verwöhnte uns vom ersten Tag an mit ihren Kochkünsten. Ihr Assistent Jason war fürs Trinkwasser zuständig, das mit einer Katadyn-Anlage gefiltert und aufbereitet wurde, außerdem überraschte und unterhielt er uns mit seinen Breakdance-Einlagen.
Ein kleines Felsplateau, umgeben von Sümpfen und einem Wäldchen, wählten wir als Aufbauplatz für das Luftschiff aus. Kein optimaler Platz, aber der beste, den wir finden konnten: Bei Regen – und es regnete täglich – floss das Wasser fußhoch über die Felsplatte. In der Regel schien die Sonne aber schon kurz nach dem Regen wieder mit voller Stärke, was dazu führte, dass das Wasser auf dem schwarzen Felsen blitzschnell verdunstete. In der Folge schoss die Luftfeuchtigkeit nach oben und die schwüle Hitze in der prallen Sonne war kaum noch auszuhalten. Direkt neben dem Aufbauplatz diente uns ein altes britisches Armeezelt als Werkstatt und Ersatzteillager.

Erste Eindrücke
Der Flug von der verträumten Hauptstadt Georgetown zum Kaieteur-Wasserfall hatte uns über schier endlose Flächen aus unzugänglichen Sümpfen und dichtem Dschungel geführt. Die kleine, im Grunde völlig überladene Maschine hatte mit uns und dem schweren Gepäck alle Mühe. Unsere Ankunft am Wasserfall war hektisch, laut und sehr erschöpfend verlaufen.
Der »Sky Van«, konnte pro Flug zwei Tonnen transportieren. Bis unsere schweren Kisten mit Luftschiff, Boot, der Tiefkühltruhe und natürlich mit den vielen Lebensmittelvorräten für 14 Leute im Basiscamp waren, musste die Maschine also fünf Mal fliegen. Jedes Mal setzte sie mit viel Getöse auf der primitiven Landebahn auf. 10 bis 15 Leute waren dann damit beschäftigt, die Maschine bei laufenden Motoren und dem daraus resultierenden Höllenlärm zu entladen.
Walter Saxer, unser Producer vor Ort, der schon bei vielen Produktionen von Werner Herzog mitgewirkt hat, unter anderen auch bei »Fitzcarraldo«, hatte lokal ansässige Diamantensucher angeheuert, um das schwere Equipment in unser Basiscamp zu tragen.
Als erstes wurde dann das Armeezelt aufgebaut. In dieser »Werkstatt« bauten Dr. Dorrington und einige Helfer in den folgenden Tagen die Gondel des Luftschiffs zusammen. Die Verkabelung, das Laden der vielen Akkus, Lötarbeiten, Säubern und Reparieren, all das fand hier drin statt.
Unser erster Blick auf den Kaieteur-Wasserfall bleibt unvergesslich. Nicht nur die schiere Höhe von über 250 m, sondern auch das Ziehen und Wehen der Sprühnebel über den tosenden Wassermassen, die aus der Schlucht aufsteigenden Wolken und das urtümliche Grollen, das aus der Schlucht aufsteigt, schufen zusammen ein dichtes Bild von Naturgewalt und -schönheit. Wir fühlten uns direkt in den »Jurassic Park« versetzt. Alle aus der Gruppe hielten respektvollen Abstand von den Überhängen und dem Abgrund: Mitunter schien einen das hinabstürzende Wasser mit hypnotischer Kraft nach unten zu ziehen.
Mit halsbrecherischer Geschwindigkeit rasten Mauersegler in die Tiefe, scheinbar im Wettbewerb mit dem Wasser, um dann in einem eleganten Bogen hinter dem Wasserfall zu verschwinden. Riesige Schwärme dieser Mauersegler verdunkelten abends den Himmel, bevor sie sich zu Hunderttausenden in einem scheinbar endlosen Strom in den Abgrund stürzten. Hinter dem Wasserfall schlafen sie dann in ihren gut geschützten Nestern. Keiner von uns hatte jemals so etwas gesehen. Langsam begannen wir zu ahnen, dass das nicht irgendein Drehort war, sondern ein geheimnisumwobener Platz, der uns noch einigen Wagemut abfordern sollte.

Die Arbeit beginnt
Das Luftschiff flugbereit zu machen, hatte für uns höchste Priorität. Wir hatten die Absicht, zuerst so etwas wie einen primitiven Hangar zu bauen, um Wind und Regen von dem empfindlichen Gerät fern zu halten. Das Ende der Regenzeit kündigte sich zwar mit immer länger werdenden trockenen Abschnitten an, aber noch regnete es viel und heftig.
Der Hangarbau endete fast in einem Desaster. Die Baumstämme, die wir dafür gefällt hatten, erwiesen sich als ungeeignet: Einer der etwa 15 m langen Stämme brach beim Hochziehen ab und hätte dabei leicht meinen Kamerakollegen Henning Brümmer erschlagen können, der aber glücklicherweise mit ein paar Prellungen davon kam. Hätte ihn der Stamm am Kopf getroffen – keiner möchte wissen, wie das ausgegangen wäre. Der Schreck war uns gehörig in die Glieder gefahren und wir gaben den geplanten Hangarbau schnell wieder auf.
So musste Graham Dorrington, der Pilot und Konstrukteur des Luftschiffes, sich damit abfinden, dass das Luftschiff mit seiner empfindlichen Technik voll dem Wind und dem Regen ausgesetzt sein würde. Vielleicht war es letztlich sogar ganz gut, dass wir den Bau aufgegeben hatten: Ob der Hangar die teilweise sehr starken Winde besser ausgehalten hätte, als das stromlinienförmige Luftschiff, ist eine offene Frage. Zwar setzte ohne schützendes Dach der Regen den teuren Motoren und der Elektronik zu, aber zumindest blieb uns ein Totalausfall des Luftschiffs erspart.
Das Befüllen des Luftschiffes mussten wir zunächst zurückstellen, da es Probleme mit der Einfuhr des Heliums gab. Der Gashersteller Linde stellte das komplette Helium als Sponsor der Expedition zur Verfügung und hatte alles perfekt vorbereitet. Leider gab es aber dann beim Zoll doch Verzögerungen: So viele Heliumflaschen, da musste doch irgendetwas faul sein!
Eines Tages um Mitternacht, noch während der Aufbauzeit, tobte ein heftiges Tropengewitter. Unser kleiner ferngesteuerter Ballon, der eine A-Minima tragen kann, war zwar unter einer großen Plane gesichert, wurde aber trotzdem fast davongeblasen. Alle Teammitglieder wurden gebraucht, um das zu verhindern: klitschnass bis auf die Haut und mitten in der Nacht galt es, den Ballon zu retten. Seither wissen wir: Auch in den Tropen wird es bei einem solchen Gewittersturm empfindlich kalt!
Nach dem Sturm tauchte aus der Dunkelheit Marc Anthony auf, unser lokaler Assistent und Luftschiff-Nachtwächter. Er brachte schlechte Nachrichten: Der zentrale Pfosten unseres Werkstattzeltes war gebrochen, das komplette Zelt über der Gondel zusammengestürzt. Wieder hieß es also: Alle raus in den Regen! Bewaffnet mit Regencapes und Stirnlampen machten wir uns daran, das Zelt zu reparieren. Das gelang schneller als erwartet, aber leider war die Werkstatt völlig durchnässt und der Schaden zu dieser nächtlichen Stunde noch nicht absehbar. Erst am nächsten Tag konnten wir erleichtert feststellen, dass nach dem Trocknen alles wieder einwandfrei funktionierte.
Während Dr. Dorrington sich an den kommenden Tagen weiter mit der Montage der Gondel und dem Vorbereiten der Luftschiffhülle befasste, begannen die ersten Ameisen schon damit, ihre Nester in den vielen Boxen und Hohlräumen zu bauen. Andere, überwiegend nachtaktive Tiere wie Spinnen, Skorpione und Schlangen, versteckten sich in den vielen dunklen Winkeln unseres umfangreichen Equipments. Vorsicht war geboten: Während ein Skorpionstich oder Spinnenbiss eigentlich »nur« schmerzhaft ist, kann ein Schlangenbiss natürlich schon ernsthafte Probleme aufwerfen, vor allem weil eine der häufigsten Schlangen in Guyana die äußerst giftige Lanzenotter ist.
Unser größter Kampf über all die Zeit galt jedoch der Feuchtigkeit, die vor allem für die Kameras und Objektive gefährlich ist: Wenn man nicht höllisch aufpasst, hat man ganz schnell Pilze auf den empfindlichen Linsenoberflächen. Da hilft dann auch kein noch so gründliches Putzen mehr, denn der Pilz frisst sich in die vergüteten Oberflächen und es bleibt dann nur noch das sehr kostspielige Austauschen der befallenen Linsen. Wir hatten unsere Objektive und Kameras in gasdichten Pelicase-Koffern mit viel Silika-Gel und einem eigens entwickelten Heizsystem verstaut. Über einen Reedkontakt konnten wir von außen, ohne die Koffer öffnen zu müssen, die integrierten, elektrischen Heizelemente aktivieren. Das taten wir jeden Morgen etwa eine Stunde vor Drehbeginn und dadurch waren die Objektive bei Drehstart dann so weit vorgewärmt, dass wir keine Probleme mehr mit Kondenswasser hatten.
Eines Tages gab es dann aber doch ein ernsthaftes Wasserproblem: Bei einer Kranaufnahme knapp über dem Wasserspiegel erwischte eine Welle unser Angénieux 5,3 – 64 mm. Obwohl wir das Objektiv so schnell und so weit wie möglich auseinander nahmen, hat es doch Tage gedauert, das Objektiv wieder zu trocknen. Dazu setzten wir die oben erwähnten Heizplatten und einen Föhn ein und nutzen so oft wie möglich auch die Sonne.
Aber das Filmen ging weiter: Dr. Michael Wilk, unser Arzt und Bergsteiger, kletterte in einer atemberaubenden Aktion direkt neben den in die Tiefe stürzenden Wassermassen an einem Seil etwa 30 m hinunter. Er konnte einen Blick in die riesige Höhle hinter dem Wasserfall werfen, in der die Mauersegler zu Abertausenden die Nacht verbringen. Im direkten Größenvergleich zwischen Mensch und riesigem Wasserfall konnten wir die gigantische Dimension des Naturschauspiels noch einmal deutlich erkennen: Der Mensch schrumpft vor dem gewaltigen Wasserfall zu einem kleinen Punkt zusammen. Wir schwenkten einen der HD-Camcorder am ABC-Kran hängend über den Abgrund, um einen perfekten Schuss von unserem waghalsigen Kletterer zu bekommen.
Nach etwa zehn aufreibenden Tagen war das Luftschiff endlich fertig montiert, mit Gas gefüllt und flugbereit. Die beste und sicherste Flugzeit für das doch etwas windanfällige Gebilde schien uns der Morgen zwischen 6:30 und 9:00 Uhr zu sein. Weckzeit war also um halb fünf. Noch im Dunkeln marschierten wir dann durch den düsteren Dschungel zum Luftschiff, um dann gegen 6:30 Uhr für den Takeoff fertig zu sein. Um diese Zeit reichte das Licht gerade aus, um mit dem Filmen beginnen zu können.
Der erste Flug im Dschungel endete in einem Desaster, aber zum Glück nur auf der technischen Seite. Zwei der acht Elektromotoren brannten wegen Überspannung ab: Die Tests waren mit den falschen Batterien gemacht worden. Nach diesem katastrophalen Jungfernflug war Graham Dorrington natürlich am Boden zerstört. Alle waren der Meinung, dies sei das Ende der Mission und er könne das Ding hier im Dschungel nicht mehr fliegen. Wir hielten es für sträflichen Leichtsinn, das Luftschiff in diesem Zustand jemals wieder von der Leine zu lassen. Trotz des schweren technischen Schadens am Luftschiff war es uns aber gelungen, schon bei diesem Flug unvergessliche Bilder von erhabener Schönheit ein zu fangen.
Schon nach wenigen Tagen waren jedoch die Hauptschäden wieder beseitigt, das Luftschiff in einigen Punkten umgebaut und Pilot Dorrington erneut bereit zum Fliegen. Der kleine Zeppelin war nun in einem dauerhaft brauchbaren Zustand: Bereit, um mich und meine Kamera das Dach des Waldes erkunden zu lassen.
Ab diesem Zeitpunkt war dann fast jeden Morgen das gleiche Procedere angesagt: 5:00 Uhr aufstehen, 15 Minuten durch den Urwald laufen, das Luftschiff abflugbereit machen, dann Aufstieg und verschiedene Flugmanöver, um sowohl von unten als auch von oben zu drehen.
An diesen Drehtagen setzten wir auch unser zweisitziges Ultralight-Flugzeug ein, mit dem wir das Luftschiff dann während seines Fluges von oben filmen konnten.
Wir drehten den Blick in die Baumkronen, Tiere in den Bäumen, den Wasserfall mit seiner Schlucht, wir flogen über Abgründe, über den Fluss und durch die aufsteigenden Nebel.
Meistens waren wir gegen 10:00 Uhr wieder zurück im Gästehaus: rechtzeitig zum Frühstück. Parallel hieß es dann Akkus laden, Equipment säubern und schon nach kurzer Pause drehten Regisseur Werner Herzog und der Kameramann Henning Brümmer Interviews und verschiedenen Aktionen sowohl mit unseren lokalen Kräften als auch mit Dr. Dorrington, unserem Protagonisten. Gleichzeitig filmte ich in dieser Zeit mit langen Brennweiten Tiere im Blätterdach, am Wasserfall und im Dschungel, oder ich war mit dem umfangreichen Makro- und Spezial-Equipment in den Bäumen aktiv.
Um das gedrehte Material vor Ort zu sichten, benützten wir einen der beiden Camcorder als Player und schlossen ihn an einen 9-Zoll-LCD-Monitor an. Das war sicher keine perfekte Möglichkeit, um das Material zu beurteilen, aber immerhin für einen solchen Drehort doch ausreichend.

Postproduction und Auswertung
Insgesamt hatten wir rund 50 Stunden Material aufgezeichnet, als wir am 1. August 2004 nach Deutschland zurückkehrten. Das Filmmaterial, das wir mit der A-Minima und einer Arri SR2 HS belichtet hatten, wurde entwickelt und mit einem Spirit-Filmabtaster mit Nassfenster in HD-Auflösung abgetastet. Dann ging das gesamte HD-Material in die Postproduktion bei der Marco Polo Archive Productions GmbH in Halle. Dort wurde das Material gesichtet, geloggt und am Avid-DS-Schnittsystem in Offline-Auflösung editiert. Online-Schnitt und Bearbeitung erfolgten dann ebenfalls auf dem Avid DS. Das Color Grading wurde von Hans Fink an einem Xpri-System von Sony durchgeführt. Als Endergebnis lag schließlich ein HD-Master in 1080/60i vor, das auch als solches bei den verschiedenen Kinovorführungen gezeigt wurde.
In der gesamten Bearbeitung legte das Postproduction-Team um den Editor Joe Bini ein extrem hohes Tempo vor, die Uraufführung des Films fand am 4. November im Lux-Kino in Halle statt, dort wurde »The White Diamond« digital in 1080/60i mit einem Panasonic-Projektor vorgeführt.
Der Film soll ab Anfang März 2005 in die Kinos kommen, die Koproduzenten NDR und NHK werden ihn in ihren TV-Programmen ausstrahlen und im Jahr 2005 soll eine DVD veröffentlicht werden.

Downloads zum Artikel:

T_1204_White_Diamond.pdf