Kommentar, Top-Story: 26.01.2004

Innovationsoffensive

Schon wieder geht ein Begriff kaputt, wird so lange wiederholt und durchgekaut, bis nichts mehr übrig bleibt als eine Worthülse, die alles und nichts bedeutet, die man also letztlich schon bald zu gar nichts mehr gebrauchen kann: »Innovation«.

In der Politik lässt sich schließlich keiner so einfach vom anderen die Butter vom Brot nehmen, deshalb muss man sich schon jetzt auf ein wahres Flächenbombardement vorbereiten: Innovationsreden im Rahmen von Innovationsforen, die von Innovationszirkeln veranstaltet werden, um die Innovationskraft zu beschwören. Aus allen politischen Richtungen werden sie in ungeahnter, unerreichter Dichte auf das Wahlvolk niederprasseln und jeder will der Innovativste an der Spitze der Innovationsbewegung sein.

Dabei ist es keineswegs so, dass dieses Thema im wahrsten Wortsinn nicht eminent wichtig wäre: Erneuerung, das Schaffen und Einführen von etwas Neuem, war und ist schließlich ein starker Motor besonders der deutschen Wirtschaft, hat dabei letztlich aber nicht nur wirtschaftliche, sondern auch gesellschaftliche Auswirkungen.

Blickt man auf die jüngere Vergangenheit, dann hat sich der »Standort Deutschland« hier aber ganz sicher nicht mit Ruhm bekleckert. Toll Collect, UMTS, Transrapid, Pendelzugtechnik und ganz sicher auch das Gezerre um Reformen und Reförmchen: Glanzlichter sehen definitiv anders aus, als diese von Verzögerungen, Ausfällen und Problemen geprägten Entwicklungen. Eine bedrückende Atmosphäre aus Pleiten, Pech und Pannen ist mittlerweile mit den meisten dieser teilweise durchaus sehr hoffnungsvollen Ansätze eng verknüpft.

Gerade deshalb ist es ja so schade, dass nun auch noch der Begriff für diese Art von Schaffens- und Wirtschaftskraft ruiniert wird. Viel wichtiger ist allerdings, dass die Bedeutung, die dahinter steht, nicht ebenfalls in diesen Abwärtssog gerät. Die Medienwirtschaft, die ganze Medienbranche, hängen schließlich noch mehr daran, als viele andere Wirtschaftszweige und Gesellschaftsbereiche.

Mit der fortschreitenden Digitalisierung und dem Trend zu HD hat sich aber hier eine Tür geöffnet: Wir sind schon spät dran, aber wir können es noch schaffen.

Sie werden sehen.