Die Branche im Spiegel ihrer Datenraten
Mittlerweile lässt sich die Branche in der Sie arbeiten und über die www.film-tv-video.de berichtet, als Spektrum unterschiedlicher Video-Datenraten und der damit einher gehenden Speicherkapazitäten betrachten.
Vom Streaming mit niedrigen Video-Datenraten am unteren Ende, über digitales TV und die DVD im Distributionsbereich, zu DV-Systemen mit 25 Mbps, D9, DVCPRO50 und MPEG-IMX mit 50 Mbps, komprimierenden HD-Formaten wie DVCPROHD und HDCAM mit um die 100 Mbps, oder D5-HD mit bis zu 180 Mbps, bis hinauf zur Speicherung und Verarbeitung von unkomprimierten HD-Videosignalen mit 1,5 Gbps und zum digitalen Film mit Auflösungen von 2K und 4K pro einzelnem Filmbild.
Dabei zeigt sich wieder einmal, dass in der Technik oft ähnliche Muster anzutreffen sind wie in der Natur, in der Kunst und in der Gesellschaft: Am meisten tut sich an den Rändern.
Dabei ist klar, dass wahrscheinlich auf der Produktions- und Postproduktionsseite in der nächsten Zeit die größten Volumina an Geräten und Finanzen im mittleren Datenraten-Bereich bewegt werden. Dort wo der Mainstream liegt, bei 50 und 25 Mbps. Das heißt in der Praxis bei MPEG-IMX und DVCPRO50, aber auch zunehmend bei DV, DVCPRO und DVCAM, von wo etwa Sony aktuell das Überschreiten der 200.000er Marke bei den ausgelieferten DVCAM-Geräten vermeldet. Natürlich muss man diesen Mainstream aufmerksam betrachten, denn er ist bereits jetzt, oder wird schon bald, für die allermeisten in der Branche das tägliche Brot. Hier kommt auch weiterhin ganz sicher noch das eine oder andere interessante neue Gerät auf den Markt und es gibt durchaus noch Problemzonen und kritische Bereiche, die es zu beleuchten gilt. Aber insgesamt ist dieser Bereich derzeit relativ ruhig: die Claims sind im Groben abgesteckt, alles geht seinen Gang. Disk-Camcorder werden hier nochmal frischen Wind bringen, aber wirklich neu ist dieses Thema eben auch nicht mehr, seit neben der zweiten Generation von Ikegami-Disk-Camcordern und einem kurzen Intermezzo dieses Themas bei NEC, auch JVC schon mal vorpreschte und nun mit Sicherheit zur NAB2001 bei diesem Thema »Butter bei die Fische« tun muss.
Von den Rändern des Spektrums dagegen kommen die interessantesten News, wohl auch weil dort die Marktteilnehmer am ehesten die Chance für Veränderungen der bestehenden Marktverhältnisse sehen. Auch wenn das Thema Streaming noch lange nicht so weit ist, wie manch einer es herbeireden will: Hier tut sich enorm viel und es werden auch zunehmend von etablierten Unternehmen Marktpotenziale in diesem Bereich gesehen.
Und auch die HD-Videoproduktion verlässt langsam die Nische, die ihr anfangs von vielen zugewiesen wurde. Interessanterweise kommen hier sehr viel mehr Impulse von der Nutzerseite, als ganz offenbar von den Herstellern erwartet wurde. Die Hersteller, die in den letzten Jahren im Videobereich üblicherweise die aktivere, weil unter Verkaufsdruck immer neuer Systeme stehende Seite darstellten, werden im HD-Bereich derzeit öfter zu Getriebenen, die mit Lieferschwierigkeiten und Entwicklungsverzögerungen den interessierten Markt fast etwas dämpfen. Vielleicht auch aus gutem Grund, denn mit HDTV haben schon zu analogen Zeiten etliche Firmen viel Geld verloren. Dennoch: das Interesse ist groß.
Auch bei den zahlreichen NAB-Vorankündigungen, mit denen die Redaktion den NAB2001-Vorbericht ergänzt hat und das auch weiter tun wird, kristallisiert sich neben der Betonung der niedrigen Streaming-, auch die der ganz hohen Datenraten als zweiter Schwerpunkt heraus: Noch nie trafen in der Redaktion zur NAB so viele Infos über die digitale Filmbearbeitung und –restaurierung ein, wie in diesem Jahr. Der Anlass ist klar: Nicht nur die neuen Produktionsweisen im HD-Bereich und bei der digitalen Film-Nachbearbeitung sind hier virulent, es müssen jetzt und in naher Zukunft ganze Archive schon bestehender Spielfilme und Serien, die auf Film gedreht wurden, in höherer Auflösung und Qualität neu abgetastet werden. Nur dann können sie den HD-Anforderungen genügen, die zumindest auf der Hersteller- und Programm-Anbieterseite zweifellos künftig an solche Produktionen gestellt werden.
Vielleicht sollte man sich daran gewöhnen, die technische Welt der Bilder nach Datenraten zu sortieren und die Größenordnungen Tera-, Peta- und Exabyte am besten auch gleich in den aktiven Sprachschatz aufnehmen. Sie werden sehen.