Premiere Pro Beta: Untertitel übersetzen
Die Beta-Version von Premiere Pro kann Untertitel aktuell in 27 Sprachen übersetzen. Erste Eindrücke der neuen Funktion.

Untertitel sind wichtiger denn je, um Inhalte zu skalieren und Reichweite, Engagement und Zugänglichkeit von Inhalten weltweit zu gewährleisten. Jetzt geht Adobe noch einen Schritt weiter und präsentiert in der Beta-Version von Premiere Pro eine Funktion zur nativen Übersetzung von Untertiteln in 27 Sprachen. Dabei wird immer nach dem gleichen Schema vorgegangen. film-tv-video.de hat die neue Funktion in der Beta-Version von Premiere Pro ausprobiert.
Transkript erstellen
Zunächst erstellt man innerhalb von Premiere Pro ein Transkript des Clips oder der Sequenz.

Dazu öffnet man das »Text«-Fenster, in dem sich die Schaltflächen für die Transkription befinden, und teilt der Adobe-Software dann mit, in welcher Sprache der jeweilige Clip verfasst ist.
Sobald die Transkription abgeschlossen ist, erscheint der Text in einem Textfenster. Dort kann er – wie in einem einfachen Texteditor – bearbeitet werden. Es ist auch definitiv sinnvoll, das Transkript an dieser Stelle des Prozesses gut zu bearbeiten, um eine saubere Vorlage für die Untertitel zu haben.
Untertitel generieren
Der nächste Schritt ist die Erstellung von Untertiteln auf der Grundlage des Transkripts.

Bevor die Untertitel generiert werden, müssen einige Einstellungen im Menü-Dialog vorgenommen werden:

Sollen die Untertitel ein- oder zweizeilig sein? Sollen Pausen zwischen den Untertiteln eingefügt werden und wenn ja, wie lang sollen diese sein? Welches Format sollen die Untertitel haben? Subtitle, EBU Subtitle, Teletext, Australian OP-47 und einige andere stehen zur Auswahl.
Wenn Premiere die Untertitel generiert hat, ist es relativ einfach, sie zu bearbeiten oder, wo es passt, zwei Zeilen zu einer zusammenzufügen oder zu trennen. Das geht ziemlich intuitiv und einfach.
Untertitel übersetzen
Mit der neuen Funktion ist möglich, Untertitel zu übersetzen, die in Premiere Pro erstellt oder über eine srt-Datei importiert wurden. Derzeit wird nur die Übersetzung von Untertiteln unterstützt – Transkripte kann Premiere Pro (noch?) nicht übersetzen.

Um die Übersetzungen zu starten, klickt man einfach auf das Translate-Icon. Es öffnet sich ein Fenster, in dem die Sprache der Quelle und des Ziels ausgewählt werden können. Derzeit stehen 27 Sprachen zur Auswahl, darunter auch Chinesisch und etliche weitere asiatische Sprachen.

Ist alles eingestellt, legt Premiere Pro in der Timeline eine neue Spur für die Untertitel an und beginnt zu übersetzen. Der Bearbeitungsfortschritt ist währenddessen in einem Fenster zu sehen.

Laut Adobe werden die Untertitel mit Hilfe eines Cloud-Dienstes und mit Übersetzungsmodellen von Drittanbietern übersetzt. Im Test von film-tv-video.de wurde als Quelle dabei Microsoft Translate angezeigt. Nach unserer Erfahrung bei film-tv-video.de liefert Deepl bessere Ergebnisse bei Übersetzungen – aber nach aktuellem Stand nutzt Adobe diesen Anbieter nicht.
Während der Übersetzung greift Premiere Pro auf einen Cloud-Server zu, auf dem die Daten laut Adobe für zwölf Stunden gespeichert werden.
Praxiserfahrungen
film-tv-video.de hat die neue Funktion in zwei unterschiedlichen Projekten ausprobiert: in einem einfachen Messevideo und einem aufwändigen 100-Minuten-Projekt. Beide Videos haben wir vom Deutschen ins Englische übersetzen lassen.

Bei film-tv-video.de hat Premiere Pro fürs Übersetzen des 100minütigen Projekts nur 12 Sekunden benötigt, für den 4,5minütigen Messe-Clip nur knapp vier Sekunden.
Toll ist übrigens, dass mehrere Untertitelspuren möglich sind, die über das »Auge«-Symbol einzeln ein- und ausgeschaltet werden können.

Wie bereits erwähnt, verwendet Adobe 3rd-Party Translation KI. Bei unserem Test waren die Übersetzungen vom Deutschen ins Englische in Ordnung, aber es hatten sich auch ein paar Fehler eingeschlichen. Will man diese reduzieren, sollte man schon die Ausgangs-Untertitel so bearbeiten, dass sie möglichst fehlerfrei sind. Ansonsten gilt: junk in – junk out.
Insbesondere die Zeichensetzung kann die Qualität der Übersetzung beeinflussen. Was im Original-Untertitel im schlimmsten Fall als störend empfunden wird, weil vielleicht ein Komma an der falschen Stelle steht, kann in der Übersetzung dann sinnentstellend werden.

Untertitel gestalten und exportieren
Es ist am Ende des Prozesses möglich, die Untertitel mit Hilfe der Optionen im Eigenschaftenfenster zu gestalten und den gewählten Stil auf alle Untertitel in einer Spur anzuwenden.

Übersetzte Untertitel können übrigens auch wieder exportiert werden. Dies ist sehr hilfreich, wenn man z.B. eine srt-Datei ausgeben möchte, um sie dann auf YouTube oder einer anderen Plattform wieder zu importieren.
Resümee
Nicht ohne Grund ist »Untertitel übersetzen« eine der am meisten nachgefragten KI-Funktionen für Premiere Pro. Es gibt einfach einen Bedarf für Lokalisierungen in unterschiedlichste Sprachen.

In der Beta-Version macht das neue Feature bereits einen sehr guten Eindruck. Ganz ohne Vorarbeit geht es allerdings nicht. Fehler, über die man im Originaltitel noch hinwegsehen kann, potenzieren sich in der Übersetzung. Deshalb sollte man auf jeden Fall die Übersetzungsvorlage prüfen und überarbeiten, bevor man die automatisierte Übersetzungsfunktion nutzt. Dann ist sie eine echte Hilfe.