Branche, Filmförderung: 19.02.2025

Branchen-Diskussionen beim VTFF-Green Tec Day

Konsens der Diskussionsteilnehmer war: ein steuerliches Anreizmodell (Tax Incentive) muss kommen, um die internationale Wettbewerbsfähigkeit des Filmstandorts Deutschland wiederherzustellen.

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Achim Rohnke und Carl Bergengruen.

»Wir müssen reden« – unter diesem Motto lud der Verband Technischer Betriebe für Film und Fernsehen (VTFF) während der Berlinale Produzenten, Sender, Politik und die technisch-kreativen Dienstleister auf dem 3. Green Tec Day (GTD) zum großen Meinungsaustausch ein. Konsens der Diskussionsteilnehmer war, fsdd ein steuerliches Anreizmodell (Tax Incentive) kommen muss und Veränderung nur zusammen gelinge. 

VTFF-Geschäftsführer Achim Rohnke machte in seiner Keynote im Haus der bayerischen Vertretung in Berlin vor dem vollbesetzten Auditorium klar, vor welchem Hintergrund die beiden Panels stattfinden.

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VTFF-Geschäftsführer Achim Rohnke hielt die Keynote.

Laut einer Umfrage des VTFF rechnen die technisch-kreativen Dienstleister im Produktionsjahr 2025 mit einem Umsatzrückgang von 27 Prozent. Hochgerechnet entgehen den Dienstleistern damit rund 80 Millionen Euro Umsatz, der gesamten deutschen Film- und TV-Industrie etwa 750 Millionen Euro Produktionsvolumen. »Die Auswirkungen auf Arbeitsplätze, Investitionen und Renditen sind katastrophal. Dienstleister und Produzenten befinden sich im SOS-Modus«, so Rohnke und verwies auf die zehn Kernforderungen des »Appell 25«, den der VTFF am gleichen Tag veröffentlicht hatte.

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In der Analyse der Krise waren sich die Teilnehmer und Teilnehmerinnen des Panels »Zur Lage der Produktionswirtschaft in Deutschland« weitgehend einig: die Arbeits- und Energiekosten in Deutschland sind zu hoch, das niedrige Produktionsvolumen lässt nur wenig Innovation zu. Die internationale Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Film- und TV-Industrie ist aufgrund der bisher nur bruchstückhaft umgesetzten Reform der Filmförderung nicht gegeben. »Das war eine riesige Chance, die verpasst wurde«, monierte Markus Schäfer, CEO ZDF-Studios, Richtung Politik, die in der Runde durch Michael Sacher, MdB Die Grünen, vertreten wurde. Die Folgen der schlechten Rahmenbedingungen tragen vor allem die technisch-kreativen Dienstleister. »Wir kämpfen an allen Fronten, sowohl um inländische Produktionen als auch bei deutschen Produktionen, die vermehrt im Ausland realisiert werden«, erklärte Andrea Peters, CEO des Kostümhauses »Theaterkunst«. Ein Produktionsschub versprach sich die Runde von der Einführung eines ungedeckelten und automatisierten steuerlichen Anreizsystems. »Es ist so wichtig, dass das Tax-Modell kommt«, so Benjamin Benedict, Produzent und Geschäftsführer von Wiedemann & Berg.

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Von links: Christina Caspers-Römer; Michael Sacher; Philip Gassmann; Andrea Peters; Benjamin Benedict; Dr. Markus Schäfer; Philipp Kreuzer; Achim Rohnke.

Neben der Krisenbewältigung steckt die Branche mitten in einem von künstlicher Intelligenz getriebenen Transformationsprozess. »Hier müssen alle Gewerke raus aus der Komfortzone«, forderte Philipp Kreuzer, Produzent und Geschäftsführer von Maze Pictures. Man müsse die Produktionsprozesse gemeinsam neu aufsetzen, neue Berufsbilder schaffen.

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Von links: Jonas Sticherling; Wiebke Wiesner; Pheline Roggan; Philip Gassmann; Carl Bergengruen; Kai Habermann; Judith Niemeye.

Die Krise lasse sich nur durch eine gemeinsame Anstrengung aller Marktteilnehmer bewältigen, so das allgemeine Credo – doch daran hapert es noch. »Wo sind die strategischen Partnerschaften, wo sind die Win-Win-Situationen?«, fragte Jörg Bachmaier, neuer Vorstandsvorsitzender von Studio Babelsberg. Noch mangle es am gemeinsamen Handeln, etwa bei der frühzeitigen Einbindung der Dienstleister in die Produktionsplanung, wie Christina Caspers-Römer, CEO des VFX-Studios Trixter, ergänzte. »Lasst uns alle an einen Tisch setzen und unsere Kommunikation stärken.«

Um die Einführung der ökologischen Standards bei der Produktion von Filmen und TV-Projekten ging es bei dem Panel »Quo Vadis – Green Production?«. Hier herrschte große Einigkeit über den eingeschlagenen Weg. Rund 1.000 Produktionen im Jahr, so Carl Bergengruen, Chef der MFG und Vorsitzender des Arbeitskreises Green Shooting, werden in Deutschland bereits nach den Ökostandards produziert. »Grün ist das neue Normal«, so Jonas Sticherling von der ARD-Tochter Degeto. Auf Seiten der technisch-kreativen Dienstleister häufen sich angesichts der Branchenkrise allerdings die wirtschaftlichen Probleme bei der Öko-Wende. Kai Habermann, Geschäftsführer von PRG Cinegate, forderte daher die Einführung eines grünen Bonus, sprich eine Investitionsförderung für grüne Technologien bei den Rentalunternehmen und Studios.

Moderiert wurden die Panels von dem Green-Shooting-Experten Professor Philip Gassmann.