Branche, Filmförderung: 02.12.2024

Brandbrief des Deutschen Filmnachwuchses

Auch unter Studierenden regt sich Widerstand gegen eine weitere Verschleppung der Reform der Filmförderung. 

Die HFF reichte uns den von ihrem studentischen Konvent initiierten Brandbrief des Filmhochschulnachwuchses Deutschlands zur Reform der Filmförderung weiter. Er ist unterzeichnet von allen Studierendenvertretungen ebenso wie von den Präsident_innen der Hochschulen. Wir veröffentlichen ihn unten stehend im Wortlaut.

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Studierende fordern eine schnelle Reform der Filmförderung.

An die Fraktionsvorsitzenden und die Abgeordneten des Deutschen Bundestags, die Vorsitzenden des Ausschusses für Kultur und Medien, den Bundesminister für Finanzen und die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien.

Sehr geehrte/r Vorsitzende/r Herr Dr. Rolf Mützenich, Herr Friedrich Merz, Frau Britta Haßelmann, Frau Katharina Dröge, Herr Christian Dürr, Frau Katrin Budde, Herr Marco Wanderwitz, Herr Bundesminister Dr. Jörg Kukies, Frau Staatsministerin Claudia Roth, sehr geehrte Abgeordnete,

wir, die Filmstudierenden Deutschlands, wenden uns heute verzweifelt, aber mit großem Nachdruck an Sie. Der deutsche Film steht vor dem Abgrund – und mit ihm unsere Zukunft. Die Reform der Filmförderung in ihrer Gesamtheit ist unsere letzte Chance, die kulturelle Vielfalt, die Kreativität und die Arbeitsplätze unserer Branche zu retten. Ohne diese Reform wird der Filmstandort Deutschland den Anschluss an Europa und die Welt endgültig verlieren.

©generiert mit Adobe Firefly
Studierende fürchten um ihre berufliche Zukunft.

Wir haben Angst. Angst, dass wir trotz unserer Ausbildung keine Chancen mehr haben werden, unsere Geschichten zu erzählen. Angst, dass die Kinos leer bleiben und Produktionsfirmen schließen müssen. Angst, dass wir als junge Filmschaffende in Deutschland keine Zukunft mehr finden und gezwungen sind, in Länder abzuwandern, die die Bedeutung von Kultur und Filmförderung längst erkannt haben.
Die Zahlen sprechen für sich:

– 56 % der Produktionsfirmen bewerten laut der Herbstumfrage der Produktionsallianz 2023 ihre wirtschaftliche Lage als schlecht, 45 % verzeichneten 2023 deutliche Auftragsrückgänge.
– Besonders hart trifft es uns: Den Nachwuchs. Der aktuelle Trend: Wenn gestrichen wird, dann zuerst bei uns. Unsere Stimmen, unsere Geschichten, unser Potenzial – es verschwindet.

Doch wir haben auch Hoffnung. Hoffnung, dass Sie handeln, bevor es zu spät ist. Hoffnung, dass die Filmförderreform, die seit Monaten diskutiert wird, endlich Realität wird. Hoffnung, dass die Politik uns zeigt, dass sie nicht nur über Kultur spricht, sondern sie auch aktiv schützt.

Die Reform bietet wegweisende Änderungen, die längerfristige Stabilität versprechen und den Filmstandort Deutschland wirtschaftlich wieder attraktiv machen können:

– Steueranreize und Investitionsverpflichtungen, die internationale Produktionen anziehen und gleichzeitig die deutsche Branche nachhaltig stärken.
– Klare Perspektiven für junge Filmschaffende, die unsere Kreativität fördern und uns die Chance geben, unsere Stimmen einzubringen.
– Nachhaltige Strukturen, die Innovation und ökologische Verantwortung in den Mittelpunkt stellen.

Ein weiteres Hinauszögern wäre ein Desaster. Tritt das novellierte FFG, als erster Schritt der Gesamtreform, nicht zum 01.01.2025 in Kraft, wird der Schaden irreparabel sein. Ohne Ihre Unterstützung geht der deutsche Film seinem Ende entgegen – und wir mit ihm!

Wir fordern Sie auf: Lassen Sie uns nicht im Stich. Zeigen Sie, dass Sie an die Zukunft dieser Branche und an die Kraft des deutschen Films glauben. Leiten Sie die Gesetze zur Investitionsverpflichtung und zum Tax Incentive unverzüglich dem Bundestag zu und beschließen Sie die Reform noch in diesem Jahr. Bitte – handeln Sie jetzt und setzen Sie ein Zeichen für die Zukunft der deutschen Filmwirtschaft!

Unsere Generation will Geschichten erzählen. Wir wollen Hoffnung geben und Kultur bewahren. Wir – die nächste Generation an Filmemacher_innen – zählen auf Sie!

Im Namen aller, die an die Zukunft des deutschen Films glauben,
für die Filmstudierenden Deutschlands: Unterschrieben durch Vertreter_innen deutscher Filmhochschulen.

Von der Hochschule für Fernsehen und Film München: Elias Spitzhorn, Felix Mann, Frederike Glemser, Jakob Wahl, Luisa Nöllke und Max von Dadelsen als Initiator*innen und Mitglieder des Konvents stellvertretend für die gesamte Studierendenschaft gemeinsam mit Präsidentin Prof. Bettina Reitz.

Von der Filmakademie Baden-Württemberg: Lea Staron, Julius Becher, Isabella Frank, Jonathan Miehlich, Johannes Beese, Hasem Al Jajeh, Laura Ney, Benjamin Annuß, Hanno Mertin und Yelyzaveta Davydenko als Mitglieder des Asta stellvertretend für die gesamte Studierendenschaft gemeinsam mit Direktor Prof. Thomas Schadt.

Von der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf: Der Studierendenrat stellvertretend für die gesamte Studierendenschaft gemeinsam mit Präsidentin Prof. Dr. Susanne Stürmer.

Von der Internationalen Filmschule Köln: Caio Salles Ackermann, Ray-Anand Bremer und Lotta-Maria Mannsperger als Mitglieder der Studierendenvertretung für die gesamte Studierendenschaft.

Von der Hamburg Media School: Clara Fricke und Björn Grzemba als Jahrgangssprecher*innen des Masterstudiengangs Film gemeinsam mit der Leiterin Film Prof. Kathrin Lemme.

Von der Kunsthochschule für Medien Köln: Viktoria Gurina, Manuela Puerta, Maja Vormann und Finn Weigt, als Mitglieder des Astas und StuPas stellvertretend für die gesamte Studierendenschaft gemeinsam mit Rektor Prof. Mathias Antlfinger, Kanzler Dr. Oliver Herrmann und Prorektorin Solveig Klaßen.