Kurznachrichten: 14.11.2024

News: Kurz und knackig – KW 46/2024

Amazon: Stoppt Freevee. Neflix: 70 Mio. Werbe-Abos. Kabel-TV: Vodafone halbiert. Branche: »Respect Code Film«. Videotext: ARD-Sender sparen. Sandmännchen: Beliebt mit 65.

Unternehmen

Beim Münchner TV-Konzern hat die Berlusconi-Holding MFE ihre Anteile um 3,41% auf 29,99% erhöht und verfügt nun über 30,82% der Stimmrechte. Dies verschaffe der MFE »keinen beherrschenden oder einer Beherrschung vergleichbaren Einfluss«, so die Kommission zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich (KEK).
Im Q2 des Geschäftsjahres 2024/25 und nach dem Fall des Nebenkostenprivilegs verlor die Telco »erwartungsgemäß« 4,5 Mio. ihrer 8,5 Mio. Kunden in Mehrfamilienhäusern. Das Betriebsergebnis (Ebitda AL) sank in 6 Monaten um 9,3% auf 2,3 Mrd. €, wovon 8,2% aus dem TV-Geschäft stammen.
Verlängerungen von Verträgen mit Sky, Warner Discovery und ORF spielten im 1. Halbjahr rund 120 Mio. Umsatz-€ ein. Der Videoumsatz wird mit 453 Mio. € angegeben. Der Gesamtumsatz von 978 Mio. € sei aufgrund des wachsenden  Netzwerk-Geschäftes stabil.
Die US-Mutter Liberty Global gliedert die Schweizer Telco aus, »um den Wert für die Anteilseigner von Liberty Global zu erschließen« und sie bei Nasdaq zu platzieren. Dem war eine Auseinandersetzung mit dem Wettbewerber UPC um wechselseitige Übernahme bzw. Einstieg vorangegangen.

Broadcast

Mit Sparzwängen von 70 Mio. € begründet der BR die Abschaltung von Bayerntext ab 2025. Das BR-Dritte übernimmt den Videotext von DasErste. Das mit den Landesinfos befasste Personal wird dem BR2-Radio zugeordnet. 
Der MDR geht einen anderen Weg: Auf die Videotext-Übernahme  vom Linear-TV ins Internet wird verzichtet. Der Sender verweist auf die App von MDR Aktuell und seine Online-Nachrichten. 
Nach zehn Simulcast-Jahren werden zwei der drei SD-Kanäle abgeschaltet. Ein Termin wird nicht genannt. Das entspreche dem Claim »noch schärfer shoppen«, spare Ressourcen und verbessere die CO2-Bilanz, so der Shopping-Sender.

Streaming

Amazon stellt sein werbefinanziertes kostenloses »Freevee« zum Jahresende ein, »um den Kunden ein einfacheres Fernseherlebnis zu bieten«.
Zwei Jahre nach dem Start hat die werbefinanzierte Plattform 70 Mio. »globale monatlich aktive User«. 50% der Neukunden entscheiden sich laut Netflix für dieses Angebot.
Warner Discovery meldet für seinen Streamer im Q3 einen Anstieg der Abos um 7,2 auf 110,5 Mio. – 50/50 in den USA und global. Der Umsatz stieg u.a. nach Preiserhöhungen und dem Start in Lateinamerika und Europa um 8%. Der Quartalsumsatz wird mit 9,6 Mrd. $ (minus 3% zum Q2/2024) angegeben.

Radio, Audio

Die Novelle des SWR-Staatsvertrages stellt eine von zwei landesweiten Radiowellen zur Disposition. SWR1 und SWR4 sprechen redaktionell und musikalisch unterschiedliche Altersgruppen an. Bei SWR4 wurde die Trennung für beide SWR-Bundesländer bereits auf den Morgen reduziert. Laut dem Entwurf müsste der SWR eine Radiowelle streichen oder für zwei Programme ARD-Kooperationen eingehen.
Der erste nationale DAB+-Multiplex im Kanal 5C wurde nun vom Plattformbetreiber Media Broadcast auch am Standort Hohe Wurzel (Taunus) aufgeschaltet. Es ist die 170. Anlage, von der vier Wellen von Deutschlandradio und neun Privatsender verbreitet werden.
Alle 5 UKW-Radioprogramme und weitere 3 digital-exklusive Wellen des NDR sind in der Harz-Region um die Sendeanlage Torfhaus jetzt mittels DAB+ (Kanal 6C, 185,360 MHz) zu empfangen.

Netze

Österreichs Sendenetzer schaltet seinen Kurzwellen-Sender Moosbrunn zum Jahresende ab. Die wenigen Aufträge einschließlich des einmal jährlichen »Gruß an Bord« des NDR reichten nicht zur Kostendeckung. Das Aus des im Kalten Krieg gebauten Senders war wegen des Ukraine-Krieges für einzelne ORF-Sendungen um zwei Jahre hinausgeschoben worden.

Filme, Kinos, Festivals, Förderungen

Der Verhaltenskodex »Respect Code Film« soll einen respektvollen Umgang miteinander in allen Phasen der Filmproduktion unterstützen. U.a. soll eine Beschwerdestelle eingerichtet werden; Sexdrehs soll ein »Intimitätskoordinator« betreuen. Das Dokument tragen zahlreiche Verbände und Sender.
Die direkte Anreizförderung durch europäische Filmfonds sei stärker gestiegen als die direkte öffentliche Förderung. Darauf verweist eine Analyse nationaler und subnationaler Fonds im Zeitraum 2018 bis 2022 der Informationsstelle des Europarats.

Medienrecht, Medienpolitik

Der Verlust von Kundendaten kann Entschädigungen nach Art.82 Abs.1 DSGVO rechtfertigen; immaterielle Schäden müssten nicht nachgewiesen werden. Diesen Trend seiner Leitentscheidung deutete der BGH im mündlichen Verfahren gegen Facebook an. FB hatte 2001 laut Berichten gemeldet, man wolle die für Scraping genutzten Mittel im Sinne eines angeblichen Bedienkomforts nicht grundsätzlich unterbinden; Datenklau sei nicht gestattet, aber möglich.

Internationales

Maciej Swirski, Chef der Medienbehörde KRRiT, wurde zu 23.000 € Strafe verurteilt. Er hatte die Auszahlung von 21 Mio. € Gebühren an Polskie Radio und Radio Lublin verhindert, um die Sender in Liquidation zu bringen. Zuvor wurde Swirski wegen Verschleppung der Lizenzverlängerung für TVN Style zu 13.700 € verurteilt. Ihn setzte die vorherige Regierung ein, die kritische Berichte der ÖR-Sender unterbinden wollte.

Jubiläum


»Unser Sandmännchen« feiert am 22.11. den 65. Geburtstag. Anderthalb Medienproduktion stellte für den RBB – erstmals seit 30 Jahren – neue Stopmotion-Kurzfilme her. Erstmals auf den Schirm kommen 2 Fahrzeuge und ein Gebäude, die der Sandmann-Erfinder Gerhard Behrendt (1929 – 2006) 2001 schuf. Aus den Kurzfilmen wurden vier von acht neuen Rahmenfilmen ausgekoppelt.

Personalia


Jörg Bachmaier ist ab dem 18.11. Vorstandsvorsitzender. Er folgt Andy Weltman, der die Eingliederung in die Cinespace-Gruppe geleitet hatte. Bachmaier habe eine Expertise in der Führung  internationaler Film- und TV-Unternehmen und im Bereich Content Development.

Regisseurin Helke Misselwitz und Kameramann Peter Badel wurden von den Mitgliedern der Sektion Film- und Medienkunst zur Direktorin bzw. stellvertretendem Direktor der Sektion gewählt.

Ab Januar ist Meike Götz, bisher Spielfilm-Redakteurin beim MDR, Geschäftsführerin der Filmförderung für Niedersachsen und Bremen. Sie übernimmt ab März von Thomas Schäfer, der Nordmedia 2001 aufbaute und seither leitete.
Mit Christoph Thomas zieht sich der letzte Vertreter der Gründerfamilie aus der Geschäftsführung zurück und wechselt in den Beirat. Der Zubehör-Anbieter wird ab 2025 vom bisherigen Geschäftsführer Christian Sokcevic mit den in die Geschäftsleitung aufrückenden Prokuristen Roland Handschiegel und Michael List vertreten.

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