Politik muss Dienstleistersterben stoppen
VTFF setzt im 75. Jubiläumsjahr Zeichen der Erneuerung und appelliert an die Politik, den Produktionsstandort Deutschland zu erhalten.
In einer Zeit, in der die Filmbranche rapiden Veränderungen unterworfen ist, feierte der Verband Technischer Betriebe Film und Fernsehen (VTFF) sein 75-jähriges Bestehen. Die Jubiläumsfeier in Wuppertal war nicht nur ein Rückblick auf die Geschichte des Verbandes, sondern auch ein klares Signal für die Zukunft.
Neuausrichtung für die digitale Ära
Die Jahreshauptversammlung des VTFF stand ganz im Zeichen der Modernisierung. Mit der Verabschiedung einer aktualisierten Satzung öffnet sich der Verband für neue Technologien und Arbeitsbereiche. Neben den klassischen Gruppen wie Studio, Postproduktion, Rental und Außenübertragung finden nun auch Fundusbetriebe, Visual Effects (VFX) und virtuelle Studios sowie Personal-Recruiting ihren Platz unter dem Dach des VTFF. »Wir passen uns den Veränderungen im Markt an und öffnen uns noch deutlicher weiteren Gewerken innerhalb der Dienstleistungsbranche«, erklärte VTFF-Geschäftsführer Achim Rohnke.
Klare Forderungen an Politik und Rundfunkanstalten
Der VTFF nutzte die Versammlung auch, um klare Positionen zu beziehen. So schloss man sich der Forderung an, dass mindestens 50 Prozent der Beitragseinnahmen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in die Programmproduktion fließen müssen. Zudem wurde der Ruf nach einem konsequenten Outsourcing technischer Dienstleistungen an den freien Markt erneuert. Ungenutzte Immobilien und insbesondere nicht ausgelastete Studiokapazitäten sollten liquidiert werden, fordert der VTFF.
Darüber hinaus hat die Mitgliederversammlung den Vorschlag der Geschäftsführung zur Rückstufung der Mitgliedschaft im Dachverband Spitzenorganisation der Filmwirtschaft e. V. (SPIO) vom ordentlichen zum außerordentlichen Mitglied unterstützt. Damit nimmt der VTFF zukünftig nur noch einen Beobachterstatus ein. Der VTFF sieht die aktuelle Entwicklung in der SPIO mit Rückschnitt von Kompetenzen sehr kritisch und bemängelt die Beherrschung des Spitzenverbandes durch nur vier Kino- und Verleihverbände. Dies berge ein hohes »Conflict of Interest«-Potenzial.
Dringender Appell für Steueranreize
Besonders eindringlich war der Appell des Verbandes an die Politik.
»Das Dienstleistersterben hat bereits begonnen!«, warnte Rohnke und forderte die schnelle Einführung eines Steueranreizmodells für Film- und Serienproduktionen. Ziel sei es, den Produktionsstandort Deutschland wieder wettbewerbsfähig zu machen und auf die internationale Landkarte zurückzubringen.
Vorstandserneuerung mit Fokus auf Diversität
Auch personell setzt der VTFF ein Zeichen der Erneuerung. Mit dem Ausscheiden langjähriger Vorstände wie Charlie Woebcken und Christian Sommer – die zu Ehrenmitgliedern ernannt wurden – und der Wahl von Andrea Peters und Andrea Brüggemann besteht der neue Vorstand nun mehrheitlich aus Frauen. »Mit der teilweisen Neubesetzung des Vorstandes ist dem VTFF eine sehr gute Staffelübergabe gelungen«, betonte der Vorstandsvorsitzende Stefan Hoff.
Blick in die Zukunft
Die Jubiläumsfeier im angesagten Wuppertaler Club Open Ground symbolisierte den Spagat, den der VTFF meistern will: Verwurzelt in einer 75-jährigen Tradition, aber stets den Blick nach vorne gerichtet. In seiner langen Geschichte habe es der Verband stets geschafft, »sich neu zu erfinden und frische Impulse zu setzen«, so Hoff. Mit dieser Mischung aus Erfahrung und Innovationsgeist sieht sich der VTFF gut gerüstet, um die Herausforderungen der sich wandelnden Medienlandschaft auch in Zukunft erfolgreich zu meistern.