Audio, Funktechnik, IBC, IBC2024, Software / IT: 15.09.2024

Sennheiser: Spectera – Audio senden und empfangen in einem Kanal

Spectera nennt Sennheiser seine bidirektionale Breitbandlösung, die auf dem Wireless Multichannel Audio System (WMAS) aufsetzt.

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Spectera – bidirektionales Audio für Bühne oder Dreharbeiten.

»Wir freuen uns sehr, dass Jahre der technischen Entwicklung und der politischen Spektrumsarbeit nun in ein digitales drahtloses Ecosystem münden, das viele der Probleme lösen wird, mit denen die Nutzer_innen von drahtlosen Mehrkanalsystemen heute konfrontiert sind«, sagen Co-CEOs Andreas und Daniel Sennheiser. Spectera bietet den Profis »die Flexibilität eines Ecosystems, das mit ihren Bedürfnissen wächst«, es kommt mit weniger Hardware aus und vereinfacht die Frequenzkoordination. Das wird aus Sicht der Firmenchefs nicht nur Multikanalsysteme »revolutionieren«, sondern u.a. auch 3D-immersivem Audio den Weg bahnen.

Das Breitband-Prinzip
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Eine Base Station mit UHF-Antenne, im Rack montiert über einer L6000-Ladestation.

WMAS, erfunden von Sebastian Georgi und Jan Watermann, ist eine proprietäre Variante von OFDM-TDMA für zuverlässige bidirektionale Mehrkanal-Kommunikation mit geringer Latenz. »Anstelle vieler einzelner Schmalband-HF-Träger von 200 kHz Breite verwenden wir einen einzigen Breitband-HF-Kanal für die Audioübertragung – genauer gesagt, die bidirektionale Übertragung von Audio- und Steuerdaten.« Sennheiser geht dabei von der Bandbreite eines TV-Kanals mit 6 oder 8 MHz aus, in der die Signale organisiert werden.

Die beiden Erfinder ergänzen: »Jedem Audio-Link, sei es ein Mikrofon oder ein IEM, werden spezifische Zeitschlitze für die Übertragung seiner Audioinformationen zugewiesen – daher ist es erstmals möglich, IEMs und Mikrofone im selben TV-Kanal zu betreiben, anstatt sie in zwei – durch ein Schutzband getrennten – Kanälen unterzubringen. Weil alle Audio-Links die volle Bandbreite des HF-Kanals nutzen, wenn sie ‘an der Reihe‘ sind, wird das HF-Fading stark reduziert. Es entspricht einer 40-fach-Diversity für einen 8 MHz HF-Kanal und einer 30-fach-Diversity für einen 6 MHz TV-Kanal. Außerdem ist die spektrale Leistungsdichte gering, sodass Frequenzen einfacher wiederverwendet werden können, beispielsweise auf einem größeren Festivalgelände, zwischen benachbarten Theatern oder in einem Rundfunkkomplex.«

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Rückseite der Base Station mit der Verkabelung für 4 Antennen.

Spectera geht weit über die bisherigen eigenständigen Rückkanäle hinaus. Eingeschlossen sind Fernsteuerung und -überwachung, indem Einstellungen über den kontinuierlichen Steuerdatenstrom angepasst, HF-Kanalqualität und Ladezustand und vieles mehr überwacht werden. Die AES 256-Verschlüsselung (AES 256 CTR Mode with >10kYears expiry) für sowohl Audio- als auch Steuerdaten gewährleistet den notwendigen Datenschutz. Zudem wird gescannt, ob andere HF-Quellen den genutzten Kanal stören.

Die Audioqualität betreffend nutzt Sennheiser elf für den jeweiligen Einsatzbereich optimierte Codecs, die intern alle mit 32-Bit-Float-Präzision verarbeitet werden und mit denen Latenz, Audioqualität, Kanalzahl und Reichweite gesteuert werden. Ein HF-Kanal kann entweder mit weniger Audio-Links bei höherer Qualität oder mit mehr Links bei reduzierter Qualität betrieben werden. So oder werde den Nutzern »ein überwältigend klarer, detaillierter IEM-Sound mit einer extrem geringen Latenz bis hinunter zu 0,7 Millisekunden« geboten, so Neumann.

Base Station: 64 Audio-Links auf 1 HE

Sennheiser zeigt in Amsterdam die Base Station und ein Bodypack. Die Base Station ersetzt bisherige Einzelmodule durch eine Einheit mit je 32 Ein- und Ausgängen für bis zu zwei HF-Kanäle in einer 19 Zoll-HE. Das technische Konzept ist mit zwei Netzteilen, primären und sekundären Dante-Audioanschlüssen und zwei optionalen Steckplätzen für MADI-Verbindungen (Optical Multimode oder BNC) redundant. Mit bis zu vier Antennen können die Abdeckung vergrößert oder weitere Frequenzbereiche erschlossen werden. Eine Kaskadierbuchse wird über ein künftiges Firmware-Release aktiviert. Ebenfalls erwähnenswert: In der Base Station gibt es keine HF-Komponenten, so dass anderes Funk-Equipment im Rack nicht gestört wird.

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Die Anschlüsse auf der Rückseite der Spectera-Base Station.
Ein Bodypack für alles
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Der Bodypack frontal und von oben.

Die Bodypacks handhaben gleichzeitig Monitor- und Mikrofon-/Line-Signale. »Nur einen Bodypack zu haben, ist nicht nur ein großer Vorteil für die Performer«, sagt Bernd Neubauer, Produktmanagement Spectera. Den Toningenieuren wird die Arbeit erleichtert, weil sie »nur mit einer Art von Bodypack arbeiten müssen und beispielsweise bei Bedarf schnell ein IEM zu einem Mikrofon hinzufügen können.«

Ein 3-poliger Eingang ist für Mikrofone oder Instrumentenkabel wie das CI 1-4 vorgesehen. Der 3,5-mm-Kopfhöreranschluss für Sennheisers In-Ear-Hörer verfügt über einen Hochleistungs-Verstärker mit Impedanzanpassung. Geräteinformationen werden permanent – auch bei abgeschaltetem Gerät – angezeigt. Der Bodypack ist für UHF (470 – 608 MHz; 630 – 698 MHz) und als 1G4-Variante (1350 – 1400 MHz; 1435 – 1525 MHz) erhältlich. Der Lithium-Ionen-Akku BA 70, übernommen von Evolution Wireless Digital, bietet bis zu sieben Stunden Betriebszeit.

Die Antennen für Spectera arbeiten gleichzeitig für Senden und Empfangen und sind IP54-geschützt. Dank integrierter Komponenten ist zusätzliches HF-Equipment überflüssig. Da das HF-Signal an der Antenne digitalisiert wird, erfolgt die Verbindung zur Base Station (und die Stromversorgung der Antenne) am RJ 45-Anschluss mit CAT 5e-Kabeln.

LinkDesk Software

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Einrichtung und Kontrolle mit der Software LinkDesk unter Windows und MacOS.

Eingerichtet und gesteuert werden Spectera-Anwendungen mit der LinkDesk-Software für Mac oder PC. Einstellungen für die Audio Link Modes und ihre jeweilige Audioqualität, Latenz, mögliche Audio-Links und Reichweite stehen zur Verfügung. »Die Einrichtung eines Mehrkanal-Drahtlossystems kann auch softwareseitig eine echte Herausforderung sein. Daher haben wir Assistenten für ein schnelles und einfaches Systemmanagement entwickelt«, so Produktmanager Benedikt Euen. »LinkDesk speichert Produktionen, sodass Techniker_innen ihre Systemkonfigurationen schnell abrufen und bei der Veranstaltung so wertvolle Zeit sparen können.« Mittels der Software wird die Base Station außerdem durch eine gerätespezifische Single-Node-Lizenz aktiviert. Damit wird gesichert, dass das System innerhalb der lokalen regulatorischen Vorschriften für Frequenzen, HF-Kanalbandbreite und Sendeleistung arbeitet.

Verfügbarkeit und Weiterentwicklung

Spectera kann ab sofort vorbestellt werden. Der Auslieferungsbeginn wird in der ersten Jahreshälfte 2025 bekannt gegeben. Während des gesamten Jahres 2025 werden spezielle Einführungspreise gelten.

Sennheiser kündigt schon jetzt Weiterentwicklungen an – sowohl für zusätzliche Hard- und Software als auch für Features- und Services. Die Rede ist u.a. von einem SKM-Handsender und der Implementierung der SMPTE ST 2110-Standardfamilie.

 

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