Postproduction, Test, Top-Story: 01.09.1999

Reisebegleiter

Er paßt in einen Aktenkoffer und kann problemlos mit auf Reisen gehen: Der ultrakompakte Videoschnittplatz von Sony arbeitet im DV- oder DVCAM-Format.

So einen Reisebegleiter gab es noch nie: Sony kombiniert einen Mini-Camcorder, einen Video-Walkman und eine kleine, einfache Schnittsteuerung zum transportablen Minischnittplatz. Der ganze Spaß wiegt betriebsbereit weniger als fünf Kilo, alles paßt in einen Aktenkoffer und geht auch bei strengen Fluglinien locker als Handgepäck durch. Als Zielgruppe hat Sony berufliche Nutzer im Auge. Deshalb arbeiten die Geräte im DVCAM-Format, können aber auch DV-Bänder abspielen. Das ganze Set hat einen Nettopreis von rund 10 300 Mark. Die Komponenten sind aber auch einzeln zu haben.

Ein Blick auf die Ausstattung des Schnittstudios erklärt den vergleichsweise günstigen Preis der Sony-Lösung: Die Schnittsteuerung DSRM-E1 (Nettopreis rund 1.200 Mark) basiert auf dem Consumer-Schnittprotokoll Control-L, es lassen sich also nur Camcorder und Recorder mit LANC-Buchse anschließen. Geräte mit RS-422-Schnittsteueranschluß eignen sich nicht für den Betrieb mit dieser einfachen Schnittsteuerung.

Auf der Recorderseite ist die Schnittsteuerung sogar noch wählerischer: Derzeit kommt hier nur der DVCAM-Video-Walkman DSR-V10 P (Nettopreis 4.800 Mark) in Frage, außerdem die Consumer-Walkmen GV-D900 E (DV), GV-D300 (DV-Recorder ohne LCD-Schirm) und GV-A 500 (Hi8). Als Player lassen sich prinzipiell alle Camcorder mit LANC-Buchse dirigieren. Idealpartner sind aber aus Sony-Sicht die Camcorder DSR-PD1 und DSR-PD100, weil diese Geräte im DVCam-Format arbeiten.

Schließt man einen DV- oder DVCAM-Camcorder an, lassen sich die Bild- und Tonsignale wahlweise über analoge oder digitale Schnittstellen auf den Recorder überspielen. Wichtig: Wer DV-Aufnahmen überspielt, kann sie nur im DVCAM-Format (unlocked) aufzeichnen.

Die Schnittfähigkeiten des Pults liegen eindeutig auf dem Niveau eines Consumer- Schnittpults. So lassen sich nur Assembleschnitte ausführen, man kann also lediglich Szene für Szene aneinander schneiden. Insertschnitte lassen sich nicht ausführen, schon gar nicht getrennt für Bild und Ton.

Die Schnittgenauigkeit des Mini-DVCAM-Studios erreicht den üblichen Standard, der bei Steuerung über die LANC-Buchsen möglich ist. Versatz, der durch die Hochlauf- und Reaktionszeiten der angeschlossenen Geräte entstehen kann, läßt sich im Einstellmenü weitestgehend ausgleichen. Aufgrund der genannten Bedienphilosophie und der Einschränkungen werden Profis das Mini-Schnittstudio allenfalls für einen ersten Rohschnitt einsetzen. Dafür reicht die mit LANC-Steuerung erreichbare Genauigkeit völlig aus.

Größter Pluspunkt des Schnittpults ist die sehr einfache Bedienung und der schnelle Setup: Beides wichtig für den Einsatz vor Ort. Setzt man professionelle Maßstäbe an, gibt es jedoch einige Schwächen. Aber schließlich ist das Mini-Schnittstudio auch deutlich preisgünstiger als professionelle Schnittplätze.

Der Videowalkman hat dagegen einige überraschend positive und überzeugende Features zu bieten. Qualität und Helligkeit des LC-Displays sind für ein Gerät dieser Preisklasse ausgesprochen gut. Dafür sorgt die Auflösung von rund 225.000 Pixeln und eine Bildschirmdiagonale von 5,5 Zoll. Die Funktionen des DSR-V10 unterscheiden sich etwas von der Consumer-Version. So fehlt dem Profi-Walkman der eingebaute Schnittcomputer. Dessen Aufgaben übernimmt ja das Schnittpult DSRM-E1. »Record Original Timecode« heißt eine Funktion, die beim DSR-V10 integriert ist, beim Consumer-Modell aber fehlt.

Innerhalb des Mini-Schnittplatzes ist das Schnittpult das schwächste Glied. Aufwendigere Aufgaben lassen sich damit nicht bewältigen, für den schnellen Rohschnitt im Hotel aber reicht es aus. Der Videowalkman DSR-V10 überzeugt durch gute Displayqualität, einfache Handhabung und gute Ausstattung. Auch wer sich nicht fürs ganze Set interessiert, sollte sich den Videowalkman anschauen.

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