Recording, Top-Story, Trend: 02.06.2001

SX-Appeal?

Als Nachfolger für Betacam SP konzipiert: Betacam SX von Sony, ein Bandformat auf MPEG-2-Basis.

Mit dem analogen Videoformat Betacam und dessen Weiterentwicklung Betacam SP gelang es Sony in den 80er-Jahren, die Marktführerschaft bei professionellen Videosystemen zu erreichen. Mehr als 350.000 Betacam-Geräte und mehr als 100 Millionen Betacam-Kassetten sollen seither weltweit im Markt sein.

Als dann ein Nachfolger für das etwas in die Jahre gekommene, analoge Videoformat gesucht wurde, lag für Sony natürlich nichts näher, als an den erfolgreichen Vorläufer Betacam mit seinem 1/2-Zoll-Band anzuknüpfen.

Digital sollte das neue Profi-Videoformat sein, robust genug für den News-Einsatz und preisgünstig. Keine einfache Aufgabe für die Hersteller, diese Wünsche der TV-Sender zu befriedigen. Sony konzipierte Betacam SX aber genau für diesen Markt der Boadcaster, in der Hoffnung, damit direkt an den großen Erfolg von Betacam SP anknüpfen zu können.

Das ist nur teilweise gelungen, Betacam SX hatte einen etwas schwierigen Start, und im europäischen und hier wieder besonders im deutschsprachigen Markt konnte sich das Format nur in Nischen etablieren: SX wird zwar von manchen TV-Sendern genutzt, aber nicht auf breiter Basis. Die Situation in Deutschland ist im weltweiten Vergleich eher untypisch, aber ein echter Knaller ist Betacam SX auch bei globaler Betrachtung nicht, das angestrebte Ziel, mit SX das analoge Betacam zu ersetzen, konnte Sony nicht erreichen.

Als sich dies abzeichnete, begann Sony, das Betacam-SX-Format in ein um-fangreiches Gesamtkonzept einzubetten, die Produktpalette zu erweitern und viele Optionen anzubieten, mit denen sich Be-tacam-SX-Geräte in unterschiedlichste Infrastrukturen integrieren lassen. Als Klammer diente dabei das Kompressionsverfahren, mit dem Betacam SX als bis dahin einziges Videobandformat arbeitet: MPEG-2.

Trotzdem war der europäische Markt mit Betacam SX nicht zufrieden, besonders die niedrige Videodatenrate wurde kritisiert. Sony reagiert hierauf mit einem Videoformat, das diese höhere Videodatenrate bietet: MPEG-IMX, ein MPEG-2-basiertes Videoformat, das mit einer Datenrate von 50 Mbps arbeitet. Seither ist die Welt bei den Videoformaten auch für Sony geteilt: In Europa wird MPEG-IMX verlangt, ein Format, für das sich auch schon etliche Broadcaster im deutschsprachigen Raum entschieden haben. Im Rest der Welt, mit Schwerpunkt USA und Japan, wird aus der Sony-Profi-Produktfamilie eher Betacam SX eingesetzt (neben DVCAM natürlich).

Die Kassetten sind eigentlich das einzige Bindeglied zwischen den verschiedenen Betacam-Varianten. Bis auf die durchgängig gleiche Bandbreite und die Kassettengehäuse gibt es zwischen Betacam SP, Betacam SX und Digital Betacam nicht viele Gemeinsamkeiten.

Ein wichtiges Argument, das Sony für Betacam SX ins Feld führt, sind die gegenüber Betacam SP reduzierten Betriebskosten. Die Einsparungen resultieren aus dem preisgünstigeren Bandmaterial, dem halbierten Bandverbrauch und geringeren Service-Kosten für die Geräte.

Neben den üblichen analogen Ein- und Ausgängen für Bild und Ton setzt Sony bei Betacam SX auf zwei verschiedene, digitale Schnittstellen: Via SDI, also über die am weitesten verbreitete, seriell digitale Schnittstelle, können die Betacam-SX-Geräte dekomprimierte Bild- und in das Signal integrierte Tondaten (Embedded Audio) verarbeiten.
Neu ist SDTI, das die gleichen Kabel und Buchsen nutzen kann wie SDI, aber für die Übertragung komprimierter Daten konzipiert wurde. Dabei werden quasi in den Nutzdatenbereich eines normalen SDI-Signals komprimierte Daten geschrieben.

Betacam SX bietet vier unabhängige Audiospuren. Sony bietet bei SX-Maschinen die üblichen analogen und digitalen Audioschnittstellen an.

Für Betacam SX entwickelte Sony ein relativ breites Geräte-Line-Up, das schon bei Beginn der Markteinführung auch einige neuartige, innovative Produkte enthielt. So stellte Sony zusammen mit Betacam SX auch gleich eine technische Neuheit für den Studio-Einsatz vor: den Hybridrecorder DNW-A100. Der hat die gleichen Gehäuseabmessungen wie der weit verbreitete Beta-SP-Recorder BVW-75, aber die Ingenieure haben zusätzlich zum Bandlaufwerk auch noch Festplatten in dem Gerät untergebracht. Der Hybridrecorder verbindet damit die Funktionen eines Disk- und eines Bandrecorders in einem Gerät. Alle Betacam-SX-Studiorecorder beherrschen Preread-Editing.

Sony vermarktet Betacam SX mittlerweile weniger als alleinstehendes Aufzeich-nungsformat, sondern als Teil eines größeren Ganzen: SX wird als sinnvolle Ergän-zung und Verlängerung einer digitalen MPEG-2-Infrastruktur in den Akquisitionsbereich positioniert. Im europäischen Markt ist Betacam SX gegenüber MPEG-IMX klar in den Hintergrund getreten. Generell betont Sony eher eine umfassende MPEG-2-Strategie, die vorsieht, dass im Broadcast-Bereich zwar mit unterschiedlichen Datenraten, aber immer im MPEG-2-Standard gearbeitet wird.

Neben dem weiteren Ausbau der Betacam-SX-Gerätefamilie und der Einführung des auf 50 Mbps fixierten MPEG-IMX hat Sony seit der Markteinführung dieses Formats auch mehrere MPEG-2-Geräte vorgestellt, die mit variablen Datenraten arbeiten.

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