Unternehmen: 07.11.2023

STG hat Avid übernommen

Das Private-Equity-Unternehmen STG hat Avid im Rahmen einer Bargeldtransaktion im Wert von rund 1,4 Milliarden US-Dollar übernommen.

Avid gibt den Abschluss der Übernahme durch eine Tochtergesellschaft von STG im Rahmen einer Bargeldtransaktion im Wert von rund 1,4 Milliarden US-Dollar bekannt.

Die Übernahme von Avid durch STG wurde von den Avid-Aktionären am 2. November 2023 genehmigt. Gemäß den Bedingungen der Fusionsvereinbarung erhalten die Avid-Aktionäre 27,05 US-Dollar pro Aktie, und infolge des Abschlusses dieser Transaktion wird der Handel mit Avid-Stammaktien vor der Eröffnung des Handels am 7. November 2023 eingestellt. Die Aktien werden nicht mehr am Nasdaq Stock Market notiert sein. Avid wird nun nach vielen Jahren wieder als privates Unternehmen geführt und behält seinen Hauptsitz weiterhin in Burlington, Massachusetts.

»Wir glauben, dass Avid als privates Unternehmen in der Lage sein wird, das Innovationstempo, den Umfang und die Leistung zu erreichen, die wir benötigen, um die Branche weiterhin anzuführen«, sagte Jeff Rosica, Chief Executive Officer und President von Avid.

Jeff Rosica, Avid.

»In Kombination mit ihren beträchtlichen operativen und finanziellen Ressourcen bringt STG tiefgreifende Investitionserfahrungen im Technologiesektor mit, die das Erreichen der strategischen Vision von Avid beschleunigen und auf dem Schwung unserer erfolgreichen laufenden Transformation der letzten Jahre aufbauen werden.«

William Chisholm, Managing Partner von STG.

»Wir freuen uns darauf, die nächste Phase der Reise von Avid zu beginnen. Die Lösungen von Avid sind ein wesentlicher Bestandteil der Arbeitsabläufe bei der Erstellung und Verwaltung von Inhalten in den Bereichen Film, Fernsehen und Musik. Aufbauend auf der etablierten Führungsposition von Avid freuen wir uns darauf, den Wachstumskurs von Avid zu beschleunigen, indem wir uns stark auf Innovationen konzentrieren und einen erhöhten Kundennutzen liefern«, so William Chisholm, Managing Partner, und Patrick Fouhy, Principal, von STG.

Berater

Goldman Sachs & Co. LLC fungierte als Finanzberater von Avid und Sidley Austin LLP als Rechtsberater von Avid. Rothschild & Co. fungierte als Finanzberater von STG, und Paul Hastings LLP war Rechtsberater von STG. Sixth Street Partners und Silver Point unterstützten die Transaktion mit Fremdkapital.

Unternehmens-Infos von STG

Das Portfolio von STG besteht aus mehr als 50 globalen Unternehmen und hat derzeit ein verwaltetes Vermögen von 10 Milliarden US-Dollar. Das sagt das Unternehmen über sich:

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»STG ist ein Private-Equity-Partner von marktführenden Unternehmen in den Bereichen Daten, Software und Analytik. Das Unternehmen bringt Erfahrung, Flexibilität und Ressourcen ein, um strategischen Wert zu schaffen und das Potenzial innovativer Unternehmen zu erschließen.

Diese Unternehmen gehören zum Portfolio von STG.

Indem STG Partnerschaften eingeht, um kundenorientierte, marktführende Portfoliounternehmen aufzubauen, schafft STG nachhaltige Wachstumsgrundlagen, die für bestehende und künftige Stakeholder einen Mehrwert darstellen. Das Unternehmen widmet sich der Umwandlung und dem Aufbau herausragender Technologieunternehmen in Zusammenarbeit mit erstklassigen Managementteams. Das umfangreiche Portfolio von STG besteht aus mehr als 50 globalen Unternehmen.«

Sind 1,4 Milliarden US-Dollar für Avid nun viel oder wenig?

Begibt man sich etwas weiter in die Vergangenheit, dann sieht man, dass Avid immer wieder selbst Unternehmen übernommen und auch wieder verkauft hat. Das könnte vielleicht ein paar Indizien für den eigenen, historischen Wert des Unternehmens liefern — was aber natürlich ehrlicherweise nur wenig über den aktuellen Wert von Avid aussagt.

Aber vielleicht bringt der Blick zurück doch etwas Erkenntnisgewinn — und eine jüngere Übernahme, die der wahrscheinlich schärfste Konkurrent von Avid durchführte, gibt es ja auch …

Softmage DS.

Schon 1998 hatte Avid das zuvor von Microsoft gekaufte, kanadische Unternehmen Softimage für 285 Millionen US-Dollar von Microsoft gekauft. Das ist eine Ewigkeit her und natürlich war das damalige Preisniveau ein anderes und der Software- und Computer-Markt war ein ganz anderer. Softimage hatte 3D-Animations-Software entwickelt. Die Vision von Avid war, Editing und 3D-Animation zu verbinden, und damit etwa auch die Konkurrenten Discreet und Autodesk auszustechen. Das wurde über mehrere Jahre versucht, aber die gewünschte thematische Fusion gelang nicht. 2008 hat Avid dann seinen Softimage-Portfolio an Autodesk weiterverkauft: für rund 35 Millionen US-Dollar gingen die Softimage-Produkte und -Entwicklungen von Avid an Autodesk (Meldung).

NXN Alienbrain.

Ein anderer, erfolgreicherer Fall: 2004 erwarb Avid die in München ansässige NXN Software AG für rund 35 Millionen Euro im Zuge einer Bartransaktion (Meldung). NXN hatte mit Alienbrain ein eigenes Asset-Management-System entwickelt und auf dieser Basis wurden schließlich die Asset-Management-Komponenten von Avid weiterentwickelt.

Pinnacle-Software.

2005 bot Avid dann für seinen Konkurrenten Pinnacle rund 462 Millionen US-Dollar. Das war allerdings ein gemischter Deal aus Anteilen und einer Cash-Komponente: Avid zahlte letztlich mit 6,2 Millionen Avid-Aktien und 71,3 Millionen US-Dollar (Meldung). Auch die Integration von Pinnacle gelang nicht und Avid verkaufte später dann einzelne Teile des Pinnacle-Portfolios an andere Anbieter und stellte den Rest ein.

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2015 wiederum kaufte Avid dann den israelischen Grafik- und Virtual-Set-Experten Orad für 5,67 Euro in bar für jede frei gehandelte Aktie von Orad: Das entsprach zusammengerechnet beim damaligen Wechselkurs einem Wert von rund 65 Millionen US-Dollar, abzüglich geschätzter erworbener liquider Mittel (Meldung). Es gelang Avid aber letztlich ebenfalls nicht, die Orad-Produkte weiterzuentwickeln und im von Orad bereiteten Markt Fuß zu fassen.

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Blickt man mal auf eine aktuellere Übernahme außerhalb von Avid, auf einen der schärfsten Konkurrenten des Unternehmens, ergibt sich das folgende Bild: Adobe hat 2021 für Frame.io einen Kaufpreis von 1,275 Milliarden US-Dollar bezahlt (Meldung). Da erscheinen die 1,4 Milliarden US-Dollar für Avid nun nicht gerade überproportional …