Lautheit: Wie laut ein Tonsignal vom Menschen wahrgenommen wird, das hängt nicht nur vom Pegel des Tonsignals ab, sondern es spielen auch andere Faktoren eine Rolle. Die EBU-Richtlinie R 128 ist ein Ansatz, um die Lautheit messen, erfassen und normieren zu können.
Die meisten Sender orientierten sich bei der Aussteuerung ihrer Programme bislang lediglich an Spitzenpegeln. Mit dieser Art der Messung ist es allerdings nicht möglich, die tatsächlich vom Zuschauer/Zuhörer empfundene Lautheit zu erfassen. In der Praxis bedeutet das für den Zuschauer, dass große Lautheitssprünge zwischen verschiedenen Programmteilen wahrgenommen werden, besonders eklatant tritt das meist beim Wechseln zwischen Werbung und anderen Programmelementen zutage.
Dass bestimmte Programmteile vom Zuschauer als deutlich lauter wahrgenommen werden, obwohl der Spitzenpegel nicht überschritten wird, hat seine Ursache in verschiedenen tontechnischen Entwicklungen der vergangenen Jahre: Die Produzenten/Toningenieure bearbeiten die Tonspur so mit bestimmten Audiofiltern — etwa mit Kompressoren — dass sie quasi permanent knapp unterhalb des Spitzenpegels kleben und dadurch für den Zuschauer deutlich lauter klingen.
Um diesen besonders für die Zuschauer störenden Sachverhalt zu lösen, strebte die EBU eine neue Lösung für die Lautheitsmessung an, auf deren Basis es möglich werden sollte, die Lautheit unterschiedlicher Programminhalte anzugleichen. Die EBU-Richtlinie R 128 soll dafür die Rahmenbedingungen schaffen.
In die Richtlinie sind etliche Empfehlungen eingeflossen: Zum einen sollen bestimmte Peak-Level nicht überschritten werden, zum anderen soll die allgemeine Lautheit des Programms geregelt und auch die Range der Lautheit angeglichen werden.
Mit der R128-Richtlinie wird die neue Maßeinheit der Loudness Unit Full Scale (LUFS) eingeführt. Diese Einheit gibt an, wie laut ein Titel im Durchschnitt ist — sie misst also die Lautheit eines Titels oder eines Programmes über dessen komplette Dauer (Program Loudness).
Die Loudness Range (LRA) wiederum ist ein Maß für die Loudness-Unterschiede, gemessen über das ganze Programm — man könnte auch sagen für die Tondynamik. Die EBU empfiehlt als Richtwert für Programme wie etwa klassische Musik und Filme eine LRA von 20 LU.
Als weiteren Aspekt der R128-Richtlinie gibt es den maximalen Spitzenpegel von -1 dBFS, der nicht überschritten werden soll (True Peak Level).
Es gibt bereits etliche Messinstrumente, mit denen Lautheitsmessungen gemäß EBU-Richtlinie R 128 möglich sind, allerdings wird es sicher noch einige Zeit brauchen, bis sich die R128-Richtlinie im Produktionsbereich etablieren kann.
Einer der Väter der neuen Richtlinie ist der ORF-Tonmeister Florian Camerer. Von ihm gibt es zum Thema Loudness ein interessantes Dokument, das die EBU zum Download anbietet.