Interview mit Tim Banks von Grass Valley
Tim Banks ist Chief Revenue Officer von Grass Valley. Er beantwortete Fragen von film-tv-video.de.
Tim Banks ist ein langjähriger Branchen-Insider. Sein Einstieg in die Branche fand im Jahr 2000 bei Snell statt, auch im Zuge der Fusion von Quantel und Snell zu SAM blieb er im Unternehmen und stieg dort weiter auf. Dann wurde SAM von Belden übernommen und in die damalige Belden-Tochter Grass Valley integriert. 2020 wurde Grass Valley von Black Dragon Capital übernommen, agiert seither wieder selbstständiger.
Ziel des Übernehmers war es, Grass Valley zu transformieren und »das Unternehmen mit einem cloud-fähigen, software-basierten Geschäftsmodell auf die nächste Ebene zu heben«, wie Louis Hernandez Jr., der früher Avid-Chef war und Gründer von Black Dragon Capital, es formulierte (Meldung).
Es dauerte eine Weile, bis das Management-Team dafür formiert war, es gab etliche Wechsel (Meldung 1, Meldung 2) und es wurden auch Mitarbeiter von Grass Valley auf verschiedenen Levels entlassen (Meldung).
Seit Mai 2022 ist Tim Banks Chief Revenue Officer von Grass Valley und Teil eines achtköpfigen Management-Teams des Unternehmens unter Leitung des Executive Chairmans und CEOs Louis Hernandez Jr.
Hallo Herr Banks, wir erreichen Sie in Deutschland. Wollen Sie uns verraten, weshalb sie derzeit hier sind?
Tim Banks: Es gibt zwei Hauptgründe für diesen Besuch. Ich habe unter anderem den WDR besucht, einen unserer wichtigsten Kunden hier in Deutschland.
Mit dem WDR verbindet uns seit Jahren auch eine enge technologische Zusammenarbeit. Wir betrachten uns beide als Pioniere in unseren jeweiligen Bereichen — und es ist daher für mich als Vertreter des Führungsteams von Grass Valley wichtig, aus erster Hand zu erfahren, wie sich der Markt hier in Deutschland verändert, wie sich die Anforderungen entwickeln.
Grass Valley will der bestmögliche Partner unserer Kunden sein, während wir versuchen, gemeinsam den besten Weg durch den nächsten technologischen Wandel zu finden.
Außerdem habe ich die Gelegenheit genutzt, an der Logic-Media-Veranstaltung »Hallo Hybrid« beim WDR teilzunehmen — und konnte dort unsere Vision und einige Pläne aufzeigen. Wir wollen auch erklären, wie wir bei Grass Valley unsere aktuelle geschäftliche Transformation gestalten.
Zeigt der Name der Veranstaltung »Hallo Hybrid« auch schon den besten Weg, den Broadcaster und Hersteller einschlagen sollten?
Tim Banks: Aus unserer Sicht befindet sich die Branche in einer Phase beispiellosen Wandels, genauer gesagt in einer frühen Phase des Übergangs und der Transformation — und zwar auf vielen verschiedenen Ebenen. Die Technologie ändert sich, die Geschäftsmodelle ändern sich, das Zuschauerverhalten und die demografischen Gegebenheiten ändern sich. Und natürlich ist auch das breitere makroökonomische, soziale und politische Umfeld derzeit von Veränderungen geprägt, die sich auf die Geschäfte unserer Kunden auswirken.
Wir haben eine Reihe von Themen identifiziert, die sowohl in Nord-, Mittel- und Südamerika als auch in EMEA und APAC gleich sind — und wir sehen einen enormen Anstieg bei den Inhalten, die erstellt werden. Wenn wir uns die vergangenen fünf bis zehn Jahre ansehen, hat sich auch die Menge der hochwertig produzierten Inhalte vervierfacht. Die Zahl der verschiedenen Plattformen, für die unsere Kunden diese Inhalte aufbereiten müssen, hat sich sogar verzehnfacht.
Unsere Kunden berichten uns aber, dass ihre Technologiebudgets nicht gewachsen sind. Das stellt unsere Kunden vor eine große Herausforderung, denn gleichzeitig funktionieren in vielen Fällen die traditionellen Geschäftsmodelle nicht mehr. Es reicht heute einfach nicht mehr, die Zuschauerzahlen von großen Fernsehsendungen oder Live-Events auf linearen Kanälen zu bündeln.
Es müssen mehr Inhalte produziert werden, und parallel dazu sinkt der durchschnittliche Wert des produzierten Inhalts. Unsere Kunden sind also gezwungen, Wege zu finden, um mehr qualitativ hochwertige Inhalte zu radikal niedrigeren Kosten zu produzieren.
Wir glauben, dass wir eine gute Antwort darauf haben und unseren Kunden helfen und sie in die Lage versetzen, diese Herausforderung zu meistern. Unsere Vision ist, dass wir die Plattform und die Tools bereitstellen können, die es unseren Kunden ermöglichen, sowohl ihren Sendebetrieb als auch die anderen Medienanwendungen, die sie bedienen müssen, auf einer einzigen gemeinsamen Plattform zu kombinieren und zu rationalisieren. Aus diesem Grund haben wir uns entwickelt, verändert und neu positioniert. Die agile Medienverarbeitungsplattform AMPP von Grass Valley ist eine von Grund auf neu entwickelte, native, auf Microservices basierende Software-Plattform, die ein offenes Ökosystem nicht nur für die Anwendungen von Grass Valley und für alle Produkte und Lösungen bietet, sondern auch ein offenes Ökosystem zum Nutzen unserer Allianzpartner, mit denen wir sehr eng zusammenarbeiten.
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