Kurznachrichten: 15.12.2022

News: Kurz und knackig – KW 50/2022

Twitter: Rocketman steigt aus, Berater werden ausgestiegen. Sky D: Verkauf demnächst? ARD/ZDF: Bald mit Offenlegungspflicht. RBB: Direktorin abberufen. Fußball-WM: Weiter unter Quote. BBC: Weitere Kommerzialisierung. Warntag: Rundfunk vs. Mobilfunk?

Unternehmen

Laut Meldungen könnte der Verkauf von Sky Deutschland durch  Comcast vor Jahresende erfolgen. Ob Interessenten, zu denen weiter Ralph Dommermuth (United Internet) gerechnet wird, die orakelten 1 Mrd. $ zahlen werden, sei aber fraglich. Im Gegensatz zu dem ausschließlich aus Abos finanzierten und mit den Streamern konkurrierenden Sky D betreiben Sky UK und Italien Netze und vermarkten Tripleplay.
Er wolle Menschen zusammen bringen. »Jetzt macht es mich traurig, zu sehen, wie Falschinformationen genutzt werden, um die Welt zu spalten«, begründet Elton John seinen Ausstieg bei Twitter. Die Plattform löste das »Trust and Safety Council« auf, wo Menschenrechtler, Jugendschützer und andere zu Hassbotschaften berieten.
Die US-Verbraucherschutzbehörde FTC will die Übernahme der Spieleschmiede Activision Blizzard durch den Software-Riesen verhindern. Der 69 Mrd. $-Deal (64,4 Mrd. €) wird auch von den Wettbewerbshütern der EU und im UK untersucht.

ARD-/ZDF-Wirtschaftspläne 2023

Das ZDF kalkuliert 2023 mit Minus 1,26 Mio. € bei Einnahmen von 2,501 Mrd. €. Knapp 10 Mio. € fließen in die Rücklagen. Alle öffentlich-rechtlichen Sender sind verpflichtet, zwischen 2021 und 2024 ausgeglichen zu wirtschaften, was Defizite in einzelnen Jahren nicht ausschließt.
Der HR plant 2023 mit einem Fehlbetrag von rund 44 Mio. € bei Aufwendungen von 597 Mio. €. Der Sender müsse kleiner und zugleich flexibler werden, um dem Paradigmenwandel zu folgen.
Nachdem der höhere Rundfunkbeitrag und der ARD-interne Finanzausgleich die Einnahmen um 1,8% steigerten, kann der kleinste ARD-Sender Radio Bremen bei Erträgen von 119 Mio. € 2023 mit einem handelsrechtlichen Überschuss von 4,5 Mio. € planen.
Die »Rückkehr zu solider Finanzwirtschaft« stellt der Wirtschaftsplan 2023 des RBB heraus. Um die KEF-Auflagen von 45 Mio. € Liquidität Ende 2024 zu erreichen, sind 41 Mio. € zu sparen. 2023 wurden u.a. im Erfolgsplan 12,6 und für Investitionen 1,1 Mio. € gesperrt. Die Erträge werden mit 538,8 und die Ausgaben mit 563,4 Mio. € geplant.
Der SWR will 2023 1,455 Mrd. € ausgeben, denen 1,308 Mio. € Einnahmen gegenüberstehen. Das bilanzrechtliche Defizit beträgt 147 (handelsrechtlich 97) Mio. € und ist durch Reserven ausgeglichen. Ausgaben werden zur nonlinearen Verbreitung verschoben. Der Rundfunkrat hat das genehmigt (Meldung).

Broadcast

Die Fußball-WM in Katar bleibt weiter unter dem TV-Zuspruch der Vorveranstaltungen. Das zweite WM-Halbfinale Frankreich vs. Marokko überschritt die 10 Mio. Zuschauermarke. 10,58 Mio. (36,1%) schalteten das ZDF für die Abschiedsreportage von Bela Rethy ein — etwa 1,3 Mio. mehr als beim Halbfinale Argentinien vs. Kroatien im Ersten (Meldung). Ohne deutsche Beteiligung hatte das Viertelfinale England vs. Frankreich mit 9,142 Mio. (33,4%) die bis dahin zweithöchste WM-Zuschauerzahl. Vom Sieg Marokkos gegen Portugal ließen sich nur 5,95 Mio. am TV überraschen. Den Bestwert hält Deutschland mit 17,05 Mio. bzw. 49,3% gegen Spanien.
Zur Berliner Wahlwiederholung am 12.2.2023 teilt sich der RBB das Studio erstmals mit der ARD. Der RBB übernimmt bis 19:15 Uhr vom Ersten, danach folgen eigene Inhalte. Per Social Media wolle man andere Zielgruppen erreichen. RBB-Mitarbeiter Oliver Jarasch soll wegen der Kandidatur seiner Frau während des Wahlkampfs von Potsdam aus konzeptionelle Themen bearbeiten und nimmt ab Januar Urlaub.
Das Zweite will künftig an seinen Spartenkanälen ZDF Neo und ZDF Info festhalten, über die man »überproportional viele jüngere Menschen« erreiche, so Intendant Dr. Norbert Himmler vor dem Fernsehrat. Laut neuem Medienstaatsvertrag entscheiden die Anstalten künftig über die Einstellung oder Verlagerung von TV-Kanälen ins Web.
2021/22 konnte der deutsch-französische Kulturkanal Arte seine Videoabrufe um 56% auf über 600 Mio. steigern. 2022 wurde im Programm und mit Partnern die Fokussierung auf Osteuropa und die baltischen Staaten sowie Spanien erfolgreich intensiviert.

Streaming

Das kostenpflichtige Streaming der ARD hat jetzt auch eine App und eine Webversion. Nach zwei Gratis-Monaten stehen für monatlich 4,99 € rund 9.000 Titel bereit, die in der ARD-Mediathek nicht verfügbar sind. Die Gebühr entsteht, weil die Plattform nicht aus dem Rundfunkbeitrag finanziert wird.
ZDF Neo steigerte das nonlineare Sehvolumen gegenüber 2021 um 19,5%. Linear schalteten mehr als 6 Mio. Menschen täglich den Sender ein. Der Marktanteil liegt bei bis zu 1,6%.
In den USA startete nun auch der Disney ein werbebasiertes Angebot mit über 100 Inserenten. Dieser »Basic«-Dienst kostet monatlich 7,99 $, die werbefreie »Premium«-Version mit Features wie Dolby Atmos, SharePlay und GroupWatch 10,99 $.

Radio, Audio

In den lokalen Smallscale DAB+-Netzen Bad Kreuznach, Rostock und Baden-Württemberg und mit eigenen Warnkanälen habe sich DAB+ für Meldungen der Behörden am bundesweiten »Warntag« bewährt, so die Netzbetreiber. Im Gegensatz dazu wurde über Cell Broadcast eine große Zahl Mobilfunkteilnehmer nicht erreicht.
Im Vorfeld des Warntages hat der Bayerische Rundfunk die Massen-SMS mit Cell Broadcast unter 5G Broadcast erprobt. Das Signal vom Sender Ismaning sei noch in 19 km Entfernung empfangbar gewesen.

Netze, Frequenzen

Mobilfunkbetreiber kritisieren, dass die Bundesnetzagentur eine zusätzliche Mobilfunk-Frequenz längs der Bahnstrecken erst 2024 freigibt. Laut BNetzA und Bahnen haben erst dann alle 14.000 Triebfahrzeuge die Technik. Dies betreffe vor allem Güterzugloks der DB-Wettbewerber und Anfang 2024 noch 400 Loks.
Der Kabelvermarkter Deutsche Netzmarketing (DNMG) einigte sich über die Zahlung von Einspeisegebühren in unbekannter Höhe durch das ZDF. Der ARD droht DNMG mit einer Klagewelle ihrer 200 angeschlossenen Kabelnetzer. Der Streit entstand, als die KEF den Anstalten die Ausgaben für die Kabelweiterleitung strich, Gerichte jedoch anders urteilten.

Filme, Festivals, Kinos

Kirsten Stewart ist Präsidentin der Berlinale-Jury 2023. 2002 wurde die US-Schauspielerin neben Jodie Foster in »Panic Room«, dann durch die »Twilight«-Saga bekannt; zuletzt war sie als Lady Di in »Spencer« zu sehen. Derzeit arbeitet sie an ihrem Regiedebut, einer Adaption des Romans »The Chronicle of Water«.

Förderungen

Die Zweiländer-Medienförderung vergab 1,3 Mio. € an 11 Newmedia-Projekte. Nach »Suzerain« erhält die Gamesfirma Topor für »The Conformist« den Höchstzuschlag von 425.000 €. Im Bereich XR werden unter anderem das Mixed-Reality-Spiel »MaB Escape AR« (Make A Break) und das VR-Projekt »The Eyes of Mila Kaos« (INVR Space) unterstützt. Die Games- wird von der Innovative AV-Förderung getrennt, nach dem Berlin den Bereich auf 3 Mio. € aufstockte.

Märkte, Studien, Statistiken

56% (2021: 48,9%) der ab 14-Jährigen waren in den vergangenen vier Wochen mindestens einmal am TV online. Laut halbjährlicher Plattformstudie der AGF Videoforschung nutzten 34,6% Online-Angebote der Sender, 66,7% Streamer (siehe Grafik). Von denen überschritt Disney+ erstmals 10%. Nach 43,5% im HJ1/22 geben nun 48,4% an, ein kostenpflichtiges Streaming genutzt zu haben. Der Anteil an Pay-Haushalten fiel von 12,2 auf 11,5%.
Wo die Zahl seiner Originals steigt, kann Netflix seine Werberabatte senken. Der Anteil nicht englischsprachiger Inhalte erreichte im Q3 48%, bei Scipted Netflix Originals sogar 61%, stellt Ampere Analysis fest.

Medienkrieg Russland/Ukraine

YouTube wirft »RT Balkan« aus dem Angebot. Die Filiale des unter EU-Sanktionen fallenden russischen Staatsrundfunks Russia Today wurde kürzlich im EU-Beitrittskandidaten Serbien gegründet und zugelassen.

Der Schlesinger-Skandal und die Folgen

Die seit Oktober vom Dienst entbundene Juristische Direktorin des RBB Susann Lange wurde abberufen. Die Generalstaatsanwaltschaft ermittle gegen sie wegen des Verdachts der Beihilfe zur Untreue im Fall Schlesinger. Die Stelle bleibt unbesetzt, die Aufgaben übernimmt die stellvertretende Justiziarin Kerstin Skiba.

Medienrecht

Laut Berichten planen die Bundesländer für den nächsten Medienstaatsvertrag eine Pflicht zur Veröffentlichung der Gehälter und Nebeneinkünfte von Intendanten und Direktoren und weitere Transparenz- und Compliance-Maßnahmen. Das soll eine Wiederholung der RBB-Ereignisse verhindern.
In Baden-Württemberg wurde das Landesmediengesetz an den bundesweiten Medienstaatsvertrag angepasst. Unter anderem wird der Vorstandsvorsitzende nicht mehr vom Landtag bestimmt, sondern vom Medienrat gewählt. Gremien müssen öffentlich tagen. Programmzulassungen sind nicht, Zuweisungen von Frequenzen auf 10 Jahre befristet.

Personalia

Henriette Engbersen leitet ab Februar den Bereich Public Value, der unter anderem den Dialog der Schweizer Sendeanstalt SRG SSR mit der Bevölkerung pflegen und den Beitrag des Senders zur Identität des Landes forcieren soll.
Sir Damon Buffini, Mitgründer des Investors Permira, wurde zum Vizechef des BBC Boards berufen. Das wird vom Vorsitzenden Richard Sharp als Stärkung der kommerziellen Aktivitäten dargestellt. Ab April wirken dort auch Gary Newman (Ex Chef von Fox TV), Ian Griffiths (Ex Vizechef der Kantar-Analysten) und Claire Hungate (Ex-Chefin von Warner TV UK) als Nonexcutive Directors mit.
Der Verein Digitalradio Österreich wählte Roman Gerner, Geschäftsführer von Klassik Radio Stephansdom, zum Obmann.

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