Kurznachrichten: 22.09.2022

News: Kurz und knackig – KW 38/2022

Linearfunk: Höchstes Vertrauen. Special Olympics 2023: TV-Allianz. Twitter: Aktionäre wollen Musks Dollars. Antenne: Überlebenschance? Dyn: Sportplattform an Bällen. ARD: Gemeinsame Compliance-Standards. Faktenchecker: Europa-Kodex. Euronews: Ukraine fordert Maßnahmen.

Unternehmen

Kommt Musk doch? Die Mehrheit der Twitter-Aktionäre stimmt seinem Angebot von 54,20 $ pro Aktie zu. Im Oktober wird vor Gericht entschieden, ob Musk die 44 Mrd. $-Offerte zurücknehmen darf. Das Papier wird unter 42 $ gehandelt.
Der Merger der französischen TV-Familien TF1 und M6 wird aufgegeben. Wegen Vorgaben der Kartellbehörde ergebe das keinen Sinn, so die Mutterkonzerne Bouygues und RTL. Bouygues wollte 30%, RTL 16% halten; RTL hätte für 641 Mio. € 11% der Anteile des Partners übernommen.

Broadcast

Für die Special Olympics World Games mit 7.000 Menschen mit geistiger Behinderung (Berlin, Juni 2023) schmiedete Präsidiumsmitglied Carsten Schmidt (Exchef von Sky) eine TV-Allianz mit ARD, ZDF, RTL, Sky, Axel Springer, Meta und Telekom. Gespräche laufen mit ProSiebenSat.1, Sport1, Amazon, DAZN und ServusTV. Eurosport habe sich aus Budgetgründen nicht beteiligt, wird gemeldet.
Ad Alliance, die Werbetechniktochter von RTL, bringt ihren Signature Code zum Testeinsatz. Damit soll die Wirkung von TV- und Videowerbung auf Grundlage von KI eingeschätzt werden können.

Streaming

Die Kulturplattform der ARD startet am 26. Oktober. Die »digitale Heimat für Kulturbegeisterte« (ARD-Vorsitzender Buhrow) mit Sitz beim MDR in Weimar soll alte und neue ARD-Inhalte aller Genres unter einem Dach zugänglich machen.
Dyn (bisher S Nation) heißt das Sport-Streaming-Projekt des Exchefs der Fußballliga Christian Seifert und des Springer-Verlages. Die Sport-Plattform verfügt u.a. über Rechte der Bundesligen für Handball, Volleyball und Tischtennis und will ab Juli 2023 starten.

Filme, Festivals, Kinos, Förderungen

Österreichs Filmmuseum erwarb eine Sammlung über den gebürtigen Wiener Erich von Stroheim (1885-1957) vom US-Filmhistoriker Richard Koszarski. Stroheim arbeitete in den 1920ern in den USA als Regisseur (»The Wedding March«) und, nach Verstößen gegen Zensur und Budgets, als Schauspieler. U.a. ist die Restaurierung der Originalfassung von Stroheims Regiedebut »Blind Husbands« (1919) vorgesehen.

Radio, Audio

Media Broadcast betreibt die landesweite DAB+-Plattform für Niedersachsen. Das in zehn Regionen geteilte Sendenetz wird – wie für NRW und Schleswig-Holstein – gemeinsam mit den Mitbewerbern Divicon Media und Uplink Network gebaut und betrieben. Sendestart: »ab etwa Sommer 2023 «.
Der Audio Analyzer von Quantum Cast, dem Technik-Venture von RTL und der Radioholding Regiocast, und die Radio Innovations GmbH der österreichischen Privatradios stellen den Sendern Leistungswerte für den Streamingmarkt bereit. Grundlage ist eine logfilebasierte und DSVGO-konforme Echtzeit-Messung.
Die kuratierte Audioplattform ORF Sound ersetzt die automatisierte ORF-Radiothek. Für Apps und Browser steht neben den 12 nationalen und regionalen Live-Radios der Anstalt Ausgewähltes als Podcast bereit.

Netze

»Rundfunk 2030 – Überlebt die Antenne?« Im Vorfeld der Weltfrequenzkonferenz 2023 geben 21 Beiträge aus unterschiedlichen Sichten Antworten. Sie wurden von den beiden österreichischen Regulierern als Buch veröffentlicht.
Das Telekom-Unternehmen 1und1 verfehlt das von der Bundesnetzagentur vorgegebene Zwischenziel von 1.000 5G-Antennen bis Ende 2022. Grund seien Lieferprobleme des Partners, der 2/3 der Standorte ausstatten soll. Den Ausbau auf 50% der Haushalte wolle man Ende 2030 erreichen.

Märkte, Studien, Statistiken

Informationen beziehen die Deutschen in Krisenzeiten am häufigsten (44,5%) aus dem Linear-TV. Dem vertrauen 38,5% am meisten, gefolgt vom Rundfunk (37,6%) und Printmedien (36,9%). Soziale Medien nennen nur 4,4% und gar keinem Medium trauen 31,6%, so eine Umfrage von Civey für den TV-Plattformbetreiber HDplus. Unter 30-Jährige nutzen zwar eher soziale Medien (30,3%), vertrauen aber dem Radio (39,3%).

Schlesinger-Skandal

Ein Zwischenbericht der vom RBB-Rundfunkrat mit Ermittlungen beauftragten Kanzlei Lutz Abel zeigte dem Gremium u.a., dass die Compliance-Beauftragte direkt der Intendantin unterstand und als Datenschutzbeauftragte ohnehin ausgelastet war. Der Schlussbericht wird in der zweiten Oktoberhälfte erwartet.
Bis November wollen die neun ARD-Anstalten einheitliche Compliance-Regeln erarbeiten. Es gehe nicht um die Vorgaben der Landesgesetze, sondern um gemeinsame Standards der Umsetzung, so ARD-Vorsitzender Tom Buhrow nach einer Sitzung der Intendanten.
Der NDR-Landesfunkrat Schleswig-Holstein beauftragte die Wirtschaftskanzlei Deloitte mit Ermittlungen zum Vorwurf politischer Einflussnahme auf Redaktionen und Sendungen.
Die zweite WDR-Programmdirektorin Andrea Schafarczyk wird nicht weisungsgebunden an Entscheidungen zur Produktionsfirma von »hart aber fair« beteiligt. Dies entschied Intendant Buhrow auf Vorschlag von TV-Chef Schönenborn: Ein Neffe von Schönenborns Ehefrau arbeitet seit 20 Jahren in der Produktionsfirma Ansager & Schnipselmann.

Medienrecht, Medienpolitik

Mit ihrer Klage gegen Bild TV wegen Live-Übernahmen am Bundestagswahlabend war die ARD auch vor dem Kammergericht Berlin erfolgreich: Nicht nur die Übernahme von Prognosen und Hochrechnungen, sondern auch die eines Interviews war rechtswidrig.
Der NDR-Verwaltungsrat stimmte nach Verhandlungen mit den Gewerkschaften einem Tarifvertrag über hybride Arbeit zu. Ab Oktober können Beschäftigte bis zu 50% der Arbeitszeit im Homeoffice leisten.
44 europäische Organisationen (aus Deutschland Correctiv) vereinbarten einen Kodex für Methodik, Ethik und Transparenz für Faktenchecks. Das soll ein Höchstmaß an Integrität und Exzellenz im Kampf gegen Fehlinformationen gewährleisten.
Das Gericht der Europäischen Union (EuG) bestätigte bis auf einen Punkt die Entscheidung der EU-Kommission von 2018 in Sachen Google Android. Das wegen Missbrauchs der Marktmacht verhängte Bußgeld wurde um 5% auf 4,125 Mrd. € reduziert.
Die EU-Kommission verabschiedete das Medienfreiheitsgesetz (Media Freedom Act). Es soll die Unabhängigkeit und stabile Finanzierung öffentlich-rechtlicher Medien, die Transparenz von Medieneigentum sichern und enthält Maßnahmen zum Schutz der Unabhängigkeit von Redakteuren und zur Offenlegung von Interessenkonflikten sowie zur Medienkonzentration.

Medienkrieg Russland/Ukraine

Ukrainische Medienfirmen und -institutionen fordern per offenem Brief Aktivitäten Frankreichs gegen die News-Plattform: Die russische Ausgabe beteilige sich »an massiven täglichen Medienmanipulationen«, die den Zuschauern »unmerklich ein prorussisches Verständnis der Ursache-Wirkungs-Beziehungen« der Ereignisse in der Ukraine »aufzwingen«.

Personalia

Nach dem Rücktritt von Patricia Schlesinger übernimmt SWR-Intendant Kai Gniffke ab Januar den ARD-Vorsitz ein Jahr früher als geplant für zwei Jahre. Bis dahin bleibt WDR-Chef Buhrow kommissarisch im Amt
Bei Vaunet, dem Verband der Audio- und AV-Branche, wurden Claus Grewenig (RTL; Vorsitzender), Marco Maier (Radio/Tele FFH; für den Fachbereich Audio/Audiodienste) und Nina Gerhardt (RTL Radio) als Stellvertreter wiedergewählt. Neu im Vorstand für den Fachbereich TV/Multimedia sind Michael Müller (ProSiebenSat1) und Sonja Schwetje (NTV/RTL). Kristina Freymuth (Sky) ist Schatzmeisterin.

Keine Kurz-News mehr verpassen und einfach den Newsletter abonnieren: