Kurz belichtet: Dokudreh mit dem iPhone
Auslandssemesterarbeit mit dem iPhone 13 Pro gedreht.
Seit fast 20 Jahren kommt einmal jährlich eine gut 20-köpfige Gruppe Studierender von der Loyola Marymount University (LMU) aus Los Angeles nach Bonn, um hier an der Akademie für internationale Bildung (AIB) für ein Semester zu studieren.
Neben den Veranstaltungen mit Schwerpunkt Dokumentarfilm geht es auch darum, etwas über das Leben in Deutschland zu erfahren.
Höhe- und Endpunkt des Auslandssemesters ist jeweils die Produktion eines etwa zehnminütigen Dokumentarfilms, den die Studierenden selbst umsetzen müssen. Die Themenwahl ist sehr frei und erfolgt meist erst hier in Deutschland, eine Zusammenarbeit mit Kommilitonen ist die Regel.
In diesem Frühjahrssemester war Emma Skeet eine der »Study-Abroad«-Studierenden. Sie hat sich entschieden, ihren Dokumentarfilm mit einem iPhone 13 Pro zu drehen. Über ihren unverkrampften Zugang zu dieser Technik im Doku-Bereich und ihre Erfahrungen sprach Andreas Frowein mit ihr.
Worum geht es in Ihrem Film?
Emma Skeet: Es geht um den Maler James Pattok, den ich in Berlin getroffen habe. Ich zeige seine Art zu leben und erzähle, warum er nach Berlin gezogen ist.
Warum haben Sie mit dem iPhone 13 Pro gedreht?
Emma Skeet: Es gab eine Reihe von Gründen. Aber der wahrscheinlich wichtigste Grund war: Ich hatte keine eigene DSLR-Kamera oder Vergleichbares, und als ich mir dann die Preise und die Qualität angesehen habe, stellte ich fest, dass ich die Bildqualität des iPhones etwa gleich gut finde wie diejenige von DSLRs, die etwa doppelt so viel kosten. Deshalb habe ich mich als Studentin dafür entschieden, damit zu arbeiten, was ich schon kannte: ein iPhone.
Hat die Auswahl der Kamera irgendetwas mit dem Inhalt des Films zu tun?
Emma Skeet: Eigentlich wollte ich einen Film über Drag-Queens produzieren und da hätte mir das iPhone erlaubt, relativ unauffällig zu drehen, niemandem im Weg zu stehen und keine »große Produktion« daraus zu machen. Aber auch bei meinem neuen Thema hat es wunderbar geklappt, es hat einfach eine sehr private Atmosphäre erzeugt, die diesen Kurzfilm – eine Art Charakterstudie – ermöglicht hat.
Wie war die Erfahrung, einen Film so zu drehen?
Emma Skeet: Ich habe mit der App Filmic Pro gearbeitet, was eigentlich sehr gut gegangen ist. Dennoch gab es natürlich Momente, in denen ich mir gewünscht hätte, ein anderes Objektiv mit einer anderen Brennweite zu haben. Das hätte dies oder jenes besser gemacht, aber alles in allem hat es sehr gut geklappt. Insbesondere in Situationen mit wenig Licht — zum Beispiel in einer Bar — hat es sehr gut funktioniert, und auch die Farben wurden sehr gut wiedergegeben. Die Bilder waren so gut wie nicht verrauscht, ich musste in der Postproduktion keinen De-Noiser verwenden. Die meisten meiner Kommilitonen hingegen mussten das tun. Das war ein sehr großer Vorteil.
Was ging sehr gut und was ging weniger gut?
Emma Skeet: Der größte Vorteil war vielleicht die große Mobilität, die Tatsache, dass wir kein schweres Equipment mit uns rumschleppen mussten, denn wir sind an sehr vielen verschiedenen Drehorten gewesen. Das wurde insbesondere bei bewegten Einstellungen – ich habe mit einem Gimbal gearbeitet – signifikant einfacher, im Vergleich dazu, wenn ich eine große Kamera gehabt hätte.
Dass ich nur ein kleines, kurzes Stativ hatte, hat sich als Nachteil herausgestellt. Deshalb habe ich vieles aus der Hand gedreht, was ich vielleicht lieber von einem größeren, höheren Stativ gedreht hätte. So eines werde ich beim nächsten Dreh auf jeden Fall mitnehmen.
Wie ist es mit dem Gimbal gegangen? Haben Sie ihn viel benutzt?
Emma Skeet: Eigentlich habe ich ihn die ganze Zeit benutzt. Es gab einige wenige Momente, in denen ich keine Zeit hatte, ihn einzurichten, weil ich Angst hatte, die Situation sonst zu verpassen.
Gibt es generelle Nachteile, wenn man so produziert?
Emma Skeet: Ich hätte eben gerne noch andere Brennweiten gehabt, aber aus finanziellen Gründen war das eben nicht möglich. Außerdem weiß ich nicht, ob die Zeit gereicht hätte, mich mit anderen Objektiven einzuarbeiten. Aber ja, es wäre sehr schön gewesen, eine längere Brennweite zu haben, insbesondere bei der Einstellung, wo James am Fluss war…
Mit den Erfahrungen, die Sie bei dem Dreh gemacht haben, hätten Sie Wünsche an die nächste Generation der iPhones?
Emma Skeet: Es sind eigentlich eher Wünsche an Filmic Pro: Ich finde die manuelle Fokussierung könnte etwas einfacher sein.
Wenn Sie noch einmal vor der Entscheidung stehen würden, mit dem iPhone oder einer »richtigen Kamera« ein ähnliches Projekt zu drehen. Wie würden Sie sich entscheiden?
Emma Skeet: Ich glaube, ich würde mich wieder für das iPhone entscheiden, würde allerdings die oben erwähnten Objektive und ein großes Stativ mitnehmen.
Würden Sie das Drehen mit einem iPhone auch anderen empfehlen?
Emma Skeet: Definitiv dann, wenn nur wenig Geld vorhanden ist. Außerdem, wenn viel an öffentlichen Plätzen gedreht wird. In Deutschland ist das vielleicht nicht so ein Problem, aber in L.A. wird man, wenn man eine Kamera hat, ganz schön angemacht. Außerdem ist die Mobilität ein wirklich großer Vorteil.