5G-Broadcast-Projekt Hamburg
Vorbereitungen zu Messungen und ersten Tests von 5G-Broadcast in Hamburg laufen.
Ende Oktober 2021 startete in Hamburg ein 5G-Modellversuch: Der NDR und Media Broadcast nahmen an den Senderstandorten Hamburg-Moorfleet und Heinrich-Hertz-Turm ein 5G-Broadcast-Sendernetz in Betrieb. Dort sollen verschiedene Live- und Testinhalte auf K34 (578 MHz) gesendet werden, die aus dem Playout-Center des NDR in Hamburg-Lokstedt ausgespielt werden. Ein starkes Signal zur zukünftigen Nutzung des UHF-Bandes, in dem auch die 5G-Broadcast-Aussendungen stattfinden, kam mittlerweile aus der neuen Regierungskoalition.
Im Modellversuch werden die Ausbreitungs- und Empfangsbedingungen von 5G-Broadcast anhand unterschiedlicher Parameter analysiert und anschließend für die Frequenz- und Sendernetzplanung herangezogen. Darauf aufbauend sollen inhaltliche Angebote erprobt und Anwendungsbeispiele entwickelt werden. Dabei wird auch ein enger Austausch mit den Herstellern und weiteren 5G-Broadcast-Projekten in Europa angestrebt.
Test- und Messbetrieb laufen schon
Nun melden die NDR und Media Broadcast, dass die Vorbereitungen zur Durchführung erster Messungen in Bezug auf 5G-Broadcast weiter voranschreiten. Im Fokus steht insbesondere die Gewinnung von Erkenntnissen über die Auswirkungen unterschiedlicher Parametrierungen auf die Empfangseigenschaften im mobilen Bereich.
Eine positive Erkenntnis nach wenigen Wochen Sendebetrieb ist die Tatsache, dass von keinem der etwa 180.000 DVB-T2-Haushalte in Hamburg Beeinträchtigungen beim TV-Empfang gemeldet wurden. Das ist aus Sicht der Testpartner ein weiterer Beleg dafür, dass beide Rundfunk-Technologien parallel in einem Frequenzbereich und sogar unmittelbar benachbart betrieben werden können.
Beim Aufbau und der Konfiguration des Play-Out-Centers im NDR ist die Integration von drei unterschiedlichen Nutzungsformen weitestgehend abgeschlossen: Die Broadcast-Aussendung von linearen TV-Programmen sowie die On-Demand-Verbreitung von Programmen via ILS (Internet Link Services) und HbbTV-basierten Medieninhalten. An den künftigen Zuschauern wird dieser Testbetrieb allerdings unbemerkt vorübergehen. Marktreife Empfangsgeräte hingegen gibt es für diese erst jüngst als Teil des 5G-Mobilfunkstandards spezifizierte Rundfunk-Technologie indes noch nicht zu kaufen.
Um eine möglichst reibungslose Interoperabilität auf Basis bestehender Spezifikationen zu erreichen, werden zur Bildung der Sendesignale Geräte unterschiedlicher Hersteller zum Einsatz kommen.
Das Sendernetz im Kanal 34, bestehend aus den beiden Standorten Heinrich-Hertz-Turm und Hamburg-Moorfleet, deckt nahezu das gesamte Gebiet der Hansestadt sowie einige angrenzende Regionen ab.
Unterdessen kam von der neuen Bundesregierung ein starkes Signal zur zukünftigen Nutzung des UHF-Bandes. Im Koalitionsvertrag ist das klare Ziel formuliert, diesen Frequenzbereich dauerhaft für Kultur und Rundfunk zu sichern. Die Allianz für Rundfunk- und Kulturfrequenzen, zu deren Mitgliedern auch die ARD und Media Broadcast gehören, wertet diese Festlegung als richtungsweisend in Bezug auf die frequenzpolitische Positionierung der Bundesregierung bei den anstehenden Verhandlungen auf europäischer und internationaler Ebene.
Modellversuch soll bis 2023 laufen
Der vom NDR initiierte und in Kooperation mit der Media Broadcast durchgeführte Modellversuch ist bis Ende 2023 geplant. Er soll wichtige Erkenntnisse über die Leistungsfähigkeit der neuen Broadcast-Technologie hervorbringen, bei der Standorte und Frequenzen des Rundfunks genutzt werden können, um großflächig – auch im ländlichen Raum – mobile Endgeräte zu erreichen. Dies können künftige Smartphones sein, aber beispielsweise auch selbstfahrende Fahrzeuge, auf deren Displays dann das TV-Programm zur Verfügung stehen kann.
»Es ist eine faszinierende Vorstellung, dass wir auf Basis des 5G-Standards künftig die Rundfunktechnik mit ihren Stärken bei der Verbreitung massenattraktiver Programmangebote wie z. B. der Sportberichterstattung mit der Mobilfunktechnik und ihren Stärken bei der mobilen On-Demand-Nutzung von Medieninhalten auf einem Endgerät miteinander kombinieren können. Das ist neu und eröffnet vielfältige Möglichkeiten für interessante Angebote, die auf die zunehmend mobile Nutzung zugeschnitten sind«, sagt Dr. Uwe Ladebusch, Leiter der Abteilung Zentrale Aufgaben Programmverbreitung im NDR.
»5G-Broadcast als eine mögliche Technologie, um insbesondere den Empfang von linearem TV auf mobilen Geräten zu vereinfachen, ist für uns ein spannendes Feld. Die Durchführung dieses Modellversuchs ist vor allem auch bezüglich der zukünftigen Nutzung des Ultra High Frequency-Spektrums für Rundfunkanwendungen ein wichtiges Projekt für uns«, ergänzt Verena Schmitz, Leiterin Strategie bei Media Broadcast.
Keine Infos mehr verpassen und einfach den Newsletter abonnieren: