Remote-Live-Produktion mit Blackcam und VPS Media
Die Buchpremiere von Sebastian Fitzeks »Playlist« fand als Remote-Live-Produktion statt.
Wenn Sebastian Fitzek seinen neuen Psychothriller »Playlist« in einem Live-Stream vorstellt, dann dürfen die Fans des erfolgreichsten deutschen Thriller-Autors etwas ganz Besonderes erwarten. Etwas, das genauso aussieht, wie sich ein Fitzek-Buch liest: düster, dynamisch, packend, kurzweilig und mit überraschenden Blickwinkeln.
Und wenn es um aufwühlende Bilder geht, gehört neben Ort und Team auch die Technik zu den entscheidenden Kenngrößen. Was den Zuschauer begeistert, wird auch maßgeblich durch die Kameraführung gesteuert. Wohin lenkt sie die Aufmerksamkeit? Erzeugt sie durch Bewegung das Gefühl, dabei zu sein? Nimmt sie den Zuschauer auf seinem Sitz mit auf die Reise?
Gerade bei Live-Übertragungen und -Aufzeichnungen gilt, dass die Technik die Zuschauer – aber auch die Künstler und Sportler – nicht ablenken darf. Gleichzeitig müssen die Bilder so spektakulär und intim wie nur möglich sein. Das heißt zugleich näher ran. Es braucht ein diskret eingesetztes System aus Schienen, Dollys, Slidern, Towern und Gimbeln sowie deren Steuerung aus der Ferne.
Für die von Peripherique Events (Fritz Krings und Johannes Megow) produzierte Live-Übertragung der Buchpremiere von »Playlist« auf YouTube und Facebook am 27. Oktober 2021 wurde eine solche Remote-Produktion von Blackcam Systems und VPS Media einmal in voller Konsequenz durchexerziert. Zum Einsatz kam die eigenentwickelte und patentierte Robotik-Kamerasystem-Technik der Berliner Firma Blackcam, auf der sieben Arri-Kameras montiert waren, und die dafür sorgte, dass sie auch voll bewegungsfähig waren.
Herzstück der Produktion war der Schienenkreis um die Bühne. Auf ihm bewegte sich lautlos ein B40-Dolly, bestückt mit zwei Remote-Heads, die per Funk gesteuert wurden und ihre Bilder kabellos in das Netzwerk sandten. Nahaufnahmen entstanden mit Hilfe einer Arri Alexa, die mit einem 17-120 mm Canon-Objektiv bestückt war. Für die Weitwinkel-Aufnahmen war die daneben angebrachte Arri Alexa Mini mit einem 14-35 mm Fujinon-Objektiv zuständig. Sie wurden – wie alle Kameras – per Operator mit direktem Sichtkontakt im Nebenraum gesteuert.
Die Kameras bewegten sich unterhalb des Sichtfelds von Sebastian Fitzek, der Musiker und Musikerinnen sowie des geladenen Publikums. Im Halbdunkel der zum Thriller passend abgestimmten Lichtshow waren die Kameras kaum wahrzunehmen. Gleichzeitig ermöglichten sie eine Verbindung zu den Zuschauern zuhause, insbesondere, wenn ein Künstler direkt nach unten in die Kamera blickte und zu den Zuschauern sprach.
Weitere Kamerapositionen
Über der Bühne war ein Hothead mit einem 17-300 mm Canon-Objektiv befestigt, mit dem ein Radius von 5,40 Meter abgedeckt wurde und der dem Zuschauer den Eindruck vermittelte, dass sich die Bühne unter ihm drehte. Auf einem Balkon in etwa fünf Meter Höhe stand eine Kamera auf einem Slider. Hinter der Bühne befand sich eine fahrbare Kamera auf einer Schiene, und die Führungskamera davor war auf einem Tower befestigt. Diese Kamera hätte auch bemannt sein können.
Doch Blackcam-Geschäftsführer und Regisseur der Übertragung Thomas Janze hat bewusst darauf verzichtet. »Die Übertragung ist als hundertprozentige Remote-Übertragung ausgelegt«, betont er. »Ihr Sinn ist es ja gerade, keine Kamera zu bemannen. Auch dann nicht, wenn man es könnte.« Das ist natürlich nicht ganz richtig, denn letztlich stehen die Kameraleute nicht hinter der Kamera, sondern ein paar Meter weiter, wo sie die Kameras fernsteuern.
Entstanden ist die Produktion zusammen mit der VPS Media Film und Fernsehproduktion von Andreas Schech. VPS Media ist Vorreiter im Bereich Cinematic Multicam mit Arri-Kameras und PL-Objektiven für Live-Übertragungen. »Die Zuschauer erwarten heute eine Bildqualität, die sie von Netflix und Co. gewöhnt sind«, begründet Andreas Schech die Nutzung von Cineoptiken. Zum Technikpark von VPS gehören deshalb unter anderem 15 Arri-Kameras sowie zwei OB-Vans.
Kam zur Buchpremiere das kleine, schlagkräftige Besteck zum Einsatz, soll es im Februar 2022 etwas aufwändiger werden. Dann möchte Sebastian Fitzek mit allen 15 Interpreten und Bands, deren Songs in »Playlist« eine Rolle spielen, an zwei Tagen in der Berliner Mercedes-Benz-Arena gastieren. Aufgezeichnet werden Konzert mit Lesung mit Hilfe von Blackcam und VPS Media in einer ungleich aufwändigeren Remote-Produktion. Einer Produktionsform, deren Möglichkeiten und Chancen noch längst nicht ausgereizt sind. Denn mit dem Blackcam Robotik-Kamerasystem werden Produktionen möglich, bei denen Kameraleute und Techniker während der Aufzeichnung noch nicht einmal in die Nähe der Kameras dürfen.