Warum Sportverbände mit AWS zusammenarbeiten
Immer mehr Sportverbände arbeiten mit dem Cloud-Anbieter AWS zusammen. Wie die Bundesliga, die Formel 1 und die NHL davon profitieren, verdeutlichte kürzlich ein virtuelles Panel-Gespräch von AWS.
AWS veranstaltete vor kurzem ein virtuelles Panel-Gespräch zum Thema Sport und brachte Experten von drei unterschiedlichen, großen Sportverbänden zusammen: Formel 1, Fußball-Bundesliga und die US-Eishockeyliga NHL.
Rob Smedley, Director of Data Systems bei der Formel 1, Andreas Heyden, CEO von DFL Digital Sports und EVP Digital Innovations der DFL, und David Lehanski, EVP of Business Development & Innovation der NHL, erläuterten, wie und warum sie mit AWS zusammenarbeiten und in welchen Bereichen sie schon jetzt und in Zukunft hiervon profitieren können.
Was sich dabei in allen Erläuterungen durchzog, war ein gemeinsames Bestreben: Die Sportorganisationen sitzen auf riesigen Mengen von Daten, die bei jedem ihrer Events anfallen. Das reine Handling dieser Daten ist komplex und erfordert einen großen Aufwand. Da bietet es sich heutzutage an, Cloud-Anbieter wie AWS einzubinden. Gleichzeitig wollen die Sportorganisationen aber ihre Daten nutzen und monetarisieren, wollen damit ihren Sport attraktiver und zugänglicher für Fans, Trainer, Spieler, Medien machen.
Riesige Datenfluten zu monetarisieren, ist eine Kernkompetenz von AWS, und deshalb sitzen mittlerweile viele Sportorganisationen auf der ganzen Welt im gleichen Boot mit AWS.
AWS kann in diesem Bereich Cloud-Services wie maschinelles Lernen anbieten und erstellt beispielsweise Statistiken wie die »Next Gen Stats « der NFL, »F1 Insights« und »Bundesliga Match Facts«.
Organisationen wie die NHL nutzen KI-Funktionalität, um Archive automatisch zu kennzeichnen und zu kategorisieren. Ein anderer Aspekt umfasst das »Internet der Dinge«: Sensoren auf dem Spielfeld und auf der Rennstrecke ermöglichen es, Echtzeitdaten zu liefern. Das kann so weit gehen, dass die Wahrscheinlichkeit einer Fahr- oder Spielaktion, ein Tor, ein Treffer oder ein Überholvorgang in Echtzeit vorhergesagt werden können.
AWS hat seine Leistungen in diesem Bereich gebündelt und gegliedert: neun AWS-Services, elf AWS-Solutions, speziell aufgesetzte AWS-Appliances hat das Unternehmen schon im Zusammenspiel mit rund 400 Partnern im Einsatz. Dabei nennt das Unternehmen als Haupteinsatzgebiete: Content Production, Media Supply Chain & Archive, Broadcast, Direct-to-Consumer & Streaming und Data Science & Analytics.
Was Formel 1, NHL und Bundesliga tun
Die Panel-Teilnehmer Smedley, Heyden und Lehanski wurden von Usman Shakeel von AWS zu ihren verschiedenen Ansätzen befragt und erläuterten, was sie derzeit schon tun. Sie gaben auch erste Hinweise, was in der Zukunft kommen könnte.
Schon umgesetzt ist etwa »F1 Insights«. Das umfasst ein Paket, das die Umsetzung von Grafiken in der Formel 1 ermöglicht:
Den Fans kann damit anhand von Daten erklärt und demonstriert werden, warum beispielsweise in der Startphase der eine Fahrer gut ins Rennen kam, der andere aber nicht.
Tatsächlich ist es so, dass bei einem Formel-1-Rennen in jedem Fahrzeug rund 300 Sensoren eingebaut sind, die 1,1 Millionen Datenpunkte pro Sekunde erzeugen.
Die Formel 1 und AWS haben es geschafft, diese Datenflut zu verarbeiten und in Echtzeit in F1-Insight-Grafiken umzusetzen, die den Fans erklären, was innerhalb eines Rennens passiert – und auch wie und weshalb es passiert. Aber Rob Smedley ließ durchblicken, dass dies nur ein kleiner Ausblick auf das ist, was noch kommen kann.
Ein ganz anderes Beispiel dafür, was man als Sportorganisation im Zusammenspiel mit AWS umsetzen kann, beschrieb David Lehanski von der NHL. So nutzt die NHL die Encoder-Box »Elemental Link UHD« und überträgt UHD-Bildsignale in HEVC in die Cloud.
Dort stehen dann bei jeder Spielbegegnung mehrere Live-UHD-Kameraperspektiven zur Verfügung. Diese Signale stellt die NHL in Form hochwertiger Live-Inhalte ihren Medienpartnern und Lizenznehmern zur Verfügung. Diese können wiederum ihr Programm damit optimieren und die Erstellung von Video-on-Demand-Programmen (VOD) beschleunigen — und das sind ziemlich viele: Die NHL bedient 190 verschiedene Videokanäle, und jede NHL-Saison umfasst, reguläre Saison und Playoffs zusammengefasst, mehr als 1.400 Spiele.
Hätte man eine gleichwertige UHD-Infrastruktur mit anderer Technik errichten wollen, wäre das sehr viel teurer gewesen.
Währenddessen konnte die NHL auch noch ein anderes Projekt umsetzen: synchronisierte Echtzeitdaten und Statistiken aus ihrem »Puck- und Player-Tracking-System«. Die NHL-Fans können nun einerseits die Spiele in UHD sehen und auf dem Second-Screen parallel auch gleich die jeweils aktuellen Daten sehen.
Wieder einen anderen Ansatz wählte die Bundesliga. Andreas Heyden erläuterte, dass die DFL einerseits ebenfalls modernste Echtzeit-Statistiken in der Live- und Highlight-Berichterstattung sowie auf digitalen Plattformen umgesetzt und bereitgestellt hat, die noch detailliertere Einblicke in das Spielgeschehen ermöglichen.
Davon profitieren eher Medien und beruflich am Fußball Interessierte. Außerdem hat die DFL aber auch begonnen, personalisierte Inhalte auf digitalen Plattformen an die einzelnen Fans bereitzustellen.
Ein weiteres Feld, in dem die Bundesliga gemeinsam mit AWS aktiv ist, ist Machine Learning / KI, um damit allen Zielgruppen jederzeit und auf allen Endgeräten passende Informationen und Inhalte zur Verfügung stellen zu können. Dazu erläutert Heyden: »Wir haben in unserer Nutzerschaft eine stark wachsende Nachfrage nach mobilen Hochkant-Inhalten identifiziert, und das werden wir adressieren. Vielleicht muss man letztlich an so etwas wie TikTok für Fußball denken.«
Mit dem Rückrundenstart der Bundesliga-Saison 2019/20 hatte AWS schrittweise angefangen, zusätzliche Informationen zu jedem Spiel über Smartphone, TV und Internet bereitzustellen. Der neue Statistik-Service wurde plattform- und geräteübergreifend umgesetzt, den Fans wurden Daten und neue Visualisierungen angeboten — unabhängig von ihrem Aufenthaltsort.
Diese Statistik-Plattform bietet auch Echtzeit-Vorhersagen über die Torerzielung (Expected Goals), kann potenzielle Torchancen identifizieren und aufzeigen, wie sich die Mannschaften taktisch verhalten. Das Angebot basiert auf Live-Daten und historischen Daten aus über 10.000 Bundesliga-Spielen.
Lebhaftes Panel, blickt auch nach außen
Rob Smedley von der Formel 1 erläuterte im Verlauf des Gesprächs: »Ich denke, dass wir in der Formel 1, vor allem im Bereich der Daten und des Fan-Engagements, noch sehr viel lernen können. Wir befinden und derzeit immer noch auf dieser Reise. Hier liegt ein schlafender Riese — und um den hier liegenden Schatz zu heben, lassen wir uns auch von verschiedenen anderen Sportarten inspirieren.«
Als Beispiel nannte Smedley auch den Golfsport und die PGA. »Die PGA ist von der Art und Weise, wie sie hochauflösende Bilddaten, Telemetriedaten und statistische Daten verpackt, wirklich sehr weit fortgeschritten.«
Andreas Heyden bekräftigt, dass man auch von anderen Sportarten lernen kann: »Ich gehe gern zum Tennis beim Roland Garros, und was France Televisions dort zeigt, ist wirklich fantastisch — es ist immer die neueste Übertragungstechnik. Und wir schauen uns auch an, was die NFL in Bezug auf das Erlebnis in den Stadien macht. Wir experimentieren auch mit 5G im Stadion, Augmented Reality und anderem. Der Sportbereich scheint oft sehr selbstreflektierend zu sein, und ich denke, es ist immer auch wichtig, einen Blick auf andere und auch auf die großen Tech-Giganten zu werfen. Was macht Amazon Prime? Was macht Netflix? Was macht Twitch? Was macht Discord? Weil wir etwas ganz Einzigartiges haben, interessieren sich die Leute für das, was wir tun — und wir müssen aufpassen, dass wir nicht zu egozentrisch werden, wir müssen offen für Ideen von außen bleiben.«
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