Kurznachrichten: 30.09.2021

News: Kurz und knackig – KW 39/2021

Wahl-Nachlese: Quoten und Bilderklau. Bestimmen: Netflix und der »Hollywood Zeitgeist«. Wenn’s brennt: Alarm mit TV-Folgen. Liberty: Glasfasern für Deutschland. Radio: Musik individualisiert. Bundeswehr: Nostalgie statt Digitalfunk. Polen: TVN-Streit geht weiter.

Wahl-Nachlese

Am Wahlabend hat das TV des Springer-Verlages laut DWDL 13 Minuten lang ohne Genehmigung Livebilder der »Berliner Runde« von ARD/ZDF um 20.15 Uhr übernommen. ARD/ZDF prüfen rechtliche Schritte. Die gebührenfinanzierte Sendung sei »auch für Menschen relevant, die sich am Wahlabend auf anderem Wege informieren möchten«, rechtfertigt der Verlag den Bilderklau.
Die Topquoten des Wahlsonntags erreichte DasErste. Zwischen 17 und 20 Uhr schalteten im Schnitt 5 Mio. (21,2%) ein, von den 14- bis 29-Jährigen sogar 28%. Die »Tagesschau« sahen 9,53 Mio., die »Berliner Runde« 6,12 Mio. und 3,96 Mio. im ZDF – zusammen mehr als 30%, bei den Jungen 37,9%. Anschließend brachten »Tagesthemen extra« und »Anne Will« der ARD Bestwerte.
An diesen Vertrauensbonus kamen die Privaten nicht heran: RTL erreichte vor 20 Uhr nur 6,3% und mit »RTL aktuell« 10,4% bzw. 2,16 Mio. Zuschauer. 2% der Zielgruppe bzw. 560.000 Menschen informierten sich bei Sat1. Für Bild werden am Abend Marktanteile von 0,1 bis 0,3% (ohne Online) gemeldet.
21,25 Mio. Aufrufe vom 2. bis 26.9. sind ein Rekord für den »Wahl-O-Mat«. Laut Bundeszentrale für politische Bildung wurde der geballte Vergleich von Wahlprogrammen 2015 rund 15,7 Mio. mal genutzt.

Unternehmen

Arcus Capital, BE Beteiligungen und Iris Capital verkaufen den Auktionskanal (Umsatz 2020 über 155 Mio. €) an iMedia Brands (USA) für 95 Mio. $ plus erfolgsabhängigem Bonus.
Erstmals in öffentlicher Tagung verabschiedete der Rundfunkrat die Abrechnung für 2020. Der vorab auf 131,6 Mio. € kalkulierte Fehlbetrag wurde auf 73,5 Mio. € reduziert. Hintergrund sind Sparmaßnahmen und die Verschiebungen von Fußball-EM, Olympia und Paralympics auf 2021.
Der Streamer realisiert den angekündigten Einstieg in die Games-Branche: Für einen nicht genannten Preis wurde der Spieleentwickler Night School Studio (»Oxenfree«) übernommen.

Broadcast

Die drei deutschsprachigen Pay-Sender der Turner-Mediengruppe sind seit dem Wochenende mit dem Logo von Warner gebrandet. Das Hollywood-Studio sei bekannter als TNT.
Der 2020 gegründete Bereich Innovationsmanagement und Digitale Transformation wurde zur Direktion aufgewertet. Leiter Thomas Dauser avancierte zum Direktor IDT mit Verantwortung u.a. für das Innovationslabor X Lab, strategische Fragen und Medienforschung.
Der Senderverbund bündelt seine Aktivitäten für ökologische Nachhaltigkeit beim BR und zur Förderung von Diversität beim RBB. Das beschlossen die neun IntendantInnen.
Ca. 90% des TV-Angebots sind untertitelt, täglich haben fünf Stunden Hörfassungen, und jährlich begleitet die Gebärdensprache 32.000 Sendeminuten. Eine neue Systematik soll künftig Warn- und Katastrophenmeldungen digital und im TV barrierefrei ausspielen. Die Untertitelung von Online-Inhalten werde ausgebaut.
Während eines Feueralarms beim Technik-Dienstleister samt Sauerstoff-Absaugung und folgender »sonic wave« wurden am Samstag alle Server automatisch abgeschaltet. Während die BBC auf andere Server schaltete und Channel4 nach 20 Minuten wieder OnAir war, dauerte der Totalausfall bei einigen Privatsendern von ca. 18 bis 22.36 Uhr. Der Auslöser des Alarms wird ermittelt.

5G

Der Bericht »Compatibility between 5G Broadcast and other DTT systems in the sub-700 MHz band« untersucht drei Szenarien zur Einführung von 5G Broadcast auf UHF. Das wird durch das Papier »5G Broadcast Network Planning and Evaluation« ergänzt.

Infrastruktur, Entwicklung

Nach dem Verkauf der Unitymedia-Kabelnetze 2019 soll ein 50:50-Venture mit dem Investoren InfraVia Capital in Deutschland Glasfasernetze »auf der grünen Wiese« bauen. Diese seien wegen fehlender schneller und zuverlässiger Breitbandanschlüsse attraktiv.
Thales (Frankreich) soll bis 2035 und für 600 Mio. € bis zu 30.000 Nachbauten des analogen SEL-Funkgerätes SEM80/90 (16 kBit/s zwischen 30,000 und 79,975 MHz) für je 20.000 € liefern. Parallel ist ein digitales Produkt zu entwickeln, dessen Maße und Anschlüsse den einfachen Austausch erlauben.
AMC Networks International Central Europe schaltet seine zentralen und Backup-Server als Rückfallebene mit IPGuard2-Switches. Den Support leistet Silicon Computers, Ungarn.

Streaming, Interaktiv

Co-CEO Ted Sarandos gab erstmals Nutzerzahlen für Filme bzw. Serien bekannt, um Produzenten auf einen »Hollywood Zeitgeist« hinzuweisen. Demnach führen »Extraction« mit 99 Mio. und »Bird Box« mit 89 Mio. Nutzern in den vier Wochen nach Start die Filmliste. Top-Serien sind »Bridgerton: Season 1« (82 Mio.) und »Lupin: Part 1« (76 Mio.).
Nach eigenen Angaben überschreitet die Video-App die Eine-Mrd.-Marke (mindestens einmal monatlich aktive Nutzer). Der chinesische Bytedance-Konzern besitzt damit die einzige globale Marke mit Trägerschaft außerhalb der USA.

Filme, Kino, Festivals

An 95 von 99 beantragten Restaurierungsprojekten wurden 2,9 Mio. € vergeben. Das Spektrum reicht vom Stummfilm über Oberhausen-Teilnehmer der 60er/70er Jahre bis zu DEFA-Filmen wie »Dein unbekannter Bruder« (1981), der wegen der differenzierten Charakterzeichnung angegriffen wurde.

Radio, Audio

Die »FFH+«-Technik soll das Musikangebot von Webradios mit gemeinsamen Wortinhalten, Moderationen etc. individualisieren. Nach der Erprobung beim Sender Harmony. FM wird nun mit Radio NRW der Prototyp eines Simulcast Replacers entwickelt. Es ist eines von sieben Projekten, die die NRW-Medienanstalt mit zusammen 250.000 € fördert.
Die Radiogruppe vergibt ihre Vermarktung ab 2023 an die ARD-Werbetochter AS&S. Sie steigt als Gesellschafter aus dem von ihr mitgegründeten Vermarkter RMS aus.
Der Betreiber lokaler DAB+-Netze auf Basis kostengünstiger softwarebasierter Lösungen in der Schweiz und Frankreich bewirbt sich mit einer neuen UK-Tochter auch dort um Lizenzen und Aufträge für den Sendebetrieb lokaler Small Scale DAB+-Multiplexe.

Statistiken, Studien

2025 überholt Deutschland mit 52 Mio. England mit 51 Mio. SVOD-Nutzern, prognostiziert Digital TV Research. Bis 2026 steige die Abozahl in 18 Ländern Westeuropas von heute 167 auf 238 Mio. Am Zugewinn partizipieren Deutschland mit 17 Mio., Frankreich und Italien mit je 10 Mio., das UK mit 9 Mio. Marktführer Netflix verbessert sich um 10 auf 67 Mio. Nutzer, Disney+ und Amazon haben 2026 je 53 Mio. Abos.

Recht

Zwei deutschsprachige Kanäle des russischen Staats-TV RT wurden gekündigt und entfernt. Vorab wurde RT über Verstöße gegen die Richtlinien zur Missinformation in Sachen Corona informiert. Eine Hochladesperre sei umgangen worden, so Medienberichte. Russland behauptet, Deutschland hätte die Entscheidung beeinflusst, und kündigte Maßnahmen gegen deutsche Medien in Russland an. Kürzlich scheiterte der Versuch, eine Luxemburger Rundfunk-Lizenz für einen deutschsprachigen Dienst zu bekommen.
Der Streit um die polnischen Discovery-Sender geht weiter. Die Medienkontrolle KRRiT lizenzierte den Newskanal TVN24 nach 19 Monaten Verzögerung nur bis 9/26. KRRiT unterstellte im Sinne des noch nicht verabschiedeten Mediengesetzes, trotz der Betreiberfirma in den Niederlanden stehe der Newskanal außerhalb der EU im Eigentum. Laut Gesetz könnte der parteiunabhängige Sender geschlossen oder ein Verkauf erzwungen werden.

Personalia

Um die Nachfolge von Intendant Manfred Krupp, der ab März 2022 in den Ruhestand geht, bewerben sich Stephanie Weber, die erst im Januar als HR-Betriebsdirektorin vom SR kam, und der stellvertretende ARD-Programmdirektor Florian Hager. Er war 2015 erster Geschäftsführer des Jugendangebots Funk.
Thorsten Schmiege folgt am 1. Oktober Siegfried Schneider als Präsident der Medienanstalt des Freistaats. Die Geschäftsführung übernimmt Annette Schumacher von Schmiege.
Bert Lingnau, seit 2009 dort tätig, wurde in eine zweite sechsjährige Amtszeit ab März 2022 als Direktor der Landesmedienanstalt gewählt.

 

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