Kurznachrichten: 11.02.2021

News: Kurz und knackig – KW 6/2021

Nostradamus: Möbliert statt virtualisiert? Rekord: Audiostreaming der ARD. Erste Schritte: Hallo, 6G-Mobilfunk. Letzte Schritte: Tschüs, 3G-Mobilfunk. NRW-Lokalradios: Vielfalt in Gefahr? Corona: Kino-Neustart bundesweit einheitlich!

Unternehmen

2020 legte der Konzernerlös um 44 % auf 125,6 Mrd. US-Dollar zu, der Nettogewinn wurde auf 7,2 Mrd. US-Dollar (rund 6 Mrd. Euro) mehr als verdoppelt. Gründer Jeff Bezos will im Q3 in den Aufsichtsrat wechseln; CEO wird dann Andy Jassy, Chef der Cloud-Sparte AWS, die allein im Q4 12,7 Mrd. US-Dollar (+28 %) umsetzte.
Corona hilft mit 4,5 Mio. im Q4 verkauften PS5-Konsolen. Der Konzernumsatz stieg um 9 % auf 2,7 Bio. Yen (214,3 Mrd. Euro). Die Gewinne stiegen gar um 62 % auf 372 Mrd. Yen (knapp 3 Mrd. Euro).
Der Verkauf der Werbetochter SpotX sichert dem TV-Konzern 1,17 Mrd. US-Dollar (0,97 Mrd. €), von denen 560 Mio. US-Dollar in bar und 14 Mio. in Magnite-Aktien nach Luxemburg fließen.
Journalisten streikten gegen die »Geschäftsführung in Rambo-Manier«: Die Produktionen in italienischer und türkischer Sprache sollen eingespart werden, 40 der 500 Mitarbeitenden, darunter 30 von 200 Journalisten, werden entlassen. Der Sender gehört zu 88% dem ägyptischen Milliardär Naguib Sawiris, der kürzlich den 25 % NBC-Anteil übernommen hatte.

Broadcast

Sind die ab 2009/2010 eingerichteten virtuellen News-Sets out? Laut DWDL will die Senderfamilie zum realen Set zurück. Angesichts der Fake-News-Debatte seien Transparenz und Authentizität so besser herauszustellen als in simulierten Umgebungen. Es gibt aber auch andere Signale — schließlich eröffnet die Technik heute viele Hybrid-Lösungen.
Die Zukunft der Produktion ist virtuell. Entsprechende Tools würden sich in den nächsten fünf Jahren zunehmend verbreiten und billiger werden. Das prognostiziert der jährliche Nostradamus-Report. Einzelne Schritte der Post- würden in die Preproduktion verlagert.
Das ZDF wird weiter 50 % der Zusatzkosten von corona-bedingten Drehunterbrechungen übernehmen, die nicht vom Ausfallfonds II der Bundesländer getragen werden.
Erstmals seit 2009 schalteten weniger als 100 Mio. Zuschauer das Superbowl-Finale ein. Von den 96,4 Mio. nutzten 5,7 Mio. (+2,3 Mio. zu 2019) das Streaming von CBS All Access. Die nächtliche Übertragung bei ProSieben schalteten bis zu 2,41 Mio. ein; der Anteil der Hauptzielgruppe stieg auf 2/3.

Streaming

Auf den Bestwert von 151 Mio. Abrufen im Dezember 2020 folgten 170 Mio. Abrufe im Januar. Seit Februar 2020 verdoppelte sich die Nutzung damit auf 1,4 Mrd. Abrufe monatlich.
Der Musikstreamer gewann im Q4 11 Mio. Abos und hat nun 155 Mio. Zahlende, mit der Gratisversion 345 Mio. Nutzer. Jedoch fiel der Erlös pro Kunde um 8% auf 4,26 €. Trotz des Umsatzes von 2,17 Mrd. € (+17%) bleibt ein Verlust von 125 Mio. € (2019: 209) im Q4.

Radio, Audio

2020 stiegen die Wiedergaben um über 130 % auf 54 Mio., die Nutzungsdauer sogar um 184 % auf über 18 Mio. Stunden. Seit September werden monatlich 5 Mio. überschritten, im Januar 2021 waren es mehr als 6 Mio. Bestmarken setzen »Das Coronavirus-Update« (NDR, 5 Mio.) und »Kekulés Corona-Kompass« (MDR 1,2 Mio.). Fiktionale Formate (»Radio Tatort« etc.) erreichten 13 Mio. Wiedergaben.
Ein Ad-hoc-Ausschuss untersucht bis Mai Perspektiven der 44 Lokalradios. Angesichts des Rückzugs einer Betriebsgesellschaft und »Unsicherheit über die personelle Ausstattung einiger Anbieter, vor allem im journalistischen Bereich« befürchtet die Medienkommission eine »potenzielle Gefahr für die Anbietervielfalt«.
Die Medienanstalt HSH hat den Plattformbetrieb für ein zweites landesweites DAB+-Ensemble für private Radiosender ausgeschrieben. Meldeschluss für Firmen, die Sendetechnik und Programmakquise zusammen anbieten, ist am 24. März.
Profi-Radio (Zielgruppe: Heim- und Handwerker) gibt den Start um zweiten nationalen Bundesmux auf. Corona brachte den Werbemarkt zum Erliegen und machte Partnerschaften unmöglich. Ohne Begründung beendete auch der Comedy-Sender Joke.FM (auf DAB+ schon in Hessen) seine nationale Terrestrik-Vorbereitung.

Netze

Suhl (Thüringen) ist derzeit »Testballon« für die 3G-Abschaltung am 30. Juni. Dessen Bandbreiten auf 2100 MHz werden derzeit um 5 auf 15 MHz Bandbreite erweitert. Die Einschaltung von 4G/LTE bringe ab Juli weitere 5 MHz. 17.000 der 18.000 Mobilfunkstationen seien technisch vorbereitet, weiterer Netzausbau ist vorgesehen. Über 3G laufen noch weniger als 2% des Datenverkehrs.

Forschung

Fünf Institute bündeln ihre Kompetenzen für »6G Sentinel«. Spitzendurchsatz, Verbindungsdichte u.a. für VR und autonomes Fahren zwischen 100 und 300 GHz sollen für den Mobilfunk bis zum Prototypen und einschließlich eines Übertragungsverfahrens entwickelt werden.

Rundfunkbeitrag

Kai Gniffke hält sein umfangreiches Koop-Angebot (einschl. gemeinsamer Direktionen) an den SR aufrecht. Zu ablehnenden Reaktionen erklärt er u.a., Autonomie dürfe nicht mit Autarkie gleichgesetzt werden. Der SWR-Intendant votiert für Lösungen aus den Anstalten heraus, bevor die Politik ihnen etwas diktiert.

Recht

Das LG München bezeichnet den Vertrag, wonach Google die Website gesund.bund.de des Bundesgesundheits-Ministeriums prominent herausstellen sollte, als Kartellverstoß. Die Burda-Tochter netdoktor.de obsiegte mit zwei Einstweiligen Verfügungen.

Kino, Film, Festivals, Förderung

Etwas rot und viel schwarz kontrastieren als Basisfarben des Designs der zweigeteilten 71. Berlinale 2021. Die Grafik der Berliner Gestalterin Claudia Schramke zeigt einen »typisch Berliner Charakter. Das sympathische handgemachte Motiv sorgt in diesen besonderen Zeiten für Optimismus und verbreitet Vorfreude auf die zwei Etappen des Filmfestivals«, so Festival-Kochefin Mariette Rissenbeek.
Per offenem Brief fordern fünf Filmverbände die Wiedereröffnung der Kinos »bis spätestens Ostern«. Es sei »kaum begreiflich und auch rechtlich äußerst fragwürdig, wenn Handel und Gastronomie vor den Kulturorten öffnen dürften«. Auch FFA-Präsident Bernd Neumann hatte einen bundesweit einheitlichen Termin gefordert.
Das von Studierenden der Film-Uni Babelsberg organisierte internationale Studenten-Filmfestival wird erst vom 21. bis 25. Juli vor Ort und Online stattfinden. Zur Jubiläumsauflage gingen 1.075 Einreichungen aus 65 Ländern ein.
Das Media-Programm förderte seit 1991 die Film- und Medienbranche mit rund 2,6 Mrd. Euro. Infos über die aktuellen Förderhebel werden ab April veröffentlicht. Die vier Creative Europe Desks in Deutschland beraten zu den Möglichkeiten im Jubiläumsjahr.

Personalia

Geschäftsführerin Andrea Schönhuber stärkt die Leitung der Berliner Produktion mit langjährigen Mitstreiterinnen: Kirstin Benthaus Gebauer, bisher Chief Executive, folgt als Geschäftsleiterin Creative Christine Vescio, die in die Geschäftsführung von MoveMe wechselte. Herstellungsleiterin Anne Hamp wird Director Production.
Jennifer Mival wurde zur Professorin im neuen berufsbegleitenden Masterstudium Entertainment Producing berufen, das im September beginnt. Mival war zuvor deutsche Nonfiction-Chefin bei Netflix.
Kai Fischer übernimmt am 1. Mai die Geschäftsführungen der neuen Radioallianz Audiotainment Südwest und der drei Gründungs-Firmen. Er kommt von Antenne Niedersachsen; sein bisheriger Kogeschäftsführer Carsten Hoyer ist nun allein verantwortlich.
Lars Riedel ist seit dem 1. Februar Head of Consumer Entertainment im Privatkunden-Bereich. Das Unternehmen erreicht 24 Mio. deutsche Kabelhaushalte mit 13,5 Mio. TV-Kunden.